Nicht schlafen können: Welche Krankheit kann dahinterstecken?

Nicht schlafen zu können, kann auf eine Krankheit hinweisen. Wer ständig mit Einschlaf- und Durchschlafproblemen zu kämpfen hat, könnte unter einer Insomnie leiden. In ganz seltenen Fällen ist die Unfähigkeit zu schlafen der Beginn der tödlichen familiären Schlaflosigkeit.

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Es gibt Nächte, in denen man einfach nicht schlafen kann: man wälzt sich herum, weil man hellwach ist – und das, obwohl man eigentlich dringend Schlaf bräuchte. Oder man schläft zeitig ein, aber wacht mitten in der Nacht auf und kann bis zum Morgen nicht wieder in den Schlaf finden. Solange solche Nächte die Ausnahme bleiben, sind Schlafprobleme nicht weiter besorgniserregend. Nicht schlafen zu können, kann jedoch eine Krankheit sein.

Eine Frau sitzt mit Schlafproblemen im Bett
Foto: iStock_amenic181

Nicht schlafen können: Ist es eine Krankheit?

Schwierigkeiten mit dem Ein- und Durchschlafen haben viele Menschen – oder gar die meisten, wie aus dem DAK-Gesundheitsreport von 2017 hervorgeht: 80 Prozent der befragten 35- bis 65-Jährigen gaben an, unter Schlafproblemen zu leiden. Von 2010 bis 2017 stieg die Zahl der Betroffenen um 66 Prozent an. Eine 2022 durchgeführte repräsentative Umfrage von YouGov zeichnet das gleiche Bild. Danach beschrieben 40 Prozent der Befragten ihren Schlaf als „schlecht“, 30 Prozent als „eher nicht gut“ und 10 Prozent als „gar nicht gut“.

Sowohl Einschlaf- und Durchschlafprobleme als auch eine schlechte Schlafqualität sind häufig Folge von Stress, Ängsten und Sorgen und dem daraus resultierenden nächtlichen Gedankenkarussell. Krankhaft sind die Schlafprobleme aber nicht unbedingt. In der Regel verschwinden sie schnell wieder, sobald die Psyche entspannen kann. Wenn aber die Schlaflosigkeit anhält, handelt es sich um eine Krankheit – die Insomnie.

Schlaflosigkeit als Krankheit: Insomnie

Die Kriterien einer Insomnie sind erfüllt, wenn Betroffene über mehrere Wochen mindestens dreimal pro Woche

  • Schwierigkeiten mit dem Ein- und Durchschlafen haben oder sehr früh aufstehen,

  • unter einer schlechten Schlafqualität leiden und

  • so sehr von den Schlafbeschwerden eingeschränkt werden, dass sie ihren Alltag nicht mehr bewältigen können.

Die einzelnen Symptome können, müssen aber nicht in Kombination auftreten. Manche Betroffene haben nur Schwierigkeiten beim Einschlafen, während andere in der Nacht aufwachen und nicht weiterschlafen können.

Faktoren wie Stress, eine unzureichende Schlafhygiene sowie psychische und physische Erkrankungen wie Depressionen oder Herzprobleme sind häufige Auslöser der chronischen Schlafstörung. Auch belastende Lebensumstände wie Arbeitslosigkeit oder Einsamkeit sowie eine ständige innere Anspannung können am Schlafen hindern.  

Krankhafte Schlaflosigkeit kann lange anhalten

Sobald die verursachenden Faktoren erkannt und bewältigt werden, normalisiert sich der Schlaf in der Regel wieder. In manchen Fälle jedoch hält die Schlaflosigkeit an, obwohl die Auslöser nicht mehr vorhanden sind. Bestehen die Beschwerden länger als drei Monate, spricht man von einer chronischen Insomnie (oder auch Langzeitinsomnie im Gegensatz zur Kurzzeitinsomnie). Diese ist häufig die Folge von Verhaltens- und Denkweisen von Betroffenen, die den Schlaf stören. So erhöht die Sorge darum, zu wenig Schlaf zu bekommen, die innere Anspannung, welche sich wiederum negativ auf das Schlafvermögen auswirkt.

