Yoga-Musik senkt Infarkt-Risiko

Entspannungsmusik eignet sich nicht nur zum Abschalten und Seele baumeln lassen – sie bringt auch konkrete Vorteile für die Herzgesundheit. Darauf weisen die Ergebnisse einer indischen Studie hin.

Enstapnnungsmusik erhöht die Herzfrequenzvariabilität – und das wirkt sich positiv auf die Herzgesundheit aus
Enstapnnungsmusik erhöht die Herzfrequenzvariabilität – und das wirkt sich positiv auf die Herzgesundheit aus Foto: utkamandarinka/iStock

Es ist ganz einfach, die eigene Herzgesundheit zu stärken: Musik einschalten, hinlegen, Augen schließen. Zu diesem Ergebnis kommen Wissenschaftler um Naresh Sen am Sunil Memorial Superspeciality Hospital im indischen Jaipur in ihrer aktuellen Forschungsarbeit. Die Studie wurde auf dem diesjährigen Kongress der European Society of Cardiology (ESC) in München vorgestellt.

Das Herz arbeitet „bedarfsorientiert“

Unser Herz schlägt nicht immer regelmäßig – die Pausen zwischen den einzelnen Schlägen können stark variieren. Das Herz passt sich dabei den aktuellen Anforderungen an den Körper an: Bei körperlicher Anstrengung oder psychischer Belastung sorgt es durch eine hohe Herzfrequenz dafür, dass der Körper dieser intensiven Beanspruchung gewachsen ist, indem es die Zellen schneller mit Sauerstoff versorgt.

Befinden wir uns im „Ruhemodus“, das heißt, weder Körper noch Psyche sind erhöhtem Stress ausgesetzt, sinkt die Herzfrequenz in der Regel ab. Doch auch in Ruhephasen verändern sich die Abstände zwischen den Herzschlägen – wenn auch so minimal, dass es für uns nicht spürbar ist.

Diese Wechsel werden vom sogenannten vegetativen Nervensystem gesteuert. Dabei wirken die zwei Komponenten Sympathikus und Parasympathikus in entgegengesetzte Richtungen: Der Sympathikus lässt die Herzfrequenz steigen, der Parasympathikus bewirkt ein Absinken der Herzfrequenz.

Warum ein regelmäßiger Herzschlag nicht besser ist

Kann ein Organismus flexibel auf die sich stetig verändernden Anforderungen an den Körper reagieren, zeigt sich das durch eine hohe sogenannte Herzfrequenzvariabilität (HRV für englisch heart rate variability), also eine sich häufig verändernde Herzfrequenz.

Ist die HRV dagegen besonders niedrig, ist das ein Zeichen dafür, dass der Organismus unter chronischer körperlicher oder psychischer Belastung steht und die „Feinsteuerung“ des Herzschlags nicht mehr richtig funktioniert. Studien zeigen, dass eine niedrige HRV mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt einhergeht.

Entspannungsmusik erhöht die HRV

Die indischen Wissenschaftler untersuchten, ob sich die HRV durch Musikhören beeinflussen lässt. An der Studie nahmen 149 gesunde Probanden teil, und zwar an drei verschiedenen Abenden: Am ersten Abend hörten sie vor dem Schlafengehen „Yoga-Musik“ (Entspannungsmusik), am zweiten Popmusik mit gleichmäßigen Rhythmen und am dritten Abend keine Musik.

Die Forscher ermittelten die HRV der Probanden jeweils fünf Minuten vor dem Beginn der Musik, zehn Minuten lang während des Musikhörens und fünf Minuten danach. Das Ergebnis: Die HRV stieg während der Yoga-Musik an, ging beim Hören der Popmusik zurück und veränderte sich nicht, wenn keine Musik gespielt wurde.

Die Studienautoren betonen, dass eine solche Musiktherapie bei Herzproblemen immer nur als Ergänzung zu verschriebenen Medikamenten angewendet werden sollte – als Vorbeugungsmaßnahme eignet sie sich aber in jedem Fall. „Das ist eine kleine Studie und es bedarf weiterer Forschung zu den kardiovaskulären Effekten von musikalischen Interventionen durch ausgebildete Musiktherapeuten“, sagt Studienleiter Dr. Sen. „Doch vor dem Schlafengehen Entspannungsmusik zu hören, ist eine kostengünstige und leicht anzuwendende Therapie, die keinen Schaden anrichten kann.“