Nachtschreck bei Kindern: Was können Eltern tun?

Der Tag war lang und anstrengend. Die Kinder sind erfolgreich eingeschlafen. Jetzt noch schnell aufräumen und dann ist man selbst bereit, ins Land der Träume abzutauchen. Doch kaum eingeschlafen, wird man plötzlich von einem Schrei aus seiner wohlverdienten Ruhephase gerissen, der auch in jedem Horrorfilm einsetzbar wäre: Nachtschreck bei Kindern! Was ist ein Nachtschreck bei Kindern? Und noch wichtiger: Was können Eltern beim Nachtschreck tun?

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Alle Eltern aufgepasst, denn auch Sie wird es möglicherweise betreffen. Wenn Ihr Kind nachts plötzlich aus dem Nichts aufs Heftigste weint oder schreit, die Augen geöffnet hat, aber nicht auf Sie reagiert, hat wahrscheinlich der Nachtschreck zugeschlagen.

Kind mit Nachtschreck liegt im Bett und weint
Nachtschreck bei Kindern: In solchen Situationen können Eltern nicht mehr tun, als beruhigend auf ihr Kind einzureden Foto: iStock/gpointstudio

Nachtschreck bei Kindern: Was ist das?

Unter einem „Nachtschreck“, auch als Pavor Nocturnus oder Schlafschreck bekannt, versteht man das plötzliche Erwachen des Kindes aus dem Schlaf. Oftmals ist dieses Erwachen mit angstvollem Weinen oder Schreien verbunden, das minutenlang anhalten kann, bevor es wieder einschläft, als wäre nie etwas gewesen. Eltern bleiben nach diesem Ereignis - besonders wenn der Nachtschreck das erste Mal auftritt - völlig verstört zurück.

Erleidet das Kind einen Nachtschreck, so hat es meist die Augen komplett geöffnet und weint oder schreit dabei erbarmungslos. Eltern gehen davon aus, dass das Kind wach ist, – schließlich hat es ja die Augen auf - doch der Schein trügt. Die Kinder mit Nachtschreck sind weder wach, noch schlafen sie. Sie „hängen“ irgendwo dazwischen. Manchmal zeigen sie auch gezielt immer wieder auf etwas, was Eltern aber nicht sehen oder wahrnehmen können. Als Außenstehende könnte man den Eindruck bekommen, dass Kind hätte einen Geist gesehen. Ein Nachtschreck bei Kindern wirkt sehr gruselig und auf Eltern äußerst beängstigend. Dennoch ist ein Nachtschreck in der Regel harmlos und gehört – auch wenn es unvorstellbar klingt – zur normalen Schlafentwicklung. Wichtig für Eltern zu wissen: Diese Form der Schlafstörung steht nicht im Zusammenhang mit einer psychischen Störung und sie hinterlässt auch keine Schäden beim Kind. Der Nachtschreck hat etwas mit der Entwicklung des Zentralen Nervensystems (ZNS) zu tun.

Nachtschreck-Symptome: Diese Verhaltensweisen können auftreten

Kinder erleiden meistens in den ersten drei Stunden nach dem Einschlafen in der sogenannten Non-REM-Phase einen Nachtschreck. In der Non-REM-Phase wird die Aktivität des Gehirns etwas heruntergefahren und die Traumphase hat noch nicht begonnen. Warum ein Nachtschreck bei Kindern gerade in dieser Zeit auftritt, konnten Wissenschaftler:innen noch nicht abschließend herausfinden. Man vermutet jedoch eine Störung beim Wechsel vom Tiefschlaf in den Traumschlaf. In dieser Phase ist das Nervensystem der Kinder einfach überfordert, da ihr Gehirn den Übergang vom Tiefschlaf in den Traumschlaf in diesem jungen Alter noch nicht erlernt hat.

Charakteristisch für den Nachtschreck sind folgende Symptome:

  1. Der Nachtschreck beginnt mit einem abrupten Erwachen aus dem Schlaf, meist begleitet von einem durchdringenden Schrei oder angstvollem lautem Weinen.

  2. Bei einem Nachtschreck liegen oder stehen die Kinder in ihrem Bett und schlagen und treten nicht selten wild um sich.

  3. Die Augen der Kinder mit Nachtschreck sind weit geöffnet, teilweise sogar verdreht, was auf Eltern besonders beängstigend wirkt.

  4. Oft haben die Kinder mit Nachtschreck einen sehr schnellen Puls, atmen schnell und haben starkes Herzklopfen oder mitunter sogar Schweißausbrüche.

  5. Der Nachtschreck bei Kindern kann mehrere Minuten anhalten, danach schlafen sie meist problemlos wieder ein und können sich am nächsten Morgen an den nächtlichen Vorfall nicht erinnern.

     

Für Eltern ist an dieser Stelle wichtig zu wissen: Dass Kinder unter einem Nachtschreck nicht auf Beruhigungsversuche reagieren, liegt daran, dass sie es nicht können. Sie sind weder wach, noch schlafen sie. Das Gefangensein in einer Art „Zwischenwelt“ ist ein typisches Nachtschreck-Symptom. Reden Sie als Eltern trotzdem weiterhin beruhigend auf Ihr Kind ein, seien Sie an der Seite Ihres Kindes und achten darauf, dass es sich z.B. beim Umherschlagen nicht verletzt.

Nachtschreck-Ursachen: Was führt zum Schlafschreck?

Was die genauen Ursachen für einen Nachtschreck sind und warum einige Kinder einen Nachtschreck erleiden, andere wiederum nicht, ist bis heute nicht eindeutig bekannt. Forscher:innen vermuten jedoch, dass ein Nachtschreck mit der Entwicklung des zentralen Nervensystems zusammenhängt. Bis zum sechsten Lebensjahr ist das Nervensystem von Kindern noch nicht vollständig entwickelt. Kommt es nun zur Überreizung, reagiert das Nervensystem sehr empfindlich. Ein Nachtschreck bei Kindern kann dann die Folge sein. 

Folgende Faktoren können zudem einen Nachtschreck bei Kindern begünstigen:

  • Angstzustände oder Stress

  • Schlafentzug und Müdigkeit

  • Veränderungen der Schlafroutine oder Veränderungen im Schlafumfeld

  • Erkrankungen, die den Schlaf beeinträchtigen können, wie beispielsweise Fieber

  • Generelle Schlafstörungen, wie beispielsweise Schlafapnoe

Nachtschreck oder Albtraum? Das sind die Unterschiede

Erleidet das Kind das erste Mal einen Nachtschreck, denken viele Eltern, dass das Kind einen Albtraum hatte. Viele Eltern wissen zu diesem Zeitpunkt auch noch nicht, was ein Nachtschreck eigentlich ist. Dennoch ist es wichtig zu wissen, dass es sich bei beiden Sachverhalten, die sich auf den ersten Blick sehr ähneln, um zwei völlig unterschiedliche Schlafstörungen handelt. Nachtschreck oder Albtraum - wo liegen die Unterschiede?

Nachtschreck oder Albtraum?

Nachtschreck

Albtraum

Art des Aufwachens

Plötzliches Aufwachen aus dem Schlaf, begleitet von Schreien oder Weinen; Kind schlägt oder tritt wild um sich; nicht ansprechbar, obwohl die Augen geöffnet sind.

Das Kind erwacht ebenfalls weinend oder schreiend, ist aber ansprechbar.

Dauer der Schlafstörung

Ein Nachtschreck kann mehrere Minuten dauern. Danach schläft das Kind meist ruhig wieder ein.

Das Kind erwacht aus dem Schlaf, das Geträumte ist noch immer sehr präsent, daher bedarf es viel Zuwendung und Beruhigung, bevor das Kind wieder einschläft.

Erinnerung an Vorfall

Das Kind kann sich meist nicht an den Nachtschreck erinnern.

Ein Albtraum kann noch lange bei Kindern nachwirken.

Ursache

Forscher:innen gehen davon aus, dass die Ursache von der Entwicklung des zentralen Nervensystems ausgeht. In Kombination mit einer Reizüberflutung kann der Nachtschreck auftreten.

Erlebnisse, Ängste oder Belastungen können einen Albtraum bei Kindern auslösen.

Beide Formen der Schlafstörung gelten als harmlos. Treten sie jedoch häufiger als einmal in der Woche auf, sollten Eltern Rat bei Kinderarzt oder Kinderärztin suchen.

Babys und der Nachtschreck: Können auch die Kleinsten einen Schlafschreck bekommen?

Bei Babys einen Nachtschreck zu diagnostizieren ist sehr schwierig, da es viele Gründe für die nächtliche Schreiattacke – besonders in den ersten Lebenswochen - geben kann. Ob nun wirklich ein Nachtschreck dahintersteckt oder etwas anderes, für Eltern gilt in jedem Fall: Ruhe bewahren und beruhigend auf das Baby einwirken. Halten die nächtlichen Schreiattacken aber besonders lange an und auch nach dem dritten Lebensmonat tritt keine Besserung beim Baby ein, sollte kinderärztlicher Rat eingeholt werden.

Nachtschreck bei älteren Kindern: Kommt das noch vor?

Der Nachtschreck kann auch noch bei älteren Kindern ab dem zwölften Lebensjahr auftreten. Diese Form der Schlafstörung ist in diesem Alter jedoch eher selten. In den meisten Fällen kommt der Nachtschreck bei jüngeren Kindern hauptsächlich im Alter von ein bis sechs Jahren vor.

Der Nachtschreck bei älteren Kindern tritt meist als Folge von Stress, Schlafstörungen oder Angstzuständen auf.

Ältere Kinder erleben den Nachtschreck ähnlich wie jüngere Kinder: Plötzliches Erwachen aus der Tiefschlafphase und Verwirrung gepaart mit Angstgefühlen. Sie können auch in ihrem Alter noch ungewöhnliche Verhaltensweisen aufzeigen, wie schreien, um sich schlagen, aufstehen und herumlaufen, obwohl sie in diesem Moment nicht wissen, was sie tun.

Sollte ein Nachtschreck bei älteren Kindern häufiger vorkommen und weitere Symptome dazu auftreten, sollten Eltern mit ihrem Kind eine:n Ärzt:in aufsuchen, um herauszufinden, ob eine ernsthafte Störung oder Erkrankung vorliegt, die behandelt werden muss.

Nachtschreck-Dauer: Wie lange dauert der nächtliche Spuk?

Die Dauer eines Nachtschrecks ist von Kind zu Kind unterschiedlich. Das gilt sowohl für den Vorfall an sich als auch für die Häufigkeit des Nachtschreck-Vorkommens im Leben eines Kindes.

Erleidet ein Kind einen Nachtschreck, dauert er in den meisten Fällen nur wenige Minuten, selten länger als 15 Minuten – für Eltern fühlt er sich in jedem Fall wie eine Unendlichkeit an.

Einige Kinder haben in ihrem ganzen Leben nur einen einzigen Nachtschreck-Anfall, manche sogar gar keinen. Etwa ein bis fünf Prozent aller Kinder haben jedoch mehrfache Begegnungen mit dem Nachtschreck. Dabei kann es sein, dass die Schlafstörungen sich in mehreren aufeinanderfolgenden Nächten ereignen, nur alle paar Monate auftreten oder vielleicht sogar nur einmal im Jahr. Interessanterweise bekommen Jungen häufiger einen Nachtschreck als Mädchen.

Nachtschreck vorbeugen: Ist das möglich?

Einem Nachtschreck kann man leider nicht gezielt vorbeugen. Er gehört zur Schlafentwicklung dazu. Das Einzige, was Eltern tun können, wenn das Kind einen Nachtschreck hat, ist beruhigend und tröstend auf das Kind einzuwirken und es zu beruhigen. Auch eine regelmäßige Schlafroutine und eine gute Schlafumgebung können dazu beitragen, dass die Nacht für das Kind ruhig verläuft. Sollte ein Nachtschreck über einen längeren Zeitraum jede Nacht auftreten und dem Kind enorme Ängste bereiten, sollte ein:e Kinderarzt:ärztin aufgesucht werden.

Nachtschreck bei Kindern: Wann sollten Eltern mit dem Kind zum Arzt?

Ein Nachtschreck ist meist harmlos und richtet weder körperlichen noch seelischen Schaden an. Es gibt jedoch drei Hinweise, bei denen Eltern mit ihrem Kind ärztlichen Rat einholen sollten:

  • Das Kind ist bereits in der Vorpubertät und leidet immer noch unter dem Nachtschreck.

  • Der Nachtschreck tritt über einen längeren Zeitraum häufiger als einmal die Woche auf und das Kind wirkt sehr ängstlich.

  • Wenn das Kind tagsüber sehr müde ist und im Schlaf keine Erholung findet.

Nachtschreck bei Kindern: Was können Eltern tun?

Während eines Nachtschrecks können Eltern zwar nichts tun, um den Nachtschreck zu verkürzen, jedoch können sie einiges tun, um ihrem Kind beizustehen:

  • Versuchen Sie ruhig zu bleiben und diese Ruhe auch auf Ihr Kind zu übertragen – auch wenn der Nachtschreck beim eigenen Kind insbesondere die ersten Male nur schwer auszuhalten ist. Reden Sie beruhigend und in einem leisen Ton auf Ihr Kind ein, auch wenn Sie wissen, dass Sie keine Reaktion oder Antwort bekommen werden.

  • Versuchen Sie nicht, Ihr Kind zu wecken. Wird das Kind inmitten eines Nachtschrecks geweckt, kann es schwieriger für Ihr Kind werden, sich zu beruhigen und wieder einzuschlafen. Lassen Sie den Nachtschreck aber unter Aufsicht einfach geschehen, wird Ihr Kind sich nach der Schlafstörung ruhig hinlegen, weiterschlafen und sich am nächsten Morgen an nichts mehr erinnern können.

  • Schützen Sie Ihr Kind und schauen Sie, dass es sich während des Nachtschrecks nicht verletzen kann oder gar das Zimmer verlässt und die Treppe herunterfällt.

  • Versuchen Sie nach besonders lebhaften Tagen das Schlafengehen extra ruhig angehen zulassen. Mit beruhigenden Gute-Nacht-Geschichten, vielleicht noch einem leisen Schlaflied. Manchmal kann man den Nachtschreck so verhindern.

Auch wenn es zunächst sehr besorgniserregend aussieht, können Eltern unbesorgt sein, dass es sich um etwas Schlimmes oder für das Kind Traumatisierendes handelt. Irgendwann ist die Phase des Nachtschrecks auch wieder vorbei und die Nächte werden garantiert ruhiger.

Quellen:

Von Albträumen, Nachtschreck und Schlafwandlern, in: kindergesundheit-info.de

Nachtschreck: Kind festhalten und leise sprechen, in: kinderaerzte-im-netz.de