Morbus Bechterew wird bei Frauen oft nicht erkannt

Physiotherapie bei Morbus Bechterew
Bei Frauen mit Morbus Bechterew verläuft die Versteifung der Wirbelsäule langsamer als bei betroffenen Männern – darum wird die Erkrankung häufiger übersehen Foto: Fotolia
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Die Versteifung der Wirbelsäule bei Morbus Bechterew galt lange als Männerkrankheit. Heute weiß man: Bei Frauen wird sie einfach nur öfter übersehen.

Wenn Frauen über Rücken- oder Gelenkschmerzen klagen, denken viele Ärzte zuerst an Osteoporose, vielleicht noch an Arthrose, Rheuma oder Gicht. Aber an Morbus Bechterew? Kaum! Dabei sollten sie das, so Dr. Volker Smasal, Orthopäde aus München. Denn die Dunkelziffer der Morbus-Bechterew-Erkrankten ist gerade bei Frauen hoch. Deswegen lässt sich das Verhältnis der betroffenen Frauen zu den erkrankten Männern auch von Experten nur schätzen: ein Drittel, sagen die einen. Nahezu die Hälfte, meinen andere.

Versteifung der Wirbelsäule

Die „Spondylitis ankylosans" (der Fachbegriff heißt übersetzt „versteifende Wirbelentzündung") gehört zu den rheumatischen Erkrankungen, sollte aber nicht mit (Gelenk-)Rheuma verwechselt werden. Die Ursache ist bisher unklar, eine Rolle spielt aber wohl die Vererbung. Es kommt zu schmerzhaften Entzündungen der Sehnenansätze, besonders entlang der Wirbelsäule, am Kreuz- und Darmbein. Auch die Hüftgelenke oder die Plantarsehne an der Ferse können von Morbus Bechterew betroffen sein.

Morbus Bechterew: Hohe Dunkelziffer bei Frauen

Die so typische Versteifung der Wirbelsäule verläuft bei Frauen meist langsamer. Deswegen wird die Erkrankung oft nicht erkannt – obwohl erste Symptome oft bereits vor dem 45. Lebensjahr auftreten und der Gesamtverlauf nicht milder ist.

Typische Symptome bei Morbus Bechterew

Sie sollten sich fragen: Habe ich tief sitzende Rückenschmerzen? Treten diese häufig nachts auf und lassen sie bei Bewegung nach? Sind die Gelenke morgens steif, und legt sich diese Steifigkeit erst nach über 30 Minuten? Bestehen diese Symptome schon länger als drei Monate?

Im Gegensatz zum Gelenkrheuma lassen sich bei Morbus Bechterew keine Rheumafaktoren im Blut nachweisen. Dennoch wird das Blut auf Entzündungsmarker untersucht. Entzündungen im Frühstadium deckt eine Magnet-Resonanz-Tomographie (MRT) auf, später sind die Wirbelsäulen-Veränderungen im Röntgenbild sichtbar. Bei 95 Prozent der Bechterew-Patienten ist ein Antigen namens „HLA-B27" nachweisbar.

Therapie bei Morbus Bechterew

Die Therapie richtet sich nach dem individuellen Krankheitsverlauf. Dazu gehören Physiotherapie sowie schmerzstillende und entzündungshemmende Medikamente wie NSAR, Coxibe (z.B. Arcoxia) sowie TNF-Alpha-Blocker (z. B. Remicade). Gute Erfahrungen machen viele Patienten auch mit einem jährlichen Aufenthalt im Radon-Stollen (z. B. in Bad Gastein oder Bad Kreuznach). Außerdem kann der Patient selbst zum Therapieerfolg beitragen: durch viel Bewegung, gesunde Ernährung, Rauchverzicht und Vermeidung von Übergewicht.