Minzöl: Wirkungsweise und Anwendung des ätherischen Öls

Minzöl gilt als preiswertere Alternative zu hochwertigerem Pfefferminzöl – und die hat es in sich. Denn nahezu alle Wirkungsweisen gleichen dem des Originals.

Kleine Flasche mit Minzöl
Minzöl wirkt kühlend und lindert Juckreiz Foto: istock/Kazmulka
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Minzöl ist ein kleines Allround-Genie, denn es bietet ein breites Wirkungsspektrum – und das für einen relativ geringen Preis. Sie können das ätherische Öl zum Einreiben verwenden, einnehmen und damit inhalieren.

Verbreitung und Anbaugebiete von Minzöl

Im Volksmund wird sie Ackerminze oder eben auch Japanische Minze genannt, doch im Grunde sind zwei Pflanzenarten damit gemeint: Mentha canadensis und Mentha arvensis. Die lila blühenden kleinen Pflanzen riechen nahezu wie Pfefferminze (Mentha x piperita). Sie wachsen sowohl in Europa als auch in Asien, wo das gewerbliche Hauptanbaugebiet liegt. Vor allem in Japan, China, Indien und Brasilien wird flächendeckend Minze für Minzöl angebaut. Daher auch die Bezeichnung “Japanische Minze”.

Herstellung und Gewinnung von Minzöl

Die Kräuterpflanze muss noch während ihrer Blüte geerntet werden. Dann gewinnt man durch Destillation mit Wasserdampf daraus das ätherische Öl, dessen Mentholanteil etwa bei 80 Prozent liegt. Beim Abkühlen trennt sich dann das Öl vom Menthol – Letzteres bleibt in Form von Kristallen zurück, die in der Arzneimittelherstellung und in Kosmetikprodukten verwendet werden. Das übrig gebliebene Öl wird daraufhin noch einmal destilliert – erst dann ist das Produkt fertig: Das so entstandene Minzöl besitzt nur noch einen Mentholanteil von 30 bis 50 Prozent.

Naturbelassene Minzöle mit dem ursprünglichen Anteil von 80 Prozent sind nicht frei verkäuflich im Handel zu erwerben. Der Gehalt an Menthol ist für eine Anwendung durch Konsumenten zu hoch und würde zu viele Gefahren bergen.

Anwendungsgebiete von Minzöl

Minzöl und das darin enthaltene Menthol kommen in vielen Bereichen des täglichen Lebens vor – häufiger als Sie vielleicht denken.

Geschmacksträger und Duftstoff

In Mundwasser, Zahnpasta, Kaugummi und Bonbon gehört Menthol seit geraumer Zeit zum Standardgeschmack. Auch in Parfums gibt es häufig eine zarte Mentholnote, die als solche aber kaum wahrgenommen wird. In Bezug auf die Qualität von Geruch und Geschmack kann Minzöl aber nicht mit Pfefferminzöl mithalten.

Insektenschreck und Spinnenfeind

Wenn Sie Spinnen fernhalten und sich vor Stechmücken schützen wollen, müssen Sie nur ein wenig Minz- und Eukalyptusöl mischen. Auch der Geruch von Lavendel und Zitrone ist den Tieren zuwider. Ähnlich unangenehm finden sie Zimtöl, Teebaumöl und Citronella-Öl.

Übrigens: Menthol kommt auch in Gewürzpflanzen wie Thymian, Salbei, Oregano und Basilikum vor – leicht zu erkennen an dem etwas scharfen Geschmack beim Verzehr der frischen Blätter. In Minze ist der Mentholanteil aber deutlich höher!

Minzöl in der Medizin

Äußerliche Anwendung

Als Arzneimittel kommt das Menthol im Minzöl meist in Form von Salben gegen Stiche von Insekten, leichte Verbrennungen oder Juckreiz zum Einsatz. Die Wirkung erklärt sich durch die Aktivierung der sogenannten Kälte-Menthol-Rezeptoren in der Haut. Diese Rezeptoren funktionieren wie ein Sinnesorgan, das äußere Reize über die Nerven an das Gehirn weiterleitet. Bei Kontakt mit Menthol registriert der Rezeptor “Kälte” und gibt diese Information weiter an das Gehirn. Dadurch entsteht ein Kältegefühl, obwohl de facto keine Reduzierung der Körpertemperatur geschieht und auch kein echter Kältereiz vorhanden ist. Derselbe Effekt sorgt auch dafür, dass der Geruch von Menthol das Atmen durch Mund und Nase erleichtern kann.

Aufgetragen auf die Schläfen kann Minzöl Kopfschmerzen und Erkältungssymptome lindern. Durch Inhalation lösen sich Husten und Schleim in den Atemwegen. Beim Einreiben von schmerzenden oder verspannten Muskeln – also allen nervenschmerzähnlichen Beschwerden – kommt, neben dem kühlenden Effekt, auch der lokalanästhetische Einfluss des Menthols dazu.

Ein bis zwei Tropfen Minzöl auf die Kopfhaut aufgetragen sollen dem Haarwachstum guttun und Haarausfall vorbeugen. Wissenschaftliche Belege wie Studien gibt es dazu aber noch nicht. Ein negativer Einfluss ist aber auch nicht bekannt.

Einnahme von Minzöl

Bei einer Einnahme von Minzöl in der richtigen Dosierung kann es gegen Blähungen helfen und lindert Magen-, Darm- (auch Reizdarm) und Gallenbeschwerden sowie Schleimhautentzündungen der Atemwege. Dosiert man das ätherische Öl allerdings etwas höher, kann es örtlich auch schmerzunterdrückend und betäubend wirken. Hier unterscheidet sich die Wirkung des Minzöls nicht von der des echten Pfefferminzöls.

Mögliche Gefahren von Minzöl bei falscher Dosierung

Minzöl und das darin enthaltene Menthol kann aber in höherer Dosis (als angegeben) auch Gefahren bergen. Denn bereits eine geringe Erhöhung von wenigen Gramm kann bei einigen Menschen Herzrhythmusstörungen auslösen. Säuglingen und Kindern droht aber die meiste Gefahr. Bei Inhalation können Atemnot und sogar ein Atemstillstand verursacht werden. Also Hände weg von Minzöl und Menthol bei Kindern unter sechs Jahren. Apotheker Roland Rutschke aus Berlin warnt: „In höheren Konzentrationen sind ätherische Öle reizend und allergisierend für Haut und Schleimhaut. Verwenden Sie Minzöl daher sparsam oder nur verdünnt zum Einsatz direkt auf der Haut. Gerade im Gesicht, in der Nähe der Augen, sollte man vorsichtig sein.” Und denken Sie unbedingt daran: Waschen Sie sich nach dem Kontakt mit Minzöl – und allen anderen Heilpflanzenölen – gründlich die Hände. Sobald sie nämlich in Kontakt mit Schleimhäuten, offenen Wunden oder anderen sensiblen Stellen des Körpers kommen, kann es unangenehm werden.

Minzöl kaufen: Qualität geht vor!

Das Öl gibt es mittlerweile flächendeckend im Handel: Drogerien und Bioläden führen meist Minzöle von mehr als einem Hersteller. Achten Sie beim Kauf aber darauf, dass es nicht mit anderen Inhaltsstoffen gestreckt ist – diese verdünnten Öle enthalten weniger Menthol, damit geht auch ein Großteil der Wirkungsweisen des Minzöls verloren. In Apotheken und Reformhäusern können Sie sich dahingehend beraten lassen.

Quellen: