Narzisstischer Chef: 3 goldene Regeln für den Umgang
Ein narzisstischer Chef wird von allen mit Samthandschuhen angefasst. Denn wer es wagt, ihm zu widersprechen, bereut das in der Regel schnell. Wie lässt sich die Zusammenarbeit mit einem solchen Vorgesetzten besser ertragen? Drei Regeln helfen dabei.
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„Ich verhalte mich wie ein Star – ich muss ein Star sein!“ So ungefähr könnte man die Lebenseinstellung narzisstischer Chefs zusammenfassen. Passieren Fehler, liegt es an der Unfähigkeit der Mitarbeiter; läuft etwas gut, unterstreicht das die eigene Grandiosität. Der Umgang mit solchen Vorgesetzten ist nicht einfach – einige Regeln können Ihnen jedoch dabei helfen, sich erfolgreich durch den Arbeitsalltag mit einem narzisstischen Chef zu manövrieren.

Nazisstischer Chef: Die Anzeichen
Nicht alle narzisstischen Chefs haben alle typischen Narzissmus-Eigenschaften. Während einige besonders charmant auftreten, verbreiten andere durch ihren Jähzorn Angst und Schrecken unter der Belegschaft. Psychologen unterscheiden zwei Aspekte von Narzissmus:
Agentischer Narzissmus: Dieser Begriff bezeichnet das „Kreieren“ eines besonderen, einzigartigen und grandiosen Selbstbildes mit entsprechender Außenwirkung. Menschen mit hohen Werten in agentischem Narzissmus treten besonders selbstbewusst und charismatisch auf und schaffen es so häufig, im Mittelpunkt zu stehen und die Bewunderung ihrer Mitmenschen zu erlangen. Besonders kurzfristig sind diese Menschen oft sehr beliebt.
Antagonistischer Narzissmus: Der „antagonistische“ Anteil von Narzissmus bezieht sich auf die aggressive Verteidigung des überhöhten Selbstbildes gegen Kränkungen und Zurückweisungen von außen. Menschen mit hohen Werten in antagonistischem Narzissmus neigen dazu, ihren Mitmenschen aggressiv zu begegnen, sie kleinzumachen und abzuwerten, um den Eindruck der eigenen Überlegenheit aufrechtzuerhalten. Sie gelten meist als cholerisch und unbeliebt.
Die typischen Narzissmus-Eigenschaften können also bei narzisstischen Chefs in unterschiedlichem Ausmaß oder überhaupt nicht auftreten. Doch wenn Ihnen einige der folgenden Anzeichen bekannt vorkommen, kann es durchaus sein, dass Ihr Chef ein Narzisst ist:
Selbstüberschätzung und Größenwahn: Das Hauptmerkmal einer narzisstischen Person ist ein Selbstbild der eigenen Großartigkeit. Narzissten sehen sich selbst als anderen überlegen an; als Person, die durch ihre herausragenden Fähigkeiten, einzigartige Intelligenz oder überragende Schönheit aus der Masse heraussticht.
Bedürfnis nach Bewunderung: Dieses Selbstbild „hält“ nicht von allein – es muss durch die Bewunderung der Mitmenschen erhalten und gestärkt werden. Das Streben nach Lob und Bewunderung ist darum typisch für narzisstische Vorgesetzte.
Charisma: Besonders zu Anfang geben sich narzisstische Chefs gerne zugewandt und charmant; und tatsächlich haben sie häufig ein sehr charismatisches Auftreten, was ihnen dabei hilft, andere für sich einzunehmen.
Unfähigkeit, eigene Fehler einzugestehen: Wenn narzisstische Chefs einen Fehler gemacht haben, finden sie in der Regel einen Weg, ihre Mitarbeiter dafür zu beschuldigen. Die eigene Unfehlbarkeit ist Teil ihres überhöhten Selbstbildes.
Aggressives Verhalten: Besonders Chefs mit einem hohen Anteil an antagonistischem Narzissmus sind in der Belegschaft bekannt dafür, regelmäßig in die Luft zu gehen. Widerspruch und Kritik einem solchen Boss gegenüber trauen sich in der Regel die wenigsten auszusprechen.
Hohe Durchsetzungskraft: Ein Nein lassen narzisstische Vorgesetzte in der Regel nicht gelten – ihr Durchsetzungsvermögen hilft ihnen häufig dabei, es beruflich weit zu bringen.
Fehlendes Einfühlungsvermögen: Die Empathiefähigkeit von Narzissten wurde bereits in vielen Studien untersucht. Narzisstische Personen scheinen tatsächlich mit weniger Empathie ausgestattet zu sein als der Durchschnitt – dabei halten sich insbesondere Menschen mit einem hohen Anteil an agentischem Narzissmus in der Regel für besonders empathisch.
Manchmal treten diese Eigenschaften auch gar nicht so offensichtlich zutage – dann kann es sich um einen Fall von verdecktem Narzissmus handeln.
Warum ist mein Chef ein Narzisst?
Das „Kernproblem“, das dem nervenaufreibenden Verhalten narzisstischer Vorgesetzter zugrunde liegt, ist das instabile Selbstwertgefühl dieser Menschen. Mit dem Glauben an die eigene Grandiosität und Brillanz überkompensieren Narzissten diesen geringen Selbstwert. Das Problem: Die kleinste Kränkung bringt dieses Gerüst ins Wanken und kann einen heftigen Anfall narzisstischer Wut auslösen.
Narzissmus ist zunächst ein Persönlichkeitsmerkmal, mit dem wir alle mehr oder weniger gut ausgestattet sind. Ist es überdurchschnittlich, aber noch moderat ausgeprägt, kann es uns im Leben durchaus voranbringen. Dann geht es häufig mit einem hohen Selbstanspruch einher, der zu besseren Leistungen antreibt. Menschen, bei denen das Persönlichkeitsmerkmal Narzissmus stark ausgeprägt ist, streben Höheres, Besseres, Besonderes an: Sie pflegen beispielsweise außergewöhnliche Hobbys oder bewegen sich in elitären Kreisen. Mitunter wird ihre ausgeprägte Selbstliebe für ihr Umfeld etwas anstrengend; zu größeren Problemen führt sie aber nicht.
Von einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung sprechen Mediziner, wenn die Ausprägung dieser Eigenschaft so stark ist, dass sie zu gravierenden Problemen im sozialen Miteinander führt; beispielsweise im Beruf oder in der Partnerschaft.
Warum gibt es so viele narzisstische Vorgesetzte?
Dafür, dass eine narzisstische Persönlichkeitsstörung gar nicht so weit verbreitet ist, hatten es bereits erstaunlich viele Menschen mit einem narzisstischen Chef zu tun. Den Grund vermuten Experten zum einen in einigen der typischen Eigenschaften eines Narzissten: Durchsetzungsvermögen, Charisma und Skrupellosigkeit inklusive „Starallüren“ können durchaus hilfreich dabei sein, es auf der Karriereleiter bis ganz nach oben zu schaffen.
Zum anderen haben nicht längst nicht alle Chefs, die als narzisstisch bezeichnet werden, eine narzisstische Persönlichkeitsstörung. Bei den meisten dürften „lediglich“ narzisstische Persönlichkeitseigenschaften besonders ausgeprägt sein.
Was tun, wenn der Chef Narzisst ist? 3 Regeln
Wenn Sie verhindern wollen, Ihren narzisstischen Chef gegen sich aufzubringen, sollten Sie vermeiden, seine verletzlichste Stelle anzukratzen: sein Ego. Die folgenden drei Regeln können dabei als Orientierung dienen:
Sicherheitsgefühl vermitteln: Narzissten brauchen von ihren Mitmenschen vor allem eins, und das ist Bestätigung. Ein Lob hin und wieder kann im tagtäglichen Umgang mit dem schwierigen Vorgesetzten darum hilfreich sein. Vielleicht finden Sie auch eine gemeinsame Ebene, auf der Sie hin und wieder mit Ihrem Chef scherzen können – natürlich nur, solange dies nicht auf Kosten von Kollegen geht. Alles in allem sollten Sie ihm das Gefühl vermitteln, dass Sie Ihn schätzen und nicht an seinen Fähigkeiten zweifeln; bestenfalls ohne sich dabei plump einzuschleimen.
Niemals direkt kritisieren: Kritik bedeutet für den narzisstischen Chef eine direkte Bedrohung seines zerbrechlichen Selbstwerts. Er sollte also niemals kritisiert, bloßgestellt oder beschämt werden – erst recht nicht vor versammelter Mannschaft. Das löst womöglich Wutanfälle oder passiv-aggressives Verhalten aus, wird aber aller Wahrscheinlichkeit nach nichts am Verhalten des Vorgesetzten ändern.
Kritik „einschmuggeln“: Experten empfehlen stattdessen eine Doppelstrategie: Bevor Sie einen vorsichtigen Änderungsvorschlag zu einem Thema unterbreiten, sollten Sie eine andere, positive Eigenschaft Ihres narzisstischen Chefs lobend hervorheben. Das muss und sollte nicht gelogen sein: In der Regel bringen Narzissten auch viele Talente mit, beispielsweise eine charismatische Außenwirkung, die bei der Kundengewinnung von großem Vorteil sein kann. Damit können Sie Ihren Vorgesetzten mit etwas Glück auf Ihre Seite ziehen und gnädig stimmen, sodass er die nachfolgende Kritik nicht als Angriff auf seine Person sehen wird.
Narzisstischer Chef: Kündigung als letzter Ausweg
Wenn Sie mit diesen Ratschlägen bei Ihrem narzisstischen Chef nicht weiterkommen, sollten Sie sich fragen, wie sehr Sie die Situation tatsächlich belastet. Gehen Sie trotzdem noch gerne zur Arbeit, oder haben Sie die innere Kündigung eigentlich schon vollzogen? Ist Letzteres der Fall oder kämpfen sie sogar bereits jeden Morgen mit Angst vor der Arbeit, ist es vielleicht an der Zeit, sich nach einer neuen Stelle umzusehen. Denn kein narzisstischer Chef ist es wert, sich den Spaß an der Arbeit vermiesen und damit die Lebensqualität senken zu lassen.
Im Text wird aus Gründen der Lesefreundlichkeit ausschließlich die grammatikalisch männliche Form verwendet. Damit sind jedoch sowohl Männer, Frauen als auch diverse Menschen gemeint.
Quellen:
Narzisstische Persönlichkeitsstörung (NPS), in: msdmanuals.com
Mota, Simon, et al. (2019): A comprehensive examination of narcissists’ self-perceived and actual socioemotional cognition ability, in: Collabra: Psychology