Magersucht–Symptome und versteckte Anzeichen erkennen

Aus der Serie: Was ist Magersucht (Anorexie)?

Magersucht äußert sich in den meisten Fällen durch typische Anzeichen. Nach der internationalen Klassifikation ICD-10 gelten folgende Magersucht-Symptome als typisch:

  • Das Körpergewicht liegt mindestens 15 Prozent unter dem Normalgewicht oder der Body-Mass-Index (BMI) unter 17,5.
  • Der Gewichtsverlust ist selbst herbeigeführt, indem die Betroffenen kalorienreiche Speisen vermeiden und zusätzlich entweder absichtlich erbrechen, Abführmittel verwenden, übermäßig viel Sport treiben oder Medikamente zur Gewichtsabnahme nehmen.
  • Die Betroffenen haben eine gestörte Wahrnehmung des eigenen Körpers (Körperschemastörung), das heißt, sie nehmen sich als dicker wahr als sie sind.
  • Der Hormonhaushalt ist gestört, was sich bei Frauen meist in einer ausbleibenden Regelblutung, bei Männern in Libido- und Potenzverlust äußert.
  • Beginnt die Erkrankung vor der Pubertät, ist die Abfolge der typischen Entwicklungsschritte gestört; so entwickeln sich zum Beispiel bei Mädchen kaum Brüste.

Fehlt eines dieser Anzeichen sprechen Experten von einer atypischen Anorexie. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn ein Betroffener eine Körperschemastörung hat und sein Essen stark kontrolliert, das Gewicht aber (noch) nicht 15 Prozent unter dem Normalgewicht liegt.

Betroffene versuchen Magersucht-Symptome meist zu verbergen

Wichtig zu wissen ist, dass viele Betroffene die Magersucht-Symptome vor anderen häufig zu verbergen versuchen. Typisch sind Aussagen wie „Ich habe schon gegessen“ oder vorgeschobene Magenbeschwerden, wenn Familie oder Freunde sie zum gemeinsamen Essen auffordern. Einige hüllen sich absichtlich in mehrere Kleidungsschichten, um nicht auf ihr dünnes Aussehen angesprochen zu werden. Viele Magersüchtige ziehen sich nach und nach aus ihrem sozialen Umfeld zurück – gemeinsames Pizzabacken und Cocktailabende werden durch die Anorexie zu bedrohlichen Situationen, denen der Magersüchtige lieber aus dem Weg geht.

Häufiges Wiegen und Kontrollieren ist ein typisches Symptom bei Magersucht (Anorexie)

Typische Magersucht-Symptome sind auch starke Kontrolltendenzen: Viele Magersüchtige kontrollieren nicht nur täglich oder mehrmals am Tag ihr eigenes Körpergewicht, sondern wiegen auch ihr Essen genau ab und berechnen für jede Mahlzeit den Kaloriengehalt. Einige fühlen sich sicherer, wenn sie beispielsweise Brot und Aufschnitt nur abgepackt und mit aufgedruckter Kalorienangabe kaufen. Meistens stellen sie sich selbst strenge Regeln auf und führen im Kopf eine Liste mit „verbotenen Lebensmitteln“, die oft im Krankheitsverlauf immer weiter anwächst. Ein weiteres der Magersucht-Symptome ist, dass die Betroffenen lieber alleine und unbeobachtet essen, als mit ihren Angehörigen oder in der Öffentlichkeit. Einige entwickeln sehr strikte Rituale beim Essen (zum Beispiel eine genaue Essreihenfolge) oder kauen das Essen und spucken es anschließend aus. Es gibt auch Magersüchtige, die sich übergeben, wenn sie vermeintlich „zu viel“ gegessen haben. Kommen dazu unkontrollierte Essanfälle, ist der Übergang in die Bulimie (Ess-Brech-Sucht) oft fließend.

Haarausfall
Eines der typischsten körperlichen Magersucht-Symptome ist Haarausfall Foto: Alamy

Körperliche Symptome

Nicht zuletzt bringt Magersucht auch körperliche Symptome mit sich. Die Betroffenen magern nicht nur ab, sondern weisen mit der Zeit auch verschiedene Mangelerscheinungen auf. Trockene und fahle Haut, Haarausfall und brüchige Fingernägel sind typische Folgen. Bei Mädchen wird die Regelblutung oft schwach und unregelmäßig oder setzt komplett aus. Starkes Untergewicht kann auch dazu führen, dass vermehrt Haare am Körper wachsen, zum Beispiel auf den Armen oder am Rücken. Menschen mit Anorexie frieren zudem sehr häufig und leiden schnell an Kreislaufbeschwerden. Ärzte stellen bei Patienten mit Magersucht meist Symptome wie einen verlangsamten Herzschlag, einen niedrigen Blutdruck und Störungen der Blutsalze (Elektrolyte) fest. Auf Dauer neigen Magersüchtige auch zu Knochenschwund (Osteoporose), sodass die Knochen früher brechen als bei gesunden Menschen.