Neue Therapie gegen Übergewicht? Verantwortliches Gen entdeckt

Wissenschaftler haben ein Gen entdeckt, das für Übergewicht verantwortlich sein könnte. Somit könnte auch eine neue Therapiemethode entwickelt werden. 

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Gibt es ein Gen, das für Übergewicht verantwortlich ist? Und was was macht Menschen schlank? Diese Fragen stellten sich die Forscher um den österreichischen Genetiker Josef Penninger vom kanadischen Life Sciences Institute an der University of British Columbia und Michael Orthofer vom Institut für Molekulare Biotechnologie (IMBA) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien. Für ihre Studie analysierten sie die Genome von Menschen, die entweder einen sehr niedrigen Body-Mass-Index (BMI) hatten oder normalgewichtig waren.

ALK bei schlanken Menschen häufig deaktiviert

Michael Orthofer und seinem Team lagen die Werte von ingesamt 47.000 Menschen aus der Datenbank des "Estonian Genome Center" der Universität Tartu in Estland vor. Dabei fanden die Forscher heraus, dass ein bestimmtes Gen trat bei den Schlanken besonders häufig deaktiviert war: das Protein ALK, kurz für Anaplastische Lymphomkinase. Es könnte somit ein Hinweis darauf sein, dass dieses Gen für Übergewicht verantwortlich ist. Bisher war über das Gen nur bekannt, dass es in mutierter, aktivierter Form das Wachstum von Krebszellen fördern kann.

Erste Test an Fruchtfliegen und Mäusen

Um zu untersuchen, wie ALK und Schlankheit zusammenhängen, führten die Wissenschaftler zunächst Tests an Fruchtfliegen durch. Man schaltete das Gen in den Tieren aus und konnte im Folgenden beobachten, dass deren Blutfettwerte (Triglyceride) selbst bei zuckerreicher Ernährung niedrig blieben.

In einem zweiten Schritt folgten Versuche mit Mäusen. Das Testergebnis der Fruchtfliegen konnte bestätigt werden: Bei ausgeschaltetem ALK-Gen blieben auch die Nagetiere schlank. Bei den Mäusen wiesen die Wissenschaftler nach einigen Tagen außerdem einen erhöhten Glycerol-Wert im Blut nach. Glycerol entsteht, wenn Fett verbrannt wird.

Neue Therapie gegen Übergewicht möglich?

In ihrer Studie, die im Fachblatt "Cell" publiziert wurde, untersuchten die Wiener Forscher weiterhin, was geschieht, wenn man ALK nicht im gesamten Körper, sondern nur in bestimmten Bereichen deaktiviert. Fettgewebe, Muskeln, Leber und Immunsystem reagierten nicht auf eine Genveränderung. Das Gehirn allerdings schon: Nach der Blockade der Nervenzellen im Hypothalamus konnten die Wissenschaftler dieselbe Gewichtsreduktion beobachten, die sie bereits bei Tieren, bei denen ALK im ganzen Körper ausgeschaltet worden war, festgestellt hatten. 

Auf Basis dieser Ergebnisse mutmaßte Penninger, die Hemmung des ALK-Gens könnte "eine neue Therapiemöglichkeit sein, um schlank zu bleiben". Ob sich die in Tieren gezeigten Phänomene allerdings auf den Menschen mit Übergewicht übertragen lassen, müssten weitere Studien zeigen.  


Quellen:
Identification of ALK in Thinness, in: cell.com
Molekularbiologie: Wiener Forscher entdecken "Schlankmacher-Gen", in: science.orf.at