Mandelentzündung ohne Fieber: Das kann es bedeuten

Eine Mandelentzündung tritt manchmal ohne Fieber auf. Was für Betroffene zunächst erfreulich sein mag, kann in manchen Fällen auf ernste Erkrankungen hinweisen.

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Von einer Mandelentzündung (Tonsillitis) spricht man, wenn die Gaumenmandeln entzündet sind. Halsschmerzen und Schwierigkeiten beim Schlucken sind die Leitsymptome. Und auch Fieber kommt für gewöhnlich hinzu. Doch in manchen Fällen verläuft eine Mandelentzündung ganz ohne Fieber. Das ist nicht immer ein gutes Zeichen.

Wie entsteht eine Mandelentzündung?

Bei einer Mandelentzündung handelt es sich um eine virale oder bakterielle Infektion. Die Krankheitserreger haben leichtes Spiel, wenn das Immunsystem bereits angeschlagen ist, wie etwa durch einen vorhergehenden Infekt. Denn auf den gereizten Schleimhäuten können sich Bakterien und Viren leichter ausbreiten. Oft ist eine Infektion mit Streptokokken verantwortlich für eine Tonsillitis. Kinder erkranken aufgrund ihres noch nicht voll ausgebildeten Immunsystems häufiger an Mandelentzündungen.

Hat man bei einer Mandelentzündung immer Fieber?

Eine akute Mandelentzündung geht in der Regel mit Fieber (ab 38° Celsius) einher. Bei manchen Erkrankten bleibt das Fieber aus, ohne dass sich das übrige Symptombild ändert. Mit Halsschmerzen und Schluckbeschwerden kündigt sich eine Tonsillitis an; danach können mehrere der folgenden Beschwerden auftreten:  

  • Gerötete und vergrößerte Mandeln

  • Schmerzen beim Schlucken

  • Vergrößerte Lymphknoten im Hals

  • gelblich-weißer Belag auf den Mandeln

  • Atemnot bei stark ausgeprägter Schwellung der Mandeln

Es vergehen durchschnittlich ein bis zwei Wochen, bis die Symptome abklingen. Die Mandeln können allerdings noch länger vergrößert bleiben.

Schwellen die Mandeln hingegen nicht an und beschränken sich die Beschwerden nur auf Halsschmerzen und Schluckbeschwerden, kann es sich auch um eine Rachenentzündung (Pharyngitis) handeln. Die chronische Form der Rachenentzündung geht auf äußere Faktoren wie trockene Heizungsluft oder Zigarettenrauch zurück.

Gut zu wissen

Wer eine Mandelentzündung hat, ist für andere ansteckend. Die Übertragung geschieht über Tröpfcheninfektion: Die Krankheitserreger werden durch feine Speicheltröpfchen beim Sprechen, Husten oder Niesen ausgestoßen, die andere einatmen.

Mandelentzündung oder Fieber – ist das gut oder schlecht?

Es ist in den meisten Fällen ein gutes Zeichen, wenn eine akute Mandelentzündung ohne Fieber auftritt, vor allem bei Kleinkindern. Denn eine nur leicht erhöhte Körpertemperatur macht eine Streptokokken-Infektion, die in eine Scharlach-Erkrankung münden kann, unwahrscheinlich. Laut der klinischen Bewertungsskala Centor-Score stellt Fieber eines der Hauptkriterien für die Diagnose einer Streptokokken-Infektion dar. Besonders bei manchen viralen Mandelentzündungen und einer Seitenstrang-Angina muss es nicht zwangsläufig zu Fieber kommen.

Wenn kein Fieber auftritt, kann dies auch einen negativen Aspekt haben: Das subjektiv geringere Krankheitsgefühl verleitet Betroffene dazu, die Mandelentzündung zu unterschätzen und nicht frühzeitig behandeln zu lassen. So können Antibiotika bei einer bakteriellen Infektion auch dann notwendig werden, wenn die Mandelentzündung eigentlich harmlos erscheint.

Wann muss ich bei einer Mandelentzündung zum Arzt?

Ob mit oder ohne Fieber: Wenn die akuten Symptome länger als drei Tage anhalten, sich nicht bessern oder sich sogar verschlechtern, sollten Betroffene einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen. Gegen eine virale Infektion ohne Fieber gibt es zwar keine Medikamente, die die Krankheitserreger direkt bekämpfen. Jedoch kann der Arzt leichte Schmerzmittel verschreiben. Ein Arztbesuch ist auch angeraten, um eine korrekte Diagnose zu erhalten. Eine Mandelentzündung ohne Fieber kann nämlich Symptom verschiedener Erkrankungen sein.

Angina ohne Fieber als Symptom von sexuell übertragbaren Erkrankungen

Fieber ist immer ein sicheres Zeichen dafür, dass der Körper mit Krankheitserregern oder Entzündungen zu kämpfen hat. Je stärker das Fieber, desto schwerer der Infekt. Doch das ist nicht immer so. Bei einer Mandelentzündung kann in seltenen Fällen gerade das Ausbleiben von Fieber einen Krankheitswert haben und auf bestimmte sexuell übertragbare Erkrankungen hinweisen.  

Konkret können Tripper (Gonorrhoe) und Syphilis (Lues) hinter einer Mandelentzündung ohne Fieber stecken. Sie werden von Bakterien ausgelöst (Gonokokken und Trepomena) und über ungeschützten Oral- und Geschlechtsverkehr übertragen. Beide Erkrankungen heilen mit Antibiotika folgenlos ab. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass die Behandlung frühzeitig beginnt.

Eitrige Mandeln ohne Fieber – ist das möglich?

Eine eitrige Mandelentzündung ohne Fieber kommt in der Regel nicht vor. Bildet sich auf den Mandeln gelblich-weißlicher Belag, ist das meist ein Zeichen für eine Streptokokken-Infektion. Darum wird eine eitrige Tonsillitis auch Streptokokken-Angina genannt. Diese verursacht in aller Regel Fieber über 38° Grad Celsius, wobei die Körpertemperatur bei Erwachsenen weniger stark ansteigt. Generell erkranken an dieser Form der Tonsillitis überwiegend Kinder zwischen fünf und 15 Jahren.

Vorsicht bei einer einseitigen Mandelentzündung ohne Fieber

Wenn einseitige Halsschmerzen auftreten und der Mund nur schwer geöffnet werden kann, sollten Betroffene einen Arzt oder Ärztin aufsuchen. Denn die Beschwerden können durch einen Eiter gefüllten Abszess (Peritonsillarabszess) hervorgerufen werden. In der Regel löst sich der Abzess nach einiger Zeit auf. Geschieht das nicht, kann sich die Entzündung ausbreiten und eine Blutvergiftung zur Folge haben.

Liegt keine Streptokokken-Infektion vor, könnte es sich bei eitrigen Mandeln ohne Fieber um ein Symptom des Pfeifferschen Drüsenfiebers handeln. Der Belag erscheint dann jedoch nicht weiß, sondern gräulich. Welche Ursache eine Mandelentzündung ohne Fieber hat, kann jedoch nur ein Arzt oder eine Ärztin sicher feststellen.

Quellen:

Mandelentzündung – Definition und Häufigkeit, in: HNO-Ärzte im Netz

Halsschmerzen / Mandelentzündung (Angina), in: Kinder- und Jugendärzte im Netz

Halsentzündung durch Streptokokken, in: Deximed