Neuer Risikofaktor für Impfdurchbrüche entdeckt

Impfdurchbrüche werden immer häufiger – doch das Risiko für eine Corona-Infektion trotz Impfung ist nicht bei allen Menschen gleich hoch. Faktoren wie das Alter spielen dabei beispielsweise eine Rolle; jetzt haben Forscher:innen einen weiteren Risikofaktor entdeckt.

Eine Frau liegt auf dem Sofa und hustet in die Armbeuge
Trotz Impfung mit Corona flachliegen: Forschende haben nun eine weitere Personengruppe identifiziert, die das besonders häufig trifft Foto: iStock/South_agency

Trotz Dreifach-Impfung an Corona erkrankt: Für dieses Szenario gibt es mehrere Gründe, darunter etwa der im Laufe der Monate nachlassende Impfschutz und der Anstieg der Durchbruchquote, der mit einer wachsenden Impfquote einhergeht.

Einige Menschen haben ein höheres Risiko für solche Impfdurchbrüche als andere – dazu gehören neben älteren Menschen etwa Patient:innen, die eine Chemotherapie erhalten oder deren Immunsystem medikamentös gehemmt wird. In einer aktuellen Studie haben Wissenschaftler:innen des San Francisco Veterans Affairs Health Care Systems nun einen weiteren Risikofaktor für Impfdurchbrüche offenbart.

Impfdurchbrüche: Psychische Erkrankungen als Risikofaktor

Die Forschenden analysierten die Daten von 263.697 Patient:innen, die vollständig gegen COVID-19 geimpft waren. Die meisten davon waren Männer über 60.

Etwas mehr als die Hälfte von ihnen (51,4 Prozent) hatte innerhalb der letzten fünf Jahre eine oder mehrere psychische Erkrankungen diagnostiziert bekommen. 14,8 Prozent hatten eine Durchbruch-Infektion mit COVID-19. Zu den diagnostizierten Erkrankungen gehörten unter anderem bipolare Störung, posttraumatische Belastungsstörung, Angst- und Essstörungen.

Die Analysen der Wissenschaftler:innen ergaben ein erhöhtes Aufkommen von Durchbruchsinfektionen bei Patient:innen mit psychischen Erkrankungen – und das blieb auch bestehen, wenn andere Risikofaktoren wie etwa Rauchen herausgerechnet wurden.

Diese Erkrankungen erhöhen das Risiko am meisten

Zwei Diagnosen erhöhen das Risiko laut den Auswertungen besonders stark: Anpassungsstörungen (Schwierigkeiten, ein einmaliges oder fortlaufendes belastendes Ereignis zu akzeptieren) und Substanzgebrauchsstörungen (das wiederholte Verwenden einer Substanz, obwohl es privat, beruflich oder gesundheitlich Schaden anrichtet).

Am meisten stieg das Risiko für eine Durchbruchsinfektion insgesamt für ältere Menschen mit psychischen Erkrankungen. Bei Studienteilnehmer:innen ab 65 stellten demnach alle psychischen Erkrankungen ein erhöhtes Risiko für Impfdurchbrüche dar; bei jüngeren Menschen hatten dagegen nur Angststörungen, Anpassungsstörungen und Substanzgebrauchsstörungen einen negativen Einfluss auf dieses Risiko. Andere psychische Erkrankungen konnten das Impfdurchbruch-Risiko bei jüngeren Teilnehmer:innen sogar verringern – laut Vermutungen der Studienautor:innen möglicherweise aufgrund einer stärkeren sozialen Isolation.

Woher kommt das erhöhte Risiko?

Als Erklärung für die häufigeren Impfdurchbrüche unter psychisch Erkrankten haben die Studienautor:innen zwei Theorien – eine biologische und eine soziale.

Zum einen weisen sie darauf hin, dass psychiatrische Störungen, darunter Depressionen, Schizophrenie und bipolare Störungen, in der Vergangenheit mit einer verminderten zellulären Immunität und einer abgeschwächten Reaktion auf Impfstoffe in Verbindung gebracht wurden; es könnte also sein, dass auch die SARS-CoV-2-Impfung bei ihnen schlicht weniger gut wirkt beziehungsweise der Impfschutz schneller nachlässt oder die Immunisierung weniger gut vor neuen Varianten schützt.

Zum anderen könnte aus ihrer Sicht ein risikofreudigeres Verhalten, das mit einigen psychischen Erkrankungen einhergeht, das Ansteckungsrisiko und damit das Risiko für Durchbruchsinfektionen erhöhen.

Quellen:

Nishimi, Kristen, et al. (2022): Association of Psychiatric Disorders With Incidence of SARS-CoV-2 Breakthrough Infection Among Vaccinated Adults, in: JAMA Network Open

Mental Illness Tied to COVID-19 Breakthrough Infection, in: medscape.com