Neue Therapie erspart Schilddrüsen-OP

Jeder dritte Erwachsene hat Veränderungen an der Schilddrüse. Bei großen Knoten gibt es jetzt eine neue Behandlung. Entdecken Sie bei Praxisvita die modernste Therapieform.
Sie ist klein und unscheinbar. Doch wenn sie nicht funktioniert, regiert in uns das Chaos. Die Schilddrüse produziert Hormone, die Einfluss auf sämtliche Stoffwechselvorgänge des Körpers haben. Doch was tun, wenn das kleine Organ unter dem Kehlkopf krank wird?
Über- oder Unterfunktion
"Die häufigste Erkrankung ist eine leichte Vergrößerung der Schilddrüse, auch Struma oder im Volksmund Kropf genannt", sagt Dr. Peter Stiefelhagen, Internist und Chefarzt der Inneren Abteilung des DRK-Krankenhauses Hachenburg. "Ursache ist meist Jodmangel. Die Schilddrüse versucht, diesen Mangel auszugleichen, indem sie zusätzliches Gewebe bildet." In den meisten Fällen lösen sogenannte heiße Knoten eine Überfunktion aus. "Bestimmte Bezirke des Schilddrüsengewebes entgleisen plötzlich und produzieren unkontrolliert Hormone", erklärt der Experte.
Bei einer Unterfunktion produziert die Schilddrüse zu wenig Hormone. Spürbare Folgen können Kälteempfindlichkeit oder Verstimmungen, aber auch Herzbeschwerden sein.
Weit verbreiteter Jodmangel
Als Treibstoff für die Hormonproduktion benötigt die Schilddrüse Jod – für vollen Arbeitseinsatz etwa 180 bis 200 Mikrogramm täglich. "Sie bekommt aber durchschnittlich nur 120 Mikrogramm Jod. Diese Mangelversorgung ist Hauptursache der Kropfbildung", weiß Dr. Stiefelhagen.
Neue Therapiemöglichkeiten
Grundsätzlich können die Funktionsstörungen sehr erfolgreich behandelt werden. Patienten mit einer Unterfunktion erhalten Tabletten mit Schilddrüsenhormonen.
Eine Überfunktion durch heiße Knoten kann mit radioaktivem Jod behandelt werden. "Bei dieser Therapie bekommen die Patienten ein Getränk oder eine Kapsel. Darin enthalten ist eine bestimmte Menge an radioaktiv gemachtem Jod, das von jenen Gewebeteilen eingelagert wird, die die Überfunktion verursachen", erklärt Dr. Stiefelhagen. Durch die Wirkung der Strahlen werden diese Bezirke ausgeschaltet. "Der Rest des Körpers bleibt von der Strahlung verschont."
Bei großen Knoten ist aber oft eine Operation nötig. "Ein neuartiges Verfahren, die sogenannte Mikrowellenablation, könnte eine Alternative zu den etablierten Therapien sein", sagt der Arzt. Bei örtlicher Betäubung wird eine Sonde durch die Haut geleitet. Sie dient dazu, die Mikrowellen direkt auf die Schilddrüsenknoten zu lenken. Die kranken Zellen werden erhitzt und das behandelte Schilddrüsengewebe vom Körper abgebaut. "Allerdings gibt es für dieses Verfahren noch keine Langzeitstudien", so der Experte.
Darauf sollten Sie achten
Kälte oder Hitze
Wer bei Wärme friert, weil der Kreislauf auf Sparflamme läuft, der könnte an einer Unterfunktion der Schilddrüse leiden.
Jodversorgung
Auch hierzulande herrscht Jodmangel. Verwenden Sie Jodsalz und essen Sie zweimal pro Woche Seefisch.
Gewichtsschwankungen
Unerklärlicher Gewichtsverlust könnte auf das Konto einer überaktiven Schilddrüse gehen. Bei einer Unterfunktion nehmen die Betroffenen oft zu.
Die kleine Steuerzentrale unter dem Kehlkopf
Das alles regelt die Schilddrüse
Bei einer Überfunktion der Schilddrüse läuft unser Körper auf Hochtouren. Die Folgen sind Nervosität, Konzentrationsschwäche, Herzrasen, Schlafstörungen, vermehrtes Schwitzen oder ein unerklärlicher Gewichtsverlust. Die Schilddrüse steuert fast alle wichtigen Funktionen und Organe im Körper, wie zum Beispiel den Energieverbrauch, Wärmehaushalt, Kreislauf und die Aktivität der Muskeln. Da auch das Herz ein Muskel ist, haben die Schilddrüsenhormone maßgeblichen Einfluss auf den Herzschlag. Man kann sich die Schilddrüse wie ein Gaspedal im Auto vorstellen: Die Unterfunktion lässt den ganzen Körper untertourig, die Überfunktion übertourig fahren. Schilddrüsenhormone steuern zudem die Arbeit der Darmmuskeln. Deshalb kommt es bei Störungen häufig zu Verdauungsproblemen und auch zu Fehlern in der Blasenfunktion. Außerdem ist die Schilddrüse über mehrere Regelmechanismen mit der Hirnanhangdrüse verbunden. Hirnanhang- und Schilddrüse schütten Hormone aus, die die jeweils andere Drüse und Organe beeinflussen. Zusammen steuern sie unsere lebenserhaltenden Nerven. Ob tatsächlich eine Störung vorliegt, lässt sich beim Arzt durch eine Blut- und Ultraschalluntersuchung feststellen.
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