Nervenschmerzen durch psychischen Stress: Was bei Neuralgien hilft

Viele Menschen leiden unter Nervenschmerzen durch psychischen Stress und wissen es oft gar nicht. Denn die Diagnose ist schwierig und meist langwierig. Unsere Expertin, Coach und Heilpraktikerin Ines Gerecht, weiß, dass vielfach körperliche Beschwerden auftreten können, wenn die Seele leidet. Die Hintergründe.

Junge Frau hält sich voller Schmerzen die Wange
Nervenschmerzen durch psychischen Stress sind gar nicht so selten. Sie schießen manchmal plötzlich ein und sind umso belastender, wenn die genaue Ursache nicht feststeht Foto: iStock/Fizkes

Warum können Nerven schmerzen, wenn keine organische Krankheit vorliegt? Ines Gerecht hilft in ihrer Praxis Menschen, dass Körper, Seele und Geist wieder in eine Balance kommen. Sie ist sicher, dass Körper und Geist nicht getrennt voneinander betrachtet werden können. Wenn die Psyche leidet, mache sich das auf unterschiedliche Weisen über den Körper bemerkbar. Jede:r von uns habe eine andere „Schwachstelle“, über die der Körper auf sich aufmerksam macht.

Können Nerven schmerzen? So erkennen Sie Nervenschmerzen

Dass Schmerzen so unterschiedlich wie die Menschen sein können, diese Erfahrung macht fast jede:r im Leben. Es gibt Kopfschmerzen, Muskelschmerzen, Herzschmerzen, Bauchschmerzen und so weiter. Schmerzen können dumpf, dröhnend, ziehend, stechend sein. Das hängt vom betroffenen Organ ab und natürlich von der Ursache des Schmerzes. Typische Schmerzen im Bauchbereich zum Beispiel, die durch Blähungen ausgelöst werden, sind meist krampfartig.

Können aber Nerven auch schmerzen? Wer sich schon einmal den Finger in einer Tür eingeklemmt hat, kann diese Frage eindeutig beantworten. Nervenschmerzen schießen meist plötzlich in die betroffene Körperregion ein, sie sind extrem schmerzhaft, brennend, schneidend oder stechend und werden oft von einem Pochen begleitet. Nervenschmerzen sind nicht nur akut, sie können auch chronisch werden und immer wieder auftreten. Charakterisierend für die sogenannten Neuralgien ist, dass sogar leichteste Berührungen heftige Schmerzen auslösen können.

Neuralgien: Definition

Die Begriffe Neuralgien, Neuropathien oder Nervenschmerzen bezeichnen eine schmerzhafte Erkrankung des Nervensystems, bei der es zu anhaltenden oder wiederkehrenden Schmerzen entlang des betroffenen Nervs kommt. Die Schmerzen können sowohl plötzlich und stechend als auch langanhaltend und dumpf sein und werden oft durch Berührung oder Bewegung des betroffenen Bereichs verstärkt. Ursachen für eine Neuralgie können Verletzungen, Entzündungen oder Kompressionen des Nervs sein. Bei einem Bandscheibenvorfall kann zum Beispiel ein Nerv eingeengt oder gereizt sein. Auch bei einer Trigeminusneuralgie oder einer Neuralgie, die nach einer Gürtelrose auftritt, sind Nervenschmerzen ein häufiges Phänomen. Im Rahmen einer diabetischen Polyneuropathie schädigen hohe Zuckerwerte die Nerven. Die Betroffenen leiden dann unter Brenn- und Berührungsschmerzen am Fuß. Schlaganfälle oder Multiple Sklerose können ebenfalls Neuralgien hervorrufen. Nervenschmerzen können zudem psychisch bedingt sein ohne körperliche Ursachen zu haben.

So beeinflusst psychischer Stress die Nerven

Für Menschen, die unter Neuralgien leiden, ist es zunächst nebensächlich, woher die Schmerzen rühren. Hauptsache, sie hören wieder auf, denn ein Leben mit wiederkehrenden Nervenschmerzen ist belastend und schränkt den Alltag erheblich ein. Grundsätzlich unterscheidet die Medizin Schmerzen durch beschädigtes Gewebe und Schmerzen ohne fassbare organische Störung. Bei chronischen Schmerzen ohne wesentliche körperliche Ursache kann eine psychosomatische Behandlung sinnvoll sein.

Leiden Sie unter Nervenschmerzen, ist es zunächst unerlässlich, eine medizinische Diagnose erstellen zu lassen. Können körperliche Ursachen ausgeschlossen werden, lohnt es sich, einen Blick darauf zu werfen, wie es sich um die eigenen Sorgen oder das Stresslevel verhält. Kurzzeitiger psychischer Stress macht noch nicht krank, aber lang andauernder Stress, soziale oder psychische Belastungen können das Fass irgendwann zum Überlaufen bringen in Form von Nervenschmerzen. Ines Gerecht erklärt das aus psychosomatischer Sicht so: „Nerven sind quasi wie das elektrische System des Körpers. Zu viel Spannung auf den Leitungen führt zu Dysbalancen im Körper und beeinträchtigt dessen Funktionsweise. Ängste und Sorgen können zu diesen Spannungen führen. Es gibt ja auch das Sprichwort ‚Die Nerven sind bis zum Zerreißen gespannt‘. Über Nervenschmerzen, z.B. Neuralgie, wird klar, wie angespannt meine innere Verfassung ist.“

Für die Heilpraktikerin Ines Gerecht hängt die Ursache für solche Erkrankungsbilder ohne klar erkennbare organische Ursache immer mit der Psyche zusammen. „Neben einer ärztlichen Abklärung gilt es immer, tiefer auf die psychische Ebene zu schauen. Eine Heilung ist am besten möglich, wenn körperliche und seelische Aspekte beiderseits betrachtet werden. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass so viel Heilung möglich ist, wenn die Seele ruhig werden kann. Da ist manchmal sogar der Mediziner erstaunt.“ Sie plädiert dafür, Körper und Psyche als eine Einheit zu betrachten.

Nervenschmerzen: Was die Psyche mitteilen möchte

Die Psychosomatik, die in Deutschland als medizinisches Fachgebiet etabliert ist, geht davon aus, dass viele Krankheiten auch seelische Ursachen haben können. Die Bundesärztekammer definiert sie als eine Medizin für „Krankheiten und Leidenszustände, an deren Verursachung psychosoziale und psychosomatische Faktoren einschließlich dadurch bedingter körperlich-seelischer Wechselwirkungen maßgeblich beteiligt sind.“ Sie beschäftigt sich mit der Deutung von Krankheitsbildern und interpretiert die Krankheit auf seelischer Ebene, so wie Kopfschmerzen, Tinnitus, Allergien oder chronisch entzündliche Magen-Darm-Erkrankungen. Bandscheibenprobleme können zum Beispiel auf bewusste oder unbewusste psychische Überlastungen hinweisen.

Interessant sei für Ines Gerecht, in welchem Bereich die Nervenschmerzen auftreten. Es könne eine unterschiedliche Bedeutung haben, ob Nervenschmerzen im Kopfbereich oder in den Beinen erscheinen. Wer unter psychischen Nervenschmerzen leidet, sollte also genau schauen, in welchem Bereich die Schmerzen auftauchen und welches Organ sich in der Nähe befindet, um die Ursache deuten zu können.

Neuralgische Schmerzen: Hilfe suchen

Ärztliche Abklärung ist immer wichtig – akute Nervenschmerzen können auch durch einen medizinischen Notfall wie einen Schlaganfall ausgelöst werden. Auch bei einem eingeklemmten Finger sollte je nach Schweregrad der Verletzung eine Ärzt:in zurate gezogen werden.

