Mesenterium entdeckt – Bringt das neue Organ Hoffnung in der Krebstherapie?

Nach offizieller Zählart hatte der Mensch bisher 78 Organe. Nun sind es 79. Das „neue“ Organ Mesenterium wurde von irischen Forschern im Darm entdeckt.
Mesenterium: Neues Organ im Darmbereich
Offiziell hat der Mensch jetzt ein Organ mehr in seinem Körper: Das sogenannte Mesenterium, auch Gekröse genannt. Das Körperteil selbst ist schon länger bekannt. Das zusammengefaltete Konstrukt befindet sich am unteren Ende zwischen Dünn- und Dickdarm. Seine einzige Funktion schien bisher daraus zu bestehen, den Darm mit der Bauchwand zu verbinden. Ein Forscherteam aus Irland hat das Mesenterium jetzt von seinem Schattendasein befreit. Seit Jahren forscht die Gruppe um Professor Calvin Coffey von der Universität Limerick zu dem unscheinbaren Körperteil. Nun haben Coffey und seine Kollegen ihre Ergebnisse im Fachmagazin Lancet veröffentlicht – und damit große Wellen in der Medizin-Welt geschlagen. „Wir sagen jetzt, dass wir im Körper ein Organ haben, das bislang nicht als solches anerkannt worden ist.“ Die Begründung: „Es hat einen Anfang und ein Ende, in der Mitte faltet es sich auf wie ein chinesischer Fächer“.

Welche Merkmale machen ein Körperteil zum Organ?
Die Klassifizierung eines Organs erfolgt normalerweise entweder über eine bestimmte Struktur oder eine klare Funktion. So sind etwa der Magen, die Blase oder die Nieren in sich geschlossene Gewebe-Bereiche, die allesamt bestimmte Funktionen haben. Auch Blut wird von einigen Wissenschaftlern als Organ bezeichnet. Es hat zwar keine bestimmte Struktur, erfüllt jedoch die klare Funktion, Sauerstoff und Immunzellen zu transportieren. Das Gegenteil ist beim Blinddarm der Fall. Er hat zwar keine bisher bekannte Aufgabe, verfügt aber über eine in sich geschlossene Struktur. Bei einer Entzündung dieses Organs droht eine Appendizitis.
Mesenterium: Welche Funktion hat es?
Beim Mesenterium steht die geschlossene Struktur inzwischen fest, nur die Funktion des „neuen“ Organs ist bisher noch unklar. Neben seiner Eigenschaft, Teile des Darms an ihrem Platz zu halten (ohne das Mesenterium würde der Darm bei einem Kopfstand Richtung Brust rutschen), wäre es möglich dass das Organ auch noch andere Aufgaben hat. Coffey und sein Team sind zuversichtlich, dass sich durch die Klassifikation als Organ neue Forschungsfelder eröffnen könnten. So schlägt Coffey vor, einen neuen Wissenschaftszweig zur Erforschung des Organs zu begründen. In der „Mesenteriologie“ könnten sich Ärzte und Wissenschaftler dann zukünftig ähnlich spezialisieren wie in der Ophthalmologie, Gastroenterologie oder Proktologie. Immerhin wurde die 41. Ausgabe des medizinischen Standardwerks „Gray’s Anatomy“ inzwischen angepasst und das Mesenterium steht jetzt auch auf der Liste der menschlichen Organe. Wenn Ärzte so schon im Studium für das bisher unbekannte Organ sensibilisiert werden, könnten in Zukunft Darmerkrankungen eventuell besser behandelt werden. So wurden in Einzelfällen bereits bessere Ergebnisse einer Darmkrebstherapie erzielt, nachdem das Mesenterium chirurgisch entfernt worden war.