Mangelernährung: Die Diagnose erfordert eine genaue Beobachtung der Essgewohnheiten

Aus der Serie: Mangelernährung im Alter

Eine Mangelernährung ist wegen der unspezifischen Symptome nicht immer auf den ersten Blick zu erkennen. Vor allem der alte Mensch selbst ist häufig nicht in der Lage, seine Probleme richtig einzuschätzen und zu reagieren. Um bei der Mangelernährung eine Diagnose zu stellen, sind deshalb nicht nur die Betroffenen selbst, sondern vor allen Dingen auch die Bezugspersonen gefordert. Sie können dem Arzt, der bei der Mangelernährung letztendlich die Diagnose stellt, wertvolle Hinweise liefern.

Wenn Sie sich Sorgen machen, dass ein Angehöriger oder ein Ihnen zur Pflege anvertrauter älterer Mensch an Mangelernährung leidet, empfiehlt es sich vor allem, ein Ernährungstagebuch zu führen, in dem alles, was der Betroffene an einem Tag isst oder trinkt, eingetragen wird. Versuchen Sie außerdem, das Körpergewicht regelmäßig zu kontrollieren und dokumentieren Sie Veränderungen. Gewichtsverluste von ein bis zwei Prozent pro Woche oder von fünf Prozent im Monat deuten bereits auf eine Mangelernährung hin. Beobachten Sie den alten Menschen sorgfältig und achten Sie auf Verhaltensweisen und Lebensumstände, die auf eine Mangelernährung hindeuten oder sie begünstigen können.

Kriterien für die Diagnose einer Mangelernährung

  • Isst der alte Mensch weniger als gewohnt oder bleibt der Teller häufig voll?
  • Ist seine Ernährung einseitig oder lässt er gerne Mahlzeiten ausfallen?
  • Leidet der Senior an typischen Symptomen wie Schwäche oder Müdigkeit?
  • Ist er besonders anfällig für Infektionskrankheiten?
  • Gibt es Hinweise darauf, dass der alte Mensch Probleme beim Schlucken oder Kauen der Nahrung hat?
  • Benötigt er Hilfe beim Essen oder beim Zubereiten der Mahlzeiten?
  • Verträgt er bestimmte Lebensmittel nicht?
  • Nimmt er – wie viele alte Menschen – Medikamente, die den Appetit verringern oder die zu Magen-Darm-Problemen führen können?
  • Leidet der Betroffene an besonderer Vergesslichkeit oder Verwirrtheit?
  • Lebt er in einem stabilen sozialen Umfeld, oder ist er viel alleine und einsam?

Wenn sich Ihr Verdacht erhärtet, dass eine Mangelernährung vorliegt, sollten Sie für die endgültige Diagnose auf jeden Fall einen Arzt zu Rate ziehen. Er wird Sie zu Ihren Beobachtungen befragen, sich die Essprotokolle genau ansehen und den Patienten gründlich untersuchen. Eine Blutuntersuchung liefert dem Arzt wichtige Hinweise auf einen Mangel an bestimmten Nährstoffen. Außerdem bestimmt der Arzt neben dem Körpergewicht auch die Größe des Patienten. Aus dem Verhältnis von Größe und Gewicht lässt sich der sogenannte Body Mass Index berechnen, der einen sehr guten Anhaltspunkt dafür liefert, ob das Gewicht im Bereich der Norm liegt. Um bei einer Mangelernährung eine sichere Diagnose zu stellen, stehen dem Arzt außerdem verschiedene Fragebögen zu den Essgewohnheiten und zur Lebenssituation des Patienten zur Verfügung, die Sie oder der Betroffene selbst ausfüllen können.