Mosting: Diese 2 Fragen entlarven die Dating-Masche
Wie Ghosting, nur noch gemeiner: Das etwas verharmlosend als Dating-Trend bezeichnete Mosting kann die Opfer traumatisiert zurücklassen. Bei den ersten Anzeichen sollten Sie sich genau zwei Fragen stellen.
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Komplimente, Liebesschwüre und das Versprechen einer gemeinsamen Zukunft im ewig siebten Himmel, und das von Tag eins der neuen Bekanntschaft an: Das klingt zu schön, um wahr zu sein? Ist es vermutlich auch – hinter diesem Verhalten könnte das sogenannte Mosting stecken.

Mosting läuft in zwei Schritten ab
Als Mosting wird ein bestimmtes Verhalten beim Dating bezeichnet, bei dem gleich zwei fiese Dating-Maschen aufeinanderfolgen: das sogenannte Love Bombing und Ghosting. Beim Love Bombing handelt es sich um eine häufig von Narzisst:innen genutzte Manipulationstechnik, bei der diese ihr Gegenüber durch übertriebene Zuneigungsäußerungen besonders schnell und eng an sich binden.
Ghosting bezeichnet den besonders seit dem Aufkommen von Dating-Apps verbreiteten Trend, plötzlich kommentarlos von der Bildfläche zu verschwinden, sich nicht mehr zu melden und auf Nachrichten nicht mehr zu reagieren – als sei man plötzlich zum Geist geworden. Das Verhalten kommt häufig am Anfang von Bekanntschaften vor, während sich die Datingpartner:innen noch ausschließlich digital austauschen, oder nach etwa ein bis zwei persönlichen Treffen.
Beim Mosting folgt beides aufeinander: Zunächst wird der anderen Person in einer pompösen Inszenierung die große Liebe vorgegaukelt, um sie dann von jetzt auf gleich und ohne Erklärungen fallenzulassen.
Das besonders Perfide am Mosting ist, dass sich die Bekanntschaft für die „Gemosteten“ überhaupt nicht mehr oberflächlich anfühlt. Sie glauben, sich bereits in einer Beziehung zu befinden und schweben nicht selten im siebten Himmel, in dem festen Glauben, dass der oder die andere mindestens genauso intensiv fühlt wie sie selbst. Denn schließlich wurde ihnen das bis jetzt mit viel Engagement vermittelt.
Mosting: Das wichtigste Warnzeichen
Das einzige und damit wichtigste Warnzeichen, dass man dabei ist, in die Mosting-Falle zu tappen, ist ein unnatürlich wirkendes, übertrieben verliebtes Verhalten des Partners oder der Partnerin. Er oder sie spricht nur in Superlativen (noch nie zuvor habe ich so für jemanden gefühlt/du bist die Liebe meines Lebens), scheut nicht vor großen Gesten zurück (übertrieben teure Geschenke ungewöhnlich früh in der Beziehung) und stellt die Verbindung als schicksalshaft und einzigartig dar. Nicht selten fallen gleich zu Anfang der Beziehung Versprechen, den Rest des Lebens gemeinsam zu verbringen (Stichwort Future Faking).
Wenn sich jemand derart ins Zeug legt, um einer neuen Bekanntschaft zu gefallen, ist eine gesunde Skepsis angebracht. Wem das eigene Bauchgefühl sagt, dass die Liebesschwüre, Komplimente und Versprechen etwas zu dick aufgetragen sind, um wirklich ehrlich gemeint zu sein, der sollte auf seine innere Stimme hören. Denn Love Bombing hat eigentlich immer unschöne Folgen für das „Opfer“: Endet der Kontakt nicht abrupt mit Ghosting, findet es sich häufig in einer toxischen Beziehung wieder, die wiederum mit viel Leid verbunden sein kann.
Mosting: 2 Fragen entlarven die miese Masche
Wer im „Datinggeschäft“ auf eine unglaubwürdig schockverliebte Person trifft, sollte sich darum zwei Fragen stellen:
1. Kennt mich diese Person überhaupt schon gut genug, um derart verliebt zu sein und sich eine gemeinsame Zukunft zu wünschen?
Bei dieser Frage geht es darum, das „Liebestheater“ einmal bei Tageslicht zu betrachten. Kann es wirklich sein, dass jemand in so kurzer Zeit derartige Gefühle entwickelt? Sind diese Versprechen wirklich realistisch, passen diese Komplimente überhaupt zu mir als Person oder könnte man jedem beliebigen Menschen damit schmeicheln?
2. Fühle ich mich zu dieser Person vor allem aufgrund ihres schmeichelhaften Verhaltens hingezogen, oder ist sie auch ganz abgesehen davon attraktiv für mich?
Diese Frage dient dem Zweck, herauszufinden, ob man sich gerade wirklich verliebt, oder ob man in das Verliebtsein „hineinmanipuliert“ wird. Wer diesen Verdacht hat, sollte sich die andere Person einmal ohne alle Liebesschwüre vorstellen – mit einem ganz „normalen“ Dating-Verhalten. Wäre ich genauso begeistert von diesem Menschen, wenn er mich nicht derart überhöhen würde?
Wer nach diesem Realitätscheck das Gefühl hat, dass etwas nicht stimmt mit der jungen Beziehung, sollte entsprechend reagieren und das ungewöhnlich schnelle Vorpreschen des Partners oder der Partnerin zumindest ansprechen und vielleicht darum bitten, das Tempo etwas zu drosseln. Wenn es sich beim Gegenüber tatsächlich um die ganz große Liebe handelt, wird er oder sie das ganz bestimmt verstehen und sich darauf einlassen.
Mosting kann gravierende Folgen haben
Mosting lässt das Opfer verwirrt, hilflos und häufig traumatisiert zurück. Zunächst wird es noch versuchen, sich das plötzliche Schweigen irgendwie zu erklären: Ist der Akku leer, hat der Partner oder die Partnerin Stress auf der Arbeit? Schließlich folgt die Angst, ihm oder ihr könnte etwas Schreckliches zugestoßen sein. Irgendwann kommt dann die Erkenntnis, dass der Kontaktabbruch beabsichtigt ist. Damit werden mit einem Mal alle Glücksgefühle, Hoffnungen und Zukunftsträume zerschlagen und das Rätseln um das eigene Fehlverhalten beginnt: „Was hätte ich anders machen können, damit er oder sie bleibt?“
Laut Ergebnissen der Hirnforschung sucht das Gehirn in einer solchen Situation unaufhörlich nach Erklärungen, die es bräuchte, um den durch den Kontaktabbruch entstandenen Stress zu bewältigen. Doch diese Erklärungen bleiben aus und das Gehirn findet keine Ruhe. Für die Verlassenen kann das psychische Folgen wie Schlafstörungen, Niedergeschlagenheit und depressive Verstimmungen bis hin zu Suizidgedanken haben.
Mosting-Opfer sollten sich darum nicht scheuen, sich bei der Verarbeitung ihres Traumas professionelle Hilfe zu holen – denn Mosting ist keinesfalls ein harmloser Dating-Trend, sondern kann schwere psychische Schäden verursachen.
Quellen:
Novembre, G., Zanon, M., & Silani, G. (2015): Empathy for social exclusion involves the sensory-discriminative component of pain: a within-subject fMRI study, in: Social cognitive and affective neuroscience
Love Bombing: A Narcissist's Secret Weapon, in: psychologytoday.com