Neue Corona-Welle in Südafrika: Was das für uns bedeutet
Südafrika steht vor einer neuen Corona-Welle – und das, obwohl ein großer Teil bereits gegen das Virus immun ist. Verantwortlich dafür sind neue Omikron-Varianten, die auch hierzulande als "besorgniserregend" eingestuft wurden. Die Hintergründe.
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Weltweit tauchen immer wieder neue Corona-Mutationen auf: Vor Kurzem erst in China, jetzt in Südafrika, wo der neue Omikron-Subtyp mit dem Namen "BA.2+L452R" das Infektionsgeschehen immer mehr dominiert. Nun scheinen zwei neue Omikron-Varianten in Südafrika zu wüten. Und die Gefahr einer neuen Welle auch in Europa ist durchaus relevant.
So meldeten die Forschenden des Zentrums für Innovation und Reaktion auf Epidemien (CERI) bereits in den vergangenen Tagen für Südafrika: "Die fünfte Welle ist da. Passt auf euch auf!" Und die Zahlen zeigen deutlich: Auf dem afrikanischen Kontinent brodelt es.
So meldete das Nationale Institut für übertragbare Krankheiten (NICD) allein für den 28. April 6.372 neue Infektionsfälle in den vergangenen 24 Stunden. Insgesamt fünfmal so viel, wie noch Mitte April – ein Rekordwert der vergangenen drei Monate.
Und obwohl die erneut hohen Zahlen in Südafrika laut Gesundheitsminister Joe Phaahla durchaus besorgniserregend sind, ist eine Auswirkung auf Todeszahlen und Klinikeinweisungen dennoch nicht zu verzeichnen.
5. Welle in Südafrika: Warum steigen die Zahlen gerade jetzt?
Aber warum steigen die Zahlen in Südafrika gerade so stark? Gründe dafür gibt es mehrere. Zum einen breiten sich hier immer mehr Varianten aus. Darunter der Omikron-Subtyp BA.2+L452R, die sich ihren Weg bereits nach Europa gebahnt hat, und die beiden Omikron-Varianten BA.4 und BA.5, die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) offiziell als "besorgniserregend" eingestuft worden. Auch Virologe Christian Drosten sieht in BA.4 und BA.5 aktuell die größte Gefahr.
Weitere Faktoren neben den neuen Varianten, die zum Anstieg der Zahlen in Südafrika sorgen, sind zum einen die nachlassende Immunität der Bevölkerung sowie die niedrige Impfquote. Auch die Lockerungen begünstigen hier eine schnelle Ausbreitung.
So konnte sich der Subtyp BA.2+L452R hier bereits in den vergangenen Wochen rasant ausbreiten.
Omikron-Subtyp BA.2+L452R: Bereits in Europa angekommen
„Aufpassen. Südafrika hat womöglich einen neuen Subtyp“, schrieb der US-amerikanische Epidemiologe Eric Feigl-Ding noch vor einígen paar Tagen auf Twitter. Ihm zufolge seien bereits 66 Prozent der Neuinfektionen in Südafrika auf diese Mutation zurückzuführen. Dabei stamme die neue Variante vermutlich nicht ursprünglich aus Südafrika, wurde dort aber als erstes entdeckt.
Der Blick auf die aktuelle Entwicklung des Subtyps in Europa zeigt: Auch in einigen Ländern Europas ist BA.2+L452R bereits angekommen, allen voran in Frankreich und Dänemark. In Deutschland sind bereits zehn Fälle nachgewiesen worden, wie der interaktiven Datenbank „COV Spectrum“ zu entnehmen ist.
Corona-Variante kann Antikörpern entkommen
Der neue Subtyp BA.2+L452R besitzt nach Angaben des Epidemiologen dieselbe Mutation im Spike-Protein, wie sie bereits in den Delta-, Lambda- und Kappa-Varianten aufgetaucht ist. Der neue Subtyp „ist mit einer Immunflucht verbunden und könnte zu einer stärkeren Zellanheftung des Virus führen“, teilte Feigl-Ding mit. Bisher konnte die Viruseigenschaft zur Zellanhaftung ans Lungengewebe nur bei Mäusen in Tierversuchen festgestellt werden – ob das auch bei Menschen der Fall ist, ist noch unklar.
Immunflucht bedeutet, dass das Coronavirus den Antikörpern entkommen kann, weil das Immunsystem die Viren nicht als Gefahr erkennt. Die Oberflächenstruktur des Virus hat sich so weit verändert, dass Antikörper nicht mehr in der Lage sind, den Erreger zu bekämpfen.
Die Immunflucht der neuen Omikron-Variante könnte laut Feigl-Ding dazu führen, dass die Infektiosität (Ansteckungsfähigkeit), virale Übertragbarkeit und Pathogenität (die Fähigkeit des Virus, eine Krankheit auszulösen) erhöht sei.
5. Welle in Südafrika: Was bedeutet das für Deutschland?
Die neuen Varianten breiten sich in Südafrika schneller aus, als angenommen. Eine fünfte Welle scheint bereits zu wüten. Bleibt nur die Frage, was das Ganze für Deutschland und Europa bedeutet. Eine genaue Entwicklung des Pandemie-Geschehens lässt sich nicht vorhersehen. Während einige Expert:innen sich noch bedeckt mit Spekulationen halten, warnt Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach jedoch bereits vor einer drohenden "Killer-Variante".
Der Anteil von BA.5 liegt in Deutschland laut Robert Koch-Institut derzeit bei 0,1 Prozent aller Tests (Kalenderwoche 15). Die Aussagekraft dieser Zahlen ist allerdings dadurch eingeschränkt, dass Deutschland aktuell sehr wenig testet. Und: Auch vor der Omikron-Ursprungsvariante wurde zuerst in Südafrika gewarnt, bevor sie nur kurze Zeit später auch in Deutschland das Infektionsgeschehen dominierte. Eine 5. Welle ist daher auch in Deutschland nicht auszuschließen.
Quellen:
Zhang, Y., Zhang, T., Fang, Y., Liu, J., Ye, Q., & Ding, L. (2022). SARS-CoV-2 spike L452R mutation increases Omicron variant fusogenicity and infectivity as well as host glycolysis. Signal transduction and targeted therapy, 7(1), 1-3
Corona: Offenbar neuer Subtyp BA.2 in Südafrika entdeckt, in: morgenpost.de
Two More Members Of The Omicron Family To Keep An Eye On, in: forbes.com
„Besorgniserregende“ Omikron-Typen breiten sich aus: Südafrika warnt vor neuer Welle, in: focus.de