Nebenwirkung: Wach! – Schlafstörungen durch Medikamente

Hinter Schlafstörungen können auch Medikamente stecken. Ein Blick auf den Beipackzettel gibt Auskunft
Hinter Schlafstörungen können auch Medikamente stecken. Ein Blick auf den Beipackzettel gibt Auskunft
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Sie haben Schlafstörungen? Sollten Sie ein Medikament eingenommen haben, lohnt sich ein Blick auf den Beipackzettel. Denn manche Arzneien beeinflussen den Schlaf-Wach-Rhythmus – mit verheerenden Folgen.

Sabine Günther hat seit sechs Monaten keine Nacht mehr als fünf Stunden geschlafen. Sie ist übermüdet, macht Fehler im Büro. Sie findet keine Ursachen für die Schlafstörungen – bis der Arzt ihren Konsum an Medikamenten überprüft. Die 55-Jährige nimmt ihre Blutdrucksenker abends. Fatal, denn das Mittel wirkt aufputschend, drosselt die Bildung des Schlafhormons Melatonin. Die Betroffenen liegen deshalb nachts oft stundenlang wach, bevor sie in den Schlaf finden.

Schwere Schlafstörungen sind häufige Nebenwirkungen von Medikamenten

Sorgen, Alkohol, Schmerzen – Auslöser für ruhelose Nächte gibt es viele. Oft wird übersehen, dass Schlafstörungen auch durch Medikamente hervorgerufen werden können. Denn eine Reihe von Arzneien wirkt antriebssteigernd, löst nächtliche Unruhe oder sogar Albträume aus. So zählen leichte bis schwere Schlafstörungen zu den häufigsten Nebenwirkungen von Medikamenten.

Schlafstörungen – Diese Medikamente rauben den Schlaf

  • Asthmamittel: Der Wirkstoff Theophyllin hält die Bronchien frei – aber auch wach.
  • Schlafmittel: zum Beispiel Benzodiazepine können bei Dauergebrauch selbst Schlafstörungen bewirken.
  • Cholesterinsenker: Wer Statine abends nimmt, kann Ein- und Durchschlafprobleme bekommen.
  • Antidepressiva rufen Erregung hervor, können so mitunter Albträume auslösen.
  • Acetylsalicylsäure (ASS) schlägt auf den Magen, kann Sodbrennen verursachen. Das stört den Schlaf – vor allem in den frühen Morgenstunden.
  • Schmerzmittel: Enthalten die Arzneien Koffein, kann die aufputschende Wirkung den Einschlafprozess beeinträchtigen.

Schlafstörungen häufig Nebenwirkung von Medikamenten
Manchmal werden Schlafstörungen durch Medikamente, wie z.B. Asthmamittel und Antidepressiva, verursacht Foto: Fotolia

Besonders ältere Menschen sind von Schlafstörungen durch Medikamente betroffen

Von Schlafstörungen, die durch Medikamente ausgelöst werden, sind vor allem ältere Menschen betroffen. 65-Jährige schlucken im Schnitt sechs Arzneimittel pro Tag – bei manchen sind es sogar bis zu zwanzig. „Dieser Cocktail führt häufig dazu, dass Nebenwirkungen von verschiedenen Medikamenten auftreten – oft sogar verstärkt“, sagt die Pharmakologin Prof. Julia Stingl, Universität Bonn. Die Folgen sind verheerend. Die Konzentrationsfähigkeit sinkt, die Leistungsfähigkeit ist eingeschränkt. Jeder zehnte Verkehrsunfall soll auf Übermüdung zurückgehen. Was tun gegen den Teufelskreis aus Arznei und Müdigkeit? Wer als Ursache seiner Schlafstörungen Medikamente vermutet, sollte mit einem Arzt sprechen. Wichtig dabei ist, die Medikamente nicht einfach abzusetzen. Der Therapeut wird im Einzelfall auf ein Alternativpräparat wechseln. Oft genügt es schon, die Dosis zu reduzieren oder die Einnahmezeiten zu ändern.