Naturheilmittel: Was hilft wirklich?

Phytotherapie, Homöopathie und Nahrungsergänzungsmittel – was sind eigentlich die Unterschiede? Praxisvita erklärt die verschiedenen Naturheilmittel.
„Soll ich zur Chemiekeule greifen oder hilft auch ein Naturheilmittel?“ Das fragen sich viele, wenn die Nase läuft oder der Rücken schmerzt. 80 Prozent der Deutschen versuchen dann erst einmal, ihrem Leiden mit der Heilkraft der Pflanzen beizukommen. Zu groß ist die Angst, mit chemischen Mitteln Nebenwirkungen hervorzurufen, die schlimmer sind als das eigentliche Problem. Bei Naturheilmitteln halten 82 Prozent der Deutschen das Risiko von Nebenwirkungen für gering – bei chemischen Mitteln denken das nur zwölf Prozent. Doch in den Regalen der Apotheken tummelt sich vieles mit dem Label „Natur“. Homöopathie, Phytotherapie und Nahrungsergänzungsmittel – und was steckt tatsächlich drin?
Homöopathie: Naturheilmittel aus Globuli
1.500 mineralische und pflanzliche Wirkstoffe kennt die Homöopathie. Ihre Grundlage ist das sogenannte Ähnlichkeitsprinzip: Als Heilmittel wird ein Wirkstoff ausgewählt, der bei gesunden Menschen ähnliche Symptome hervorruft wie die Krankheit, die behandelt wird. Der Körper soll so dazu angeregt werden, die Symptome selbst zu bekämpfen. Die Wirkstoffe werden in Wasser oder Alkohol potenziert – das heißt in Stufen extrem verdünnt. „Je verdünnter das Mittel ist, desto größer die Wirkung“, lautet die Grundthese der homöopathischen Medizin. Ihre Wirksamkeit ist wissenschaftlich nicht belegt. Trotzdem machen viele positive Erfahrungen mit den weißen Kügelchen (Globuli) oder homöopathischen Tropfen – etwa bei Kopfschmerzen, Übelkeit oder Husten.
Phytotherapie: Geprüfte Naturheilmittel
In der Phytotherapie werden ausschließlich pflanzliche Wirkstoffe eingesetzt. Die Arzneimittel kombinieren häufig mehrere Wirkstoffe. Das verbessert die Wirkung oft um ein Vielfaches: Die Kombination zweier Naturheilmittel kann zum Beispiel viel besser gegen Halsschmerzen wirken als die Einzelwirkungen beider Pflanzen zusammengenommen. Das ist der sogenannte superadditive Effekt. Was viele nicht wissen: Anders als bei homöopathischen Mitteln muss die Wirksamkeit pflanzlicher Arzneimittel belegt sein, bevor sie zugelassen werden. Sie durchlaufen also dieselbe Prüfung wie Medikamente der Schulmedizin.

Naturheilmittel bei Alltagsbeschwerden
Vor allem bei Alltagsbeschwerden sind Naturheilmittel oft das Mittel der Wahl. Zum Beispiel bei Schlafstörungen, Rückenschmerzen oder Migräne helfen sie häufig besser als chemisch-synthetische Medikamente. Außerdem haben sie in der Regel keine Nebenwirkungen. Wichtig: Durch Unterschiede in Anbau, Lagerung und Dosierung der Heilpflanzen können Arzneimittel verschiedener Hersteller unterschiedlich wirken. Darum sollten Sie bei der Behandlung Ihrer Beschwerden immer bei einem Hersteller bleiben, um eine gleichbleibende Qualität sicherzustellen.
Nahrungsergänzungsmittel: Ausgleich des Vitaminhaushalts
Stress, Qualmen, Dauer-Diäten – dann passiert es leicht: der Körper weist plötzlich einen Mangel an Nährstoffen auf. Nahrungsergänzungsmittel sollen den wieder wettmachen. Ihr Zweck ist nicht, Krankheiten zu heilen, sondern eine einseitige Ernährung auszugleichen, zum Beispiel durch Zugabe von Vitaminen. Nahrungsergänzungsmittel sind nicht für eine bestimmte Personengruppe vorgesehen.
Ergänzende bilanzierte Diäten: Fehlende Nährstoffe aufstocken
Anders ist das bei den sogenannten ergänzenden bilanzierten Diäten: Sie werden für Personen mit bestimmten Krankheiten entwickelt, zum Beispiel Diabetiker. Diese Mittel enthalten Nährstoffe, die ein Erkrankter mehr als andere braucht, bei Diabetikern sind das unter anderem Zink und Eisen. Gut zu wissen: Wer gesund ist und sich ausgewogen ernährt, muss keine zusätzlichen Präparate einnehmen.
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