Medikament Partnerschaft
Pärchen, die lange zusammen leben, gleichen nicht nur ihre Lebensgewohnheiten, sondern auch ihre Immunsysteme einander an. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie.
Pärchen, die zusammen leben und ein Kind großziehen, teilen sich mehr als nur das Bett. Oftmals gleichen sich die Partner in ihren Lebensstilen, Schlaf- und Essgewohnheiten und sogar in ihrem äußeren Erscheinungsbild. Eine aktuelle Studie hat jetzt ergeben, dass ein Zusammenleben auch zelluläre Folgen hat: Die Immunsysteme der Partner gleichen sich einander an. Veröffentlicht haben die Wissenschaftler der Universität Leuve ihre Resultate in nature immunology.
Die belgischen Forscher untersuchten das Immunsystem von 670 gesunden Probanden über einen Zeitraum von drei Jahren. Unter den Studienteilnehmern waren 140 ausschließlich verheiratete Pärchen, die alle in einer Ehegemeinschaft lebten. 70 davon hatten gemeinsame Kinder. Diese Pärchen zeigten ähnlichere Immunsysteme, als jene ohne Kinder.
Bei 50 Prozent der Pärchen gleicht sich das Immunsystem stark an und zeigt weniger Variationen
Jeder Mensch hat ein einzigartiges Immunsystem, das durch die Anzahl und Aktivität der Immunzellen variiert. Interessant ist, dass nur 25 Prozent der Gene sich auf unser Immunsystem und seinen Zustand auswirken. Die restlichen Einflüsse resultieren aus Umweltfaktoren.
Im Rahmen einer Studie wurde untersucht, welche Schlüssel-Faktoren den größten Einfluss auf das Immunsystem eines Einzelnen haben.
Dafür wurden Blutproben von gesunden Menschen im Alter zwischen zwei und 86 Jahre analysiert.
Die Forscher wollten herausfinden, wie sich nicht-genetische Faktoren, chronische Krankheiten, das Alter, geteilte Lebensgewohnheiten und Lebensräume (Einflüsse der Umweltverschmutzung oder Bakterien) von Pärchen auf das individuelle Immunprofil auswirkten.
Ist ein Pärchen denselben Umwelteinflüssen ausgesetzt und lebt es zusammen, teilt es sich auch dieselben Viren und Darmbakterien. Ob ein Paar Kinder hatte oder nicht, war für die Immun-Analyse von großer Bedeutung. Denn Kinder begünstigen einen schnellen Bakterienaustausch zwischen den Partnern.
Die Wissenschaftler kommen zu dem Schluss, dass das gemeinsame Leben und Großziehen eines Kindes einen stärkeren Einfluss auf das Immunsystem hat, als eine akute, unbehandelte Magen-Darm-Grippe. Forscher vermuten, dass es sowohl positive, als auch negative Einflüsse auf die Gesundheit geben kann. Um klare Aussagen darüber treffen zu können, werden zukünftig weitere Studien notwendig sein. Experten gehen allerdings davon aus, dass in der Regel beide Immunsysteme profitieren – und sich ein schwächeres dem stärkeren angleicht.
Dass Partnerschaften gesund machen und ein Zusammenleben positive Auswirkungen auf sonstige Bereiche der Gesundheit hat, zeigte eine Studie der Ohio State University. Die brachte das Ergebnis, dass Frauen glücklicher und zufriedener sind, nachdem sie zum ersten Mal mit einem Partner zusammengezogen sind.
Auch gemeinsames Abnehmen fällt in einer Partnerschaft leichter. Das haben Wissenschaftler des University College London (UCL) in ihrer Studie bewiesen.
Weiters zeigte eine Studie in der Fachzeitschrift "Social Science & Medicine", dass der durchschnittliche BMI der befragten alleinstehenden Männer 25,7, bei den gebundenen Männern bei 26,3 lag – dieser leicht erhöhte BMI schützt vor den Folgen von Herzerkrankungen.
Ergänzend dazu zeigte eine Studie New Yorker Wissenschaftler, dass verheiratete Menschen ein geringeres Risiko haben, an einem Herz-Kreislauf-Leiden zu erkranken. Als Grund vermuten Experten, dass sich Ehepartner gegenseitig zu gesunder Ernährung und rechtzeitigen Arztbesuchen anhalten.
Auch das Glück in einer Partnerschaft kann sich positiv auswirken und ist eine wichtige Voraussetzung für hohes Alter. Das haben US-Forscher kürzlich festgestellt.