Leiden Sie häufiger unter Nervenschmerzen, die auf eine psychische Ursache hinweisen, empfiehlt Ines Gerecht, sich den seelischen Themen zu stellen und dabei Hilfe zu suchen: „Ich bin der Überzeugung, dass man es nicht schafft, sich alleine seinem blinden Flecken zu stellen.“ Im Akutfall psychischer Nervenschmerzen könne Meditation helfen, vorausgesetzt, körperliche Ursachen sind ärztlich abgeklärt.

Zudem gebe es eine Vielzahl an Angeboten, die helfen können, psychischen Stress zu überwinden:

Nervenkrankheit durch Stress: Behandlungsmethoden

Um Nervenschmerzen, die durch Stress oder psychische Belastungen ausgelöst werden, zu behandeln, schaut sich die Expertin ihre Klienten sehr individuell an und forscht besonders bei „alten Wunden.“ „Niemand schneidet sich umsonst von seinen Gefühlen ab. Das hat einen guten Grund. Der Körper und die Seele wollen uns schützen. Daher gilt es zu schauen, was da passiert ist“, berichtet Ines Gerecht. Besonderen Fokus richtet sie dabei auf das Unterbewusstsein: "Aus meiner Sicht werden wir zu einem großen Teil von unserem Unterbewusstsein gesteuert. Daher ist es wichtig, sich die Themen anzusehen und diese zu lösen". Methoden, um das Unterbewusstsein zu beeinflussen seien zum Beispiel Hypnosearbeit, Körperarbeit oder energetische Methoden, um Blockaden und Glaubensmuster aufzulösen. Die Psychotherapie ist in der Psychosomatik die vorherrschende Behandlungsform.

Medikamente bei Nervenschmerzen durch psychischen Stress zur Beruhigung

Nervenschmerzen, ob körperlich oder seelisch verursacht, können als äußerst schmerzhaft wahrgenommen werden. Um ein sogenanntes Schmerzgedächtnis zu vermeiden, kann es sinnvoll sein, zunächst schmerzstillende Medikamente einzunehmen. Diese können helfen, den Körper aus dem Schmerz zu holen und die Betroffenen zu entspannen, damit sie wieder zur Ruhe kommen. Als Dauerlösung empfiehlt Ines Gerecht solche Medikamente nicht, es sei denn sie sind für das Überleben wichtig. „Medikamente unterdrücken den Schmerz, er wird aber nicht geheilt, weil das seelische Thema dahinter nicht gelöst ist. Im Zweifel sucht sich der Körper einen anderen Weg, um auf sich aufmerksam zu machen“, warnt die Expertin.

Nicht jede psychische Störung muss mit Medikamenten behandelt werden. Diese können aber die therapeutische Behandlung ergänzen und zum Beispiel als Psychopharmaka gezielt einsetzt werden. Bei der Behandlung von Nervenschmerzen sollten sich Betroffene mit ihren behandelnden Ärzt:innen besprechen und gemeinsam entscheiden, welcher Behandlungsweg individuell geeignet ist. Es lohnt sich, genau hinter die Fassade zu gucken, um der Ursache und der geeigneten Therapie für Nervenschmerzen durch psychischen Stress auf die Spur zu kommen.

Über die Expertin

Unsere Expertin Ines Gerecht ist Heilpraktikern für Psychotherapie, Bodytalkerin und Coach. Sie hilft Menschen, dass Körper, Geist und Seele wieder in Balance kommen. Dabei schaut sie hinter die Fassade, es geht um Lösungen und Klarheit. Ines Gerecht betreibt eine Praxis in Berlin und arbeitet auch online, sie gibt Workshops und berät Menschen auch über ihren Instagram-Kanal https://www.instagram.com/lebensgestaltung_inesgerecht/

Quellen:

Schmerz und Psyche, in: schmerzgesellschaft.de

Die Krankheit als Sprache der Seele, in: br.de

Ines Gerecht, in: inesgerecht.de