Nervöser Darm: Symptome und Hausmittel

Ein nervöser Darm kann dazu führen, dass sich Betroffene nie weit von der Toilette entfernen können. Wie entstehen Symptome wie Durchfall bei Nervosität und welche Hausmittel und Medikamente helfen am besten? Mit Expertentipp!

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Bei vielen Menschen reagiert der Körper auf Stress und Nervosität mit einer überaktiven Verdauung. Solch ein nervöser Darm kann den Alltag sehr belasten – zum Glück gibt es wirksame Hausmittel und Medikamente, um die Symptome zu lindern.

Bauchschmerzen
Ein nervöser Darm kann sich durch Bauchschmerzen bemerkbar machen. Halten die Beschwerden länger an, sollte die Ursache abgeklärt werden Foto: SolStock/iStock

Was ist ein nervöser Darm?

Mit dem Ausdruck nervöser Darm wird das sogenannte Reizdarmsyndrom bezeichnet. Der Begriff betont die psychische Komponente bei der Entstehung dieses Syndroms – häufig spielen Stress oder psychische Erkrankungen dabei eine Rolle. Die Diagnose Reizdarmsyndrom wird gestellt, wenn Patient:innen über einen langen Zeitraum an Darmbeschwerden leiden, ohne dass eine organische Ursache dafür gefunden werden kann.

Umgangssprachlich wird der Begriff nervöser Darm aber auch für ein ganz „normales“ Phänomen verwendet: nämlich, dass die Verdauung bei Stress und Nervosität verrücktspielt. So leiden beispielsweise viele Menschen hin und wieder an Durchfall durch Stress – ohne, dass bei ihnen ein Reizdarmsyndrom vorliegt.

Nervöser Darm: Symptome

Zu den Symptomen des Reizdarmsyndroms gehört die ganze Palette an Verdauungsbeschwerden, darunter:

Diese Beschwerden treten bei Reizdarmpatient:innen über Monate oder sogar Jahre mitunter täglich auf und können die Lebensqualität der Betroffenen stark beeinträchtigen. Wer davon spricht, einen nervösen Darm zu haben, bezieht sich jedoch häufig darauf, dass er oder sie ausschließlich auf Nervosität und Aufregung mit Verdauungsbeschwerden wie Bauchschmerzen, Durchfall oder Verstopfung reagiert. Auch beim Reizdarmsyndrom verschlimmern sich die Symptome bei Stress häufig; bei dieser Krankheit können sich die Darmbeschwerden aber auch in entspannten Situationen zeigen und treten regelmäßig, nicht nur punktuell auf.

Nervöser Darm: Stuhldrang als Symptom

Viele Betroffene schildern, dass Nervosität und Aufregung bei ihnen Stuhldrang auslösen. Sie haben keine Beschwerden wie Bauchschmerzen oder Durchfall, finden es aber unangenehm, in aufregenden oder belastenden Situationen zur Toilette zu müssen.

Dass Nervosität Stuhldrang auslösen kann, hängt mit dem sogenannten Bauchhirn zusammen. Damit wird ein enges Nervengeflecht in der Darmwand bezeichnet, das ähnlich gut mit Nervenzellen ausgestattet ist wie das „Kopfhirn“. Zwischen diesen beiden Schaltzentralen werden unentwegt Informationen ausgetauscht – so kann es leicht passieren, dass der Darm auf eine Information des Kopfhirns wie Angst oder Stress mit einer „überstürzten Verdauung“ reagiert.

Nervöser Darm am Morgen: Warum sind die Symptome tageszeitabhängig?

Dass Symptome eines nervösen Darms gehäuft morgens auftreten, ist typisch. Der Grund dafür ist folgender: In den Morgenstunden ist der gesamte Organismus auf „Aufwachen und Loslegen“ programmiert. Hormone und Botenstoffe aktivieren und mobilisieren den gesamten Stoffwechsel und so auch die Verdauung. Beteiligt an diesen Mobilisierungsprozessen ist auch das Stresshormon Cortisol; am Morgen wird es vermehrt ausgeschüttet, um Körper und Geist leistungsbereit zu machen. So können auch stressbedingte Verdauungsbeschwerden wie Bauchschmerzen, Durchfall oder Verstopfung vorrangig morgens auftreten.

Nervöser Darm: Hausmittel

Als Hausmittel gegen einen nervösen Darm eignet sich alles, was dabei hilft, das Bauchhirn zu beruhigen. Dazu gehören etwa:

Zusätzlich eignen sich beispielsweise Entspannungstechniken wie Autogenes Training oder Progressive Muskelrelaxation dazu, das Stresslevel zu senken und dauerhaft mehr Ruhe in die Verdauung zu bringen.

Bei Nervosität Durchfall: Welche Medikamente? Der Expertentipp

Wenn Hausmittel bei einem nervösen Darm oder Reizdarm nicht helfen, können auch Medikamente eingesetzt werden. „Normale“ Schmerzmittel sind aber nicht die sinnvollste Option, erklärt Prof. Dr. med. Thomas Frieling, Leiter der Medizinischen Klinik II der HELIOS-Kliniken in Krefeld: „Bei der Behandlung mit normalen Schmerzmitteln werden nur die Symptome bekämpft. Sie unterdrücken zwar den Schmerzimpuls auf dem Weg vom Magen-Darm-Trakt zum Gehirn – die Schmerzursache wird damit letztendlich aber nicht behandelt.“ Stattdessen empfiehlt der Experte krampflösende Mittel: „Patienten, die mit unklaren Bauchbeschwerden zu uns in die Klinik kommen, bekommen häufig ein sogenanntes Spasmolytikum verabreicht, ein Medikament mit krampflösender Wirkung.“ So entstehen erst gar keine Darmkrämpfe, die Bauchschmerzen und Durchfall auslösen könnten.

Durchfall bei Nervosität: Die Ursachen behandeln

Dass Nervosität Durchfall auslöst, kann jedem Menschen hin und wieder passieren. Wenn Betroffene aber unter solchem Dauerstress stehen, dass sie sich immer in der Nähe einer Toilette aufhalten müssen, kann sie das in ihrer Lebensqualität und Bewegungsfreiheit gehörig einschränken. Dann lohnt sich ein Blick auf die Ursachen: Lässt sich ein besonders belastender Stressfaktor aus dem Leben verbannen? Das kann durch einen Jobwechsel geschehen, durch einen Umzug oder eine andere Veränderung im Leben. Manchmal sorgt auch die Beziehung für Kummer und Stress – in diesem Fall kann eine Trennung eine Erleichterung darstellen. Liegt die Ursache der Dauernervosität in einer psychischen Erkrankung wie einer Angststörung, sollte diese therapiert werden – in der Regel macht dann auch der nervöse Darm mit der Zeit immer weniger Beschwerden.

Quelle:

Reizdarmsyndrom (RDS), in: msdmanuals.com

Unser Experte

Prof. Dr. med. Thomas Frieling ist Leiter der Medizinischen Klinik II der HELIOS-Kliniken in Krefeld.