Neben den unmittelbaren Folgen einer Insomnie wie starke Erschöpfung, Konzentrationsstörungen und Leistungseinbußen birgt eine Insomnie auch Langzeitrisiken für die Gesundheit: Chronischer Schlafmangel begünstigt Übergewicht, was das Risiko für Diabetes ansteigen lässt, und führt zu Bluthochdruck – das erhöht die Wahrscheinlichkeit, einen Herzinfarkt zu erleiden. Auch können Schlafstörungen Depressionen und Angststörungen auslösen.

Eine Insomnie lässt sich in der Regel durch eine gute Schlafhygiene, Stressabbau und regelmäßig durchgeführte Entspannungsübungen in den Griff bekommen, sodass gesundheitliche Folgen abgewendet werden können. Das gilt nicht für eine andere Schlaferkrankung: die familiäre Insomnie.

Wenn die Schlafstörung zur Krankheit wird: Tödliche familiäre Schlaflosigkeit

Die familiäre Insomnie wird, wie die Bezeichnung schon nahelegt, vererbt. Wenn ein Elternteil die Erkrankung hat, besteht eine 50-prozentige Wahrscheinlichkeit, dass auch das Kind daran erkrankt. Die Krankheit kann zwischen dem 20. und 70. Lebensjahr ausbrechen, im Durchschnitt tut sie das aber in den 40ern.

Betroffene, die unter dieser Form der Insomnie leiden, haben in der Frühphase der Erkrankung nur leichte Ein- und Durchschlafstörungen. Hinzukommen meist Steifheit, Muskelzucken und eine hohe Muskelaktivität im Schlaf. Im fortgeschrittenen Stadium setzt allmählich die Schlaflosigkeit ein – Betroffene können immer weniger schlafen, bis sie ihr Schlafvermögen irgendwann ganz verlieren. Schlafmittel, so stark sie auch sind, zeigen keinerlei Wirkung und helfen Betroffenen daher nicht.

Parallel dazu kommt es zu Bluthochdruck, Herzrasen sowie zu einem Abbau der geistigen Funktionen bis hin zu Demenz und einem Verlust der Koordinationsfähigkeit. Aufgrund des Schlafentzugs treten Halluzinationen auf, die die Grenzen zwischen Realität und Traum verwischen. Durchschnittlich vergehen nach Symptombeginn nur 13 Monate, bis die Betroffenen sterben.

Familiäre Schlaflosigkeit lässt sich nicht behandeln

Bei der familiären Insomnie handelt es sich um eine sogenannte Prionenkrankheit. Unter diesem Begriff sind neurodegenerative Erkrankungen zusammengefasst, die durch bestimmte Eiweiße – die Prionen – verursacht werden. Sie greifen die Hirnmasse an, sodass verschiedene Gehirnfunktionen immer mehr verloren gehen. Im Falle der letalen familiären Insomnie wird vor allem der Thalamus im Zwischenhirn zerstört, also jenes Gehirnareal, das den Schlaf beeinflusst. Prionenkrankheiten charakterisieren sich dadurch, dass sie nicht behandelt werden können und daher immer tödlich enden.

Tödliche Schlaflosigkeit ist sehr selten

In Deutschland und auch weltweit ist die letale familiäre Insomnie extrem selten. Laut Expert:innen sind hierzulande nur eine Handvoll Familien bekannt, die das Gen in sich tragen. Nur wenn Fälle der Erkrankungen in der Familie aufgetreten sind, wird bei anhaltender Schlaflosigkeit eine Verdachtsdiagnose gestellt, die mit verschiedenen Untersuchungen wie etwa ein EEG und Laborwerten gesichert werden kann.

Sind hingegen keine Fälle in der Familie bekannt, kann man aufatmen: Nicht schlafen können, kann zwar eine Krankheit sein, aber eine, die behandelt werden kann.

Quellen
  • Müdes Deutschland: Schlafstörungen steigen deutlich an, in: dak.de
  • Schlaflose Nächte – warum? Was hilft?, in: bundesaerztekammer.de