Nerven beruhigen: Was bei überreizten Nerven wirklich hilft

Gar nicht so einfach, einen kühlen Kopf zu bewahren, wenn der Stress überhandnimmt – wer seine Nerven beruhigen will, sollte wissen, welche Tricks und Hausmittel bei einem überreizten Nervensystem wirkungsvoll sind. Von Übungen bis hin zu Schüßler-Salzen: Dies sind die besten Mittel, die Nerven zu beruhigen.

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Deutschland ist angespannt, das gilt vor allem seit der Corona-Pandemie. Eine aktuelle Studie zeigt, dass jede:r Vierte häufig gestresst ist. Rund die Hälfte der Befragten sagt, dass ihr Leben seit Corona stressiger geworden ist. Ohnehin wird die Last durch Arbeit, ständige Erreichbarkeit und die Sorgen um die Familie immer größer. Kein Wunder, dass bei vielen Menschen das Nervenkostüm gereizt ist. Insgesamt schadet das der Gesundheit. Wie aber kann man seine Nerven beruhigen? Welche Tipps und Hausmittel helfen am besten?

Junge, angespannte Frau sitzt mit geschlossenen Augen und Wolldecke zugedeckt auf einem Stuhl
Wer seine Nerven beruhigen will, sollte sich im Alltag kurze Auszeiten nehmen, die Augen schließen und bewusst atmen Foto: iStock / fizkes

Vegetatives Nervensystem beruhigen: Darum ist es so wichtig

Was ist eigentlich gemeint, wenn von Nerven beruhigen die Rede ist? Das Gehirn ist über das periphere Nervensystem mit dem Körper verbunden. Es enthält zwei Anteile, den Sympathikus und den Parasympathikus. Der aktivierende Teil ist der Sympathikus, er sorgt dafür, dass wir leistungsfähig sind. Sein Gegenspieler, der Parasympathikus, hilft, dass Körper und Geist zur Ruhe kommen. Dabei handelt es sich um ein komplexes System, bei dem auch Hormone eine Rolle spielen.

Bei Stress ist der Sympathikus aktiv. Das Herz schlägt schneller, Stresshormone wie Cortisol und Adrenalin werden ausgeschüttet. Für den Moment ist das sinnvoll, aber auf Dauer schadet dieser Zustand der Gesundheit. Wenn wir dauerhaft auf das Gaspedal drücken und nicht mehr zur Ruhe kommen, wirkt sich das auf alle Organsysteme aus. Der Schlaf wird schlechter, die Verdauung gerät ins Stocken oder reagiert in Form von Durchfall über. Das ausgeschüttete Cortisol sorgt für Entzündungsprozesse im Körper. Um nicht krank zu werden, ist es wichtig, dass parasympathische Nervensystem anzuregen, damit der Sympathikus nicht „dauerfeuert“.

Gereizte Nerven beruhigen: Mit diesen Übungen und Hausmitteln geht es

Es ist nicht einfach, sich selbst zu beruhigen, wenn die Nerven überreizt sind. Das oberste Gebot ist, sich selbst bewusst aus einer stressigen Situation oder Phase herauszuziehen. Stellen Sie sich vor, Sie beobachten sich aus der Vogelperspektive. Was sehen Sie? Allein diese Beobachtung führt direkt vor Augen, wie angespannt und gestresst Sie sind. Das Bewusstsein über die missliche Lage ist die erste Voraussetzung, um wieder in Balance kommen zu können.

Übungen, Tipps und Hausmittel bei überreizten Nerven:

1. Das Nervensystem mit Atmung beruhigen

Im Stressmodus ist die Atmung automatisch flacher, der Körper wird schlechter mit Sauerstoff versorgt. Also raus aus dieser Stress-Atmung! Legen Sie sich flach auf den Boden, auf ein Sofa oder das Bett. Schließen Sie die Augen und legen Sie eine Hand auf den Bauch. Spüren Sie zunächst einfach, wie der Atem kommt und geht, ohne dass Sie versuchen, ihn zu beeinflussen. Sie werden merken, dass sich die Atmung automatisch beruhigt. Nach ein paar Minuten versuchen Sie, bewusst in den Bauch zu atmen. Tief einatmen, den Atem ein paar Sekunden halten und dann möglichst lang ausatmen. Diese Übung aktiviert den Parasympathikus. Vielleicht schlafen Sie dabei ein – das ist gut so!

2. Die Nerven beruhigen mit dem Hausmittel Lavendel

Gerüche wirken auf das limbische System des Gehirns und können dort helfen, Stress abzubauen und zu beruhigen. Lavendel riecht nicht nur angenehm, er ist auch dafür bekannt, die Nerven zu beruhigen. Entweder schnuppern Sie direkt an frischen oder getrockneten Lavendelblüten oder Sie verwenden das ätherische Öl, zum Beispiel als Badezusatz. Das beruhigt das angespannte Nervensystem doppelt. Lavendel kann auch bei Schlafstörungen helfen, die oft mit Stress einhergehen. Das Lavendelöl in pflanzlichen Präparaten kann helfen, die innere Unruhe zu lösen und entspannter zu werden.

3. Nervenberuhigung: Mit der richtigen Nahrung Nerven stärken

Auch das Essen, das wir zu uns nehmen, hat Einfluss auf die Nerven. Wer sich nur von Fast Food oder Zuckerhaltigem ernährt, verstärkt die Problematik nur, denn solche Nahrungsmittel lösen im Körper Entzündungsprozesse aus. Die wiederum stressen den Organismus. Ein Teufelskreis!

Um schwache Nerven zu stärken sind B-Vitamine (B1, B6 und B12), Vitamin C und E wichtig. Diese finden sich in grünem Gemüse, Vollkornprodukten oder Eiern. Auch Lebensmittel mit Magnesium gehören auf den Speiseplan. Denn Magnesiummangel kann zu innerer Unruhe führen. Omega-3-Fettsäuren, zum Beispiel aus fettem Seefisch wie Lachs, sind ebenfalls für starke Nerven wichtig.

4. Nerven beruhigen mit Übungen wie Bauchmassagen

Um das gestresste Nervensystem zu beruhigen und die Vorherrschaft des Sympathikus zu unterbrechen, sollten Sie täglich Entspannungsübungen machen. Gleich beim Aufstehen, zwischendurch oder abends vor dem Schlafengehen sind immer ein paar Minuten übrig, um zu entspannen. Eine Übung, die direkt das vegetative Nervensystem anspricht, ist eine genüssliche Bauchmassage. Denn der parasympathische Nerv versorgt auch die Organe im Bauchraum. Mit einer Bauchmassage wird er direkt angeregt, sodass er seine beruhigende Wirkung entfalten kann. Legen Sie sich gemütlich hin, machen Sie Ihren Bauch frei und massieren Sie sanft mit der Hand von rechts unten kreisförmig bis nach links unten. Atmen Sie dabei ruhig. Besonders wirkungsvoll ist diese Massage, wenn Sie dabei leicht singen oder summen.

Andere Übungen, die zur Nervenberuhigung beitragen, sind Muskelrelaxation nach Jacobsen, Autogenes Training, Meditation oder Yoga.

5. Weitere Mittel zum Nerven beruhigen: Melisse, Johanniskraut oder Schüßler-Salze

Die Natur bietet zahlreiche Heilpflanzen, die eine direkte Wirkung auf die Nerven haben. Melisse ist bekannt dafür, Körper und Geist zu entspannen. Die Pflanze hebt die Stimmung. Geeignet ist zum Beispiel ein Melissentee vor dem Schlafengehen.

Johanniskraut ist ein bewährtes natürliches Beruhigungsmittel, das vor allem tagsüber hilft, Unruhe und Stimmungsschwankungen entgegenzuwirken. Es kann einfach in Tablettenform oder als Tropfen eingenommen werden.

Biochemische Salze wie die Schüßler-Salze bieten ebenfalls eine sanfte Möglichkeit, angespannte Nerven zu beruhigen. Bekannt für seine beruhigende Wirkung auf Nerven oder angespannte Muskeln ist Magnesium phosphoricum, das Schüßler-Salz Nr. 7. Dieses Mittel wird in der Regel in der Potenz D6 in Tablettenform angewendet. Die Standarddosierung ist dreimal täglich eine Tablette.

Überreizte Nerven beruhigen: Ein Gesamtkonzept

Wer glaubt, eine Atemübung oder das Trinken von Melissentee reichen, um Stress komplett loszuwerden, irrt. Wenn die Auslöser des Stresses nicht auf Dauer beseitigt werden, muss das Nervensystem fortwährend gegen die Belastung ankämpfen. Deswegen sollten Sie versuchen, die Auslöser des Stresses zu minimieren. Können Sie im Job eine Aufgabe deligieren? Kann Sie jemand bei der Care-Arbeit unterstützen?

Generell sollten Sie darauf achten, immer wieder Pausen in den Alltag in Form eines Spaziergangs in der Natur, einer Tasse Tee auf dem Balkon oder einer Atemübung bei offenem Fenster einzubauen. Trinken Sie genug Wasser. Schrauben Sie überhöhte Ansprüche an sich selbst zurück. Dann werden Sie merken, dass sich die Nerven beruhigen und sie entspannter durch das Leben gehen.

Quelle:

TK-Stress­studie 2021 "Ent­spann dich, Deutsch­land!", in: tk.de