Studie: Gehirnnebel durch Long COVID bei vielen Betroffenen
Long COVID sorgt für Gehirnnebel und andere Symptome im Kopf – viele Patient:innen sind lange und zum Teil schwer beeinträchtigt. Dies wurde im Rahmen einer Studie entdeckt.
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- Studie: Gehirnnebel durch Long COVID bei 20 Prozent
- Gehirnnebel: Ein Patient musste Geschäft aufgeben
- Long COVID: Gehirnnebel länger als ein Jahr?
- Studie: Long COVID auch nach leichteren Corona-Fällen
- Britische Studie: Long COVID macht Gehirn 10 Jahre älter
- Großer Intelligenztest mit mehr als 80.000 Proband:innen
- Gehirnnebel sorgt für abnehmende Intelligenz
- Gehirne Genesener um 10 Jahre älter
Die Forschenden vom St. Vincent’s Hospital in Sydney, Australien, haben in ihrer Studie 128 Patient:innen in einem Zeitraum von 12 Monaten untersucht. Viele von ihnen litten lange an Gehirnnebel durch Long COVID: starken Konzentrations- und Aufmerksamkeitsstörungen. Bereits zuvor hatte eine britische Studie herausgefunden, dass Gehirnnebel durch Long COVID den Intelligenzquotienten senkt und die Gehirne der Betroffenen um 10 Jahre altern lässt.
Studie: Gehirnnebel durch Long COVID bei 20 Prozent
Die Untersuchungen haben ergeben, dass 20 Prozent der Long-COVID-Patient:innen mindestens ein Jahr lang unter Gehirnnebel gelitten haben. Viele von ihnen hatten dazu mit Gedächtnisverlust zu kämpfen.
Darüber hinaus traten bei ihnen noch weitere Symptome auf – zum Beispiel Kurzatmigkeit, Müdigkeit, Hirnschädigungen, Kopfschmerzen und psychische Probleme. Betroffene sagten, es ähnele einer traumatischen Hirnverletzung.
Gehirnnebel: Ein Patient musste Geschäft aufgeben
Professor Bruce Brew from Sydney’s St Vincent’s Hospital war maßgeblich an der Studie beteiligt. Er berichtete von einem besonders dramatischen Fall: „Die Auswirkungen von Long COVID sind für manche Menschen erheblich. Ich hatte einen Patienten, einen Geschäftsmann, der sein Unternehmen verkaufen musste, weil er sich bei Besprechungen nicht mehr auf Verträge und Verhandlungen konzentrieren konnte.“
Long COVID: Gehirnnebel länger als ein Jahr?
Laut den Erkenntnissen der australischen Studie verschwinden die Beschwerden nicht unbedingt nach einem Jahr. „Wir hoffen, dass es ein weiteres Jahr oder weniger dauern wird, bis sich ihr Zustand verbessert, aber wir wissen es einfach nicht“, erklärte Professor Brew.
Doch es gibt auch gute Nachrichten: Demnach wurde in der Studie auch ein Marker für kognitive Beeinträchtigungen identifiziert – ein Nervengift in einem bestimmten Signalweg im Gehirn. Dies würde die Möglichkeit eröffnen, bestehende Medikamente so umzuwandeln, dass sie dieses Gift modulieren, so Brew. Dies könnte eine Behandlung ermöglichen.
Studie: Long COVID auch nach leichteren Corona-Fällen
Die Forschenden haben zudem herausgefunden, dass sich die Long-COVID-Patient:innen nicht unbedingt schlecht gefühlt haben, als sie mit dem Coronavirus infiziert waren: 9 von 10 Proband:innen waren damals nicht ins Krankenhaus eingeliefert worden. Brew erklärte daher auch, dass es ein weit verbreitetes Missverständnis sei, dass man keinen Gehirnnebel erleben werde, wenn man nicht schwer an COVID erkrankt sei.
Professor Steven Faux, ein Kollege von Bruce Brew, ergänzte, „dass es tatsächlich jüngere Menschen betrifft, und sie finden es wirklich schwierig, weiterarbeiten zu können.“ Im Krankenhaus sähen sie Menschen mit langsamen Denkprozessen und Verwirrung, was einer traumatischen Hirnverletzung sehr ähnlich sei.
Britische Studie: Long COVID macht Gehirn 10 Jahre älter
Bereits im Juni 2021 gab es Hinweise darauf, dass bei Long COVID Gehirnnebel auftreten kann. Britische Wissenschaftler:innen des Imperial College London bestätigten in einer Veröffentlichung im EClinicalMagazine, dass die Erkrankung das kognitive Leistungsvermögen beeinträchtigt – der Gehirnnebel senkt den Intelligenzquotienten und lässt das Gehirn der Betroffenen um 10 Jahre altern.
Großer Intelligenztest mit mehr als 80.000 Proband:innen
Die Forschenden werteten Daten zur geistigen Leistungsfähigkeit von 81.337 Menschen zwischen Januar und Dezember 2020 aus. Davon waren 12.689 mit Sars-CoV-2 infiziert und unterschiedlich schwer erkrankt. 275 Erkrankte machten den Test sowohl vor als auch nach ihrer Infektion. Erhoben wurden die Daten im Rahmen des „Great British Intelligence Test“, dabei wurden beeinflussende Faktoren wie Alter, Geschlecht, Muttersprache und Bildungsniveau herausgerechnet.
Gehirnnebel sorgt für abnehmende Intelligenz
Das Ergebnis der Studie war eindeutig: Im Vergleich zu Nicht-Erkrankten schnitten die vom Coronavirus Genesenen bei den Tests deutlich schlechter ab. Besonders beim logischen Denken, Planen und Problemlösungen zeigten die ehemals COVID-Erkrankten hohe Defizite. Diese machten sich durch einen Gehirnnebel, durch Konzentrationsprobleme und sogar Wortfindungsstörungen bemerkbar. Das bestätigte bisherige Vermutungen, dass COVID-19 neben den körperlichen auch für geistige Spätfolgen sorgen kann.
Gehirne Genesener um 10 Jahre älter
Gegenüber nicht an COVID-19 erkrankten Personen schnitten die Genesenen deutlich schlechter ab. Im Durchschnitt lag der Intelligenzquotient dieser Gruppe um sieben Punkte unter dem der anderen Teilnehmer:innen. In Jahren gemessen, wären diese Menschen zehn Jahre älter, was die Leistungsfähigkeit ihrer Gehirne betrifft.
Je schwerer die durchgemachte Erkrankung, desto deutlicher die Gehirnalterung. Die Forscher:innen um den Neurowissenschaftler Adam Hampshire stellten fest, dass Patient:innen, die intensivmedizinisch behandelt oder beatmet werden mussten, besonders schlecht abschnitten.
Aber auch weniger schwer Erkrankte hatten mit deutlichen kognitiven Einschränkungen zu kämpfen. Die Studienautor:innen bestätigten in der Veröffentlichung, dass solche Defizite vor der Erkrankung nicht bestanden hatten. Diese Erkentnisse wurden nun durch die australische Studie belegt.
Beide Studien sind ein weiterer wichtiger Hinweis darauf, dass Gehirnnebel durch Long COVID eine ernstzunehmende Gefahr ist, die das Leben auch jüngerer und nicht schwer erkrankter Menschen stark beeinträchtigen kann.
Quellen:
Bruce James Brew's research in: researchgate.net
Research finds that long COVID causes brain fog and memory loss for more than a year in: news.com.au
Hirnschäden und Gedächtnisverlust durch Long COVID? Neue Studie zeichnet düsteres Bild in: merkur.de
Cognitive deficits in people who have recovered from COVID-19, in: thelancet.com
Corona-Folgen: Erkrankung löst Gehirnnebel aus, in: fr.de
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