Lungenentzündung durch Meerschweinchen?
So klein und putzig – und gefährlich: Meerschweinchen können bedrohliche Krankheiten übertragen, wie niederländische Mediziner berichten. Wann besteht Anlass zur Sorge?
Tiere können verschiedene Gesundheitseffekte in uns auslösen, selbst wenn wir sie nur kurz streicheln. So belegen zahlreiche Studien, dass der Kontakt zu Tieren unsere Blutdruck- und Herzfrequenzwerte verbessert und außerdem das Risiko senkt, Krankheiten wie Diabetes oder Krebs zu entwickeln. Streicheln, aber auch schon die bloße Anwesenheit eines Tieres hat nachweislich eine angstlösende, stressmindernde und aufhellende Wirkung, die sogar gegen Depressionen hilft.
Niederländische Mediziner haben jetzt aber herausgefunden, dass nicht alle Haustiere die Gesundheit ihrer Halter verbessern: Meerschweinchen tragen nämlich Keime in sich, die Lungenentzündungen auslösen können.
Die Bakterien mit dem Namen Chlamydophila caviae sind dafür bekannt, bei Meerschweinchen Bindehautentzündung zu verursachen. Dass sie auf den Menschen übertragen werden können, war bisher nicht bekannt.
Auf der Intensivstation nach Kontakt mit Meerschweinchen
In den drei jetzt bekannt gewordenen Fällen in den Niederlanden mussten Patienten mit Lungenentzündungen im Krankenhaus behandelt werden (zwei von ihnen auf der Intensivstation) – nachdem sie sich bei einem Meerschweinchen angesteckt hