Multiresistente Keime: So schützen Sie sich

Über eine halbe Million Menschen infizieren sich jährlich in deutschen Krankenhäusern mit Keimen. Die oft multiresistenten Keime fordern alleine in Deutschland jedes Jahr zehntausende Tote. Wichtigster Grund für die massive Gefahr durch Keime in Krankenhäusern ist immer noch mangelnde Hygiene. Praxisvita.de verrät Ihnen, was Sie beachten müssen, damit der nächste Krankenhausaufenthalt nicht zur tödlichen Keimfalle wird.
Jeder sechste Patient ist laut Schätzungen infiziert
Jährlich infizieren sich in Deutschland etwa 500.000 Patienten mit Krankenhauskeimen (nosokomiale Infektionen). Andere Schätzungen gehen davon aus, dass jeder sechste Patient, der zur Behandlung in ein Krankenhaus kam, mit gefährlichen Keimen infiziert wurde. Die übertragenen Erreger sind häufig multiresistent (MRE) und ziehen lebensgefährliche Infektionen nach sich. Die Bilanz ist erschreckend: Pro Jahr sterben allein in Deutschland zwischen 40.000 und 50.000 Menschen an den Folgen von Keiminfektionen.
Infektions-Zone Krankenhaus
Bakterien können sich in Krankenhäusern besonders gut verbreiten: Zum einen befinden sich dort viele Menschen auf engstem Raum, zum anderen sind viele dieser Menschen bereits krank – besitzen also Keime zum Weitergeben und geschwächte Immunsysteme. Praxisvita.de hat für Sie die wichtigsten Überlebens-Tipps, damit Sie den nächsten Aufenthalt im Krankenhaus – als Patient oder Besucher – unbeschadet überstehen.
Das Händewaschen nicht vergessen
Regelmäßiges Händewaschen ist nicht nur, aber vor allem im Krankenhaus die Basis von Hygiene. Das gilt sowohl für Patienten als auch für Pflegepersonal und Ärzte, denn Hände sind im wahrsten Sinne risikobehaftet. Sie kommen besonders häufig mit infizierten Oberflächen in Kontakt und fungieren so optimal als Keimempfänger und Keimverteiler. 90 Prozent aller Krankenhausinfektionen werden über die Hände übertragen. Waschen Sie deswegen regelmäßig und mindestens 30 Sekunden lang die Hände mit Seife – und überlegen Sie sich gut, wem Sie die Hand geben.
Nach Desinfektionsspendern suchen
Neben dem Händewaschen sollten vor allem das Pflegepersonal und Ärzte in Krankenhäusern vor jedem Patientenkontakt die Hände desinfizieren. Als Patient können Sie nicht immer sehen, ob das getan wurde. Haben Sie berechtigte Zweifel, fragen Sie höflich nach dem Hygienestand der Hände, die sie untersuchen sollen. Das gleiche gilt, wenn Sie Patient sind und Besuch empfangen oder selbst Besucher sind.
Einmalhandschuhe trägt man nur einmal
Ärzte und Pflegekräfte müssen bei allen invasiven Eingriffen – wenn zum Beispiel eine Infusion gelegt oder Blut abgenommen wird – Einmalhandschuhe tragen. Achten Sie darauf, dass die Handschuhe nach Möglichkeit erst am Behandlungsort angelegt und dort auch wieder ausgezogen werden. Denn die Hygienemaßnahme ist zumindest für den Patienten sinnlos, wenn mit den Handschuhen Türen geöffnet oder Betten verschoben wurden. Und ganz wichtig: Einmalhandschuhe dürfen nur einmal benutzt werden. Vor allem in Krankenzimmern mit mehreren Betten kann man gut beobachten, ob nach jedem Patienten die Handschuhe gewechselt wurden.
Vorsicht mit nackter Haut
Eine einfache Regel für das Krankenhaus: Laufen Sie nicht barfuß durch ihr Zimmer oder den Flur. Keime können auch über die Füße aufgenommen werden. Oder Sie tragen sich die Keime direkt ins Bett. Außerdem fassen Sie sich nach Möglichkeit nicht ins Gesicht oder gar in den Mund. Dieses Tabu gilt ebenso für fremde Finger in ihrem Gesicht und ihre Finger in fremden Gesichtern.
Meiden Sie multiresistente Keime
Multiresistente Keime zu meiden heißt in diesem Fall, Menschen zu meiden, die mit multiresistenten Keimen infiziert sind. Besuchen Sie solche Patienten nur nach Rücksprache mit einem Arzt und mit entsprechender Schutzkleidung – am besten aber gar nicht. Patienten mit MRE müssen übrigens isoliert in Einzelzimmern untergebracht werden. Wenn Sie beobachten, dass sich die Ärzte und das Pflegepersonal ihrem Bettnachbarn nur noch mit Mundschutz oder Atemmaske nähern, sollten Sie über einen Umzug nachdenken.
Handys und Keime
Handys sollten in Krankenhäusern grundsätzlich nicht angeschaltet sein. Nicht, weil dadurch Geräte beeinflusst werden – Studien haben das widerlegt –, sondern weil Patienten und Personal gestört werden. Deswegen lassen Sie es doch einfach ganz zu Hause. Denn viele Keime werden von außen in das Krankenhaus geschleppt, zum Beispiel durch Handys und Smartphones, an denen bei Abstrichen im Schnitt mehr Fäkalbakterien gefunden werden, als an Toilettentüren.
Finger weg von Fernbedienungen
Ein besonders beliebter Ort unter Krankenhauskeimen sind die von Patient zu Patient weiter wandernden Fernbedienungen. Diese werden in Krankenhäusern nur selten desinfiziert und bieten deswegen perfekten Nährboden für gefährliche Keime. Lassen Sie am besten die Finger von der Fernbedienung und lesen Sie lieber ein Buch.
Topfpflanzen: Hort für Keime
Ein besonders beliebtes Geschenk für Patienten in Krankenhäusern sind Topfpflanzen. Krankenzimmer sind so kahl und steril. Da kann ein bisschen Grün nicht schaden. Falsch gedacht! Krankenzimmer sind erstens tatsächlich steril gehalten – um zum Beispiel Keimen vorzubeugen – und zweitens aus gutem Grund ohne Grünpflanzen. In der Erde von Topfpflanzen befinden sich Unmengen von gefährlichen Keimen. Topfpflanzen sind insofern gefährlich und haben in Krankenhäusern nichts verloren.
Wäsche waschen
Haben Sie sich bereits einen Keim eingefangen – ob im Krankenhaus oder sonst wo –, dann dürfen Sie von ihrem Pflegepersonal täglich frische Bettwäsche erwarten. Tatsächlich verbreiten sich Keime im Bett wie im Schlaf. Patienten dagegen, die keine „kritische Kolonisation oder Infektionen“ aufweisen, bekommen erst frische Wäsche, wenn sichtbare Verschmutzungen feststellbar sind – so jedenfalls der Wortlaut in einer Infobroschüre des Arbeitskreises Krankenhaus- & Praxishygiene.
Lassen Sie niemanden ins Bett
Liegen Sie im Krankenhaus, lassen Sie niemanden in Ihr Bett. Auch das Sitzen auf der Bettkante kann bereits Keime übertragen – in beide Richtungen.