Bisher unbekannte Drüse zufällig entdeckt

Eigentlich ist das menschliche Wesen in seiner Anatomie vollständig erforscht. So schien es bisher. Nun haben niederländische Krebsforscher eine bahnbrechende Entdeckung gemacht!

Graphik zeigt menschliche Organe
Niederländische Forscher haben zufällig eine bisher unbekannte Drüse entdeckt Foto: The Netherlands Cancer Institute

Hat sich da jemand verzählt? Bisher war bekannt, dass der Mensch 20 Organe besitzt. Diese Organe wie Haut, Leber, Schilddrüse und Herz kennt jeder. Sie sind bei jedem Menschen im Normalfall seit der Geburt angelegt und begleiten uns mit ihren verschiedenen Funktionen durchs Leben. Nun haben Krebsforscher des Netherlands Cancer Institutes in Amsterdam ein neues menschliches Organ im Rachenraum entdeckt, das bisher übersehen wurde.

Forscher entdecken 4cm lange Drüse

Eigentlich wollten die Forscher herausfinden, welche Nebenwirkungen Bestrahlungen bei Prostatakrebs-Patienten auf Kopf und Hals haben. 100 Patienten mit einer Positronenemissionstomografie (PET)/CT wurden untersucht, um Biomarker für Prostatakrebs sichtbar zu machen. Das Team um Wouter Vogel und Matthijs Valstar war völlig überrascht, dass sie dabei ein bisher unbekanntes menschliches Organ entdeckten.  

An der Rückseite des Rachenraumes sahen sie eine fast 4cm lange Drüse, die paarig angelegt ist (wie zum Beispiel die Rachenmandeln). Bekannt sind bisher die drei großen Speicheldrüsen im Rachen. Das sind die paarig angeordneten Drüsen unter der Zunge, auf beiden Seiten des Unterkiefers und in den Wangen unterhalb des Ohres. Diese Drüsen produzieren ein Sekret, das bei der Vorverdauung der Nahrung und der Bekämpfung von Bakterien im Mundraum eine wichtige Rolle spielt. Zudem geht man von etwa 1.000 weiteren kleinen „Drüsennestern“ im Rachenraum aus, die aber aufgrund ihrer geringen Größe nicht als Organe erfasst sind. 

Die Forscher waren sich sicher, dass es sich bei der Entdeckung um ein neues Organ handelt. Die 100 untersuchten Patienten wie auch zwei Leichen von verstorbenen Patienten wiesen diese unbekannte Drüse auf. Alle verfügten das typische Drüsengewebe mit zwei ausführenden Gängen.

Name des Organs ist Tubariusdrüse

Die Lage des neuen Organs hat die niederländischen Forscher zu diesem Namen inspiriert. Aufgrund seiner Lage am Übergang zwischen Mittelohr und Rachen, also am sogenannten „Torus tubarius“, nannten sie die unbekannte Speicheldrüse Tubariusdrüse. Die neuentdeckte Speicheldrüse liegt beiderseits der sogenannten Tubenöffnung.  Das ist die Stelle, an der die Eustachische Röhre in den Nasenrachenraum mündet. Dort bildet die Rachenschleimhaut einen Wulst. Bislang hielt man dieses Gewebe aber für nicht weiter auffällig. 

Neue Speicheldrüse mit Bedeutung

Bei ihren Untersuchungen konnten die Forscher bestätigen, dass die Tubariusdrüse zwei Merkmale eines Organs aufweist. Ein Organ sollte aus mehr als einem Gewebetyp bestehen, eine bestimmte Form haben und spezifische Funktionen ausüben. Hinsichtlich Gewebe und Struktur konnten die Forscher ihre Annahmen bestätigen. Nur bei der Funktion gehen sie bisher von der Annahme aus, dass die Tubariusdrüse zur Befeuchtung ihrer Umgebung dient. Dabei ist aufgrund der Lage im Nasenrachenraum davon auszugehen, dass der Eingang der „Eustachischen Röhre“ und seine Umgebung befeuchtet wird. Die Eustachische Röhre ist unter anderem für die Reinigung des Mittelohres zuständig. Dazu ist sie mit einer Schleimhautschicht ausgekleidet, die durch kleinste Flimmerhärchen auf ihrer Oberfläche Sekret oder Schleim aus dem Mittelohr in den Nasenrachenraum transportiert. Nur eine ausreichend befeuchtete Schleimhaut kann ihre Aufgabe erfüllen. Daher könnte die Annahme der niederländischen Forscher berechtigt sein. 

Hoffnung für Krebspatienten

Warum die neue menschliche Drüse erst jetzt entdeckt wurde, liegt an ihrer versteckten Lage und ihrem unauffälligen Aussehen unter der Schleimhaut. „Dieses Gebiet ist nur bei einer nasalen Endoskopie zu erkennen.", erklärte Valstar und sein Team.

Für die Krebsforscher ist die Entdeckung der Tubariusdrüse vor allem für die klinische Forschung wichtig. Wenn diese neue Drüse durch eine Strahlentherapie im Kopf-und Nackenbereich geschädigt würde, könne es zu Komplikationen bei den Patienten kommen. So könnne bei entsprechenden Patienten die Lebensqualität besser erhalten werden.

Alle anderen in der Medizin tätigen bekommen durch die Entdeckung der bisher unbekannten Drüse, die zufällig entdeckt wurde, mehr Arbeit: denn Medizinbücher und Anatomiezeichnungen müssen nun aktualisiert werden.

Quellen:

Forscher entdecken ein neues Organ, in: scinexx.de

Bisher unbekannte Drüse zufällig entdeckt, in: n-tv.de

The tubarial salivary glands, in: thegreenjournal.com

Ohrtrompete, in: klinikumbielefeld.de