Mikroplastik im Körper: Die 4 größten Quellen

Im Ozean, im Trinkwasser, in der Atemluft: Überall tummeln sich kleinste Teile Plastikmüll, die schließlich auch in den menschlichen Organismus gelangen können. Welche Auswirkungen hat das Mikroplastik im Körper und worüber nehmen wir am meisten auf?

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Als Mikroplastik werden Kunststoffpartikel bezeichnet, die kleiner als 5 Millimeter sind. Es gibt Mikroplastik, das gezielt als solches hergestellt wurde (z.B. in Scheuermitteln oder Peelings) oder solches, das durch Abrieb von Plastikprodukten entsteht – also etwa beim Waschen von Kleidung, die Kunststofffasern enthält. Wir sind in unserem Alltag überall von diesen winzigen Teilchen umgeben. Doch kann das Mikroplastik überhaupt in den Körper gelangen?

Plastik im menschlichen Körper nachgewiesen

Dass Mikroplastik in den menschlichen Organismus gelangt, ist inzwischen gut belegt. Österreichischen Wissenschaftlern gelang etwa im Jahr 2018 der Beweis, dass die Partikel vom Magen-Darm-Trakt aufgenommen werden: Sie analysierten eine Woche lang Stuhlproben von acht Studienteilnehmern im Alter zwischen 33 und 65 Jahren. Das Ergebnis: In allen Stuhlproben konnten sie Mikroplastik nachweisen.

Plastik im Körper: Wie kommt es dahin?

Wir können Mikroplastik auf zwei Wegen aufnehmen: Wir können es einatmen oder verschlucken. Über die Haut können die Kleinstpartikel nicht in den Körper gelangen.

Ein „Ranking“ zu erstellen, durch welche Quellen wir das meiste Plastik aufnehmen, ist nahezu unmöglich. Doch es gibt verschiedene Quellen, die den Körper nachweislich großen Mengen von Mikroplastik aussetzen. Einige davon lassen sich gut vermeiden – andere eher nicht.

1. Mikroplastik in der Luft

Auch in der Atemluft befinden sich winzigste Plastikteilchen – selbst in entlegenen Bergregionen in den Pyrenäen wurde Mikroplastik in der Luft nachgewiesen. Experten vermuten, dass das Plastik in der Luft hauptsächlich von mechanischem Abrieb etwa von Autoreifen herrührt.

Aber auch Makroplastik (z.B. Dämmstoffe aus Kunststoff), das sich mit der Zeit unter anderem durch UV-Einstrahlung zersetzt, gibt winzige Plastikpartikel an die Luft ab. Zu der Frage, wie viel Mikroplastik Menschen im Schnitt täglich einatmen, gibt es noch keine verlässlichen Daten – die Menge dürfte aber je nach Luftverschmutzung regional stark variieren.

2. Mikroplastik im Trinkwasser

Forscher gehen davon aus, dass wir das meiste Mikroplastik über Trinkwasser aufnehmen – vor allem über Wasser aus Plastikflaschen. Leitungswasser enthält laut Studien deutlich weniger Mikroplastik. Allerdings unterscheidet sich der Anteil an Kunststoffpartikeln im Leitungswasser regional; in Deutschland erfüllt die Trinkwasseraufbereitung vergleichsweise hohe Standards und der Mikroplastikanteil im Leitungswasser ist dementsprechend gering.

Lagert das Trinkwasser dagegen längere Zeit in einer Plastikflasche, sammeln sich darin vermehrt abriebbedingte Plastikteilchen aus der Flasche. Studien zufolge ist der Mikroplastikanteil in PET-Mehrwegflaschen am höchsten.

3. Kombination aus Plastik und Hitze

Verstärkt wird das Problem durch eine erhöhte Temperatur der Flüssigkeit im Plastikbehälter. Diese führt dazu, dass sich vermehrt Plastikteilchen aus der Gefäßwand lösen – je wärmer das Getränk, desto höher sein Mikroplastikanteil.

So fand eine internationale Forschergruppe an der Universität in Dublin heraus, das Babys bei einer Milchmahlzeit aus einer Kunststoffflasche (in dieser Studie aus dem Kunststoff Polypropylen) unzählige Nano-Plastikteilchen verschlucken können. Die Forschenden schätzen, dass Babys so über eine Million Kunststoffpartikel täglich zu sich nehmen – das ist etwa das 300-Fache von der geschätzten täglichen Mikroplastik-Aufnahme bei Erwachsenen.

Dasselbe Prinzip gilt bei Wasserkochern aus Plastik – auch hier lösen sich bei Hitze Plastikteilchen aus der Gefäßwand und landen im Trinkwasser. Laut Experimenten liegt die Mikroplastik-Konzentration im Getränk dann bei bis zu 30.000 Nanopartikeln pro Milliliter.

4. Mikroplastik in (oder auf) Lebensmitteln

Laut einer Studie der Heriot Watt Universität in Edinburgh nehmen wir mit jeder Mahlzeit mehr als 100 Plastikteilchen zu uns. In einem Jahr kommen so mehr als 68.000 Partikel zusammen, die wir pro Person allein über die Nahrung aufnehmen.

Dazu muss die Nahrung selbst nicht einmal Plastik enthalten – vielmehr lagern sich winzigste Plastikteilchen aus der Luft auf den Lebensmitteln ab und werden dann verzehrt. Einzelne Lebensmittel wie etwa Schalentiere, die den Ruf haben, besonders viel Mikroplastik zu enthalten, fallen aus Sicht der schottischen Forscher dann nicht mehr weiter ins Gewicht: Die Menge an Mikroplastik, die ein Europäer jährlich über Muscheln aufnimmt (123 Partikel/Jahr im Vereinten Königreich), ist demnach vergleichbar mit der Menge am Plastik, die wir gewöhnlich bei einer einzelnen (gleich welcher) Mahlzeit aufnehmen.

Mikroplastik im Körper: Auswirkungen noch unklar

Die große, bisher noch nicht ganz geklärte Frage ist die nach den gesundheitlichen Auswirkungen von Mikroplastik im Körper. Aus Sicht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) stellt zumindest Mikroplastik im Trinkwasser nach heutigem Forschungsstand kein Gesundheitsrisiko dar. Allerdings ist die Datenlage in diesem Bereich noch lückenhaft.

Die WHO fordert weitere Forschung zu dem Thema sowie eine zusätzliche Filterung des Abwassers – dadurch könnte ein Großteil der Kunststoffteilchen aus dem Wasser entfernt und potenzielle Gesundheitsrisiken von Mikroplastik im Körper gemindert werden.

Quellen:

Liebmann, Bettina, et al. (2018): Assessment of microplastic concentrations in human stool: Final results of a prospective study, in: researchgate.net

Allen, Steve, et al. (2019): Atmospheric transport and deposition of microplastics in a remote mountain catchment, in: Nature Geoscience

Catarino, Ana I., et al. (2018): Low levels of microplastics (MP) in wild mussels indicate that MP ingestion by humans is minimal compared to exposure via household fibres fallout during a meal, in: Environmental pollution

Microplastics in drinking-water, in: who.int

Li, Dunzhu, et al. (2020): Microplastic release from the degradation of polypropylene feeding bottles during infant formula preparation, in: Nature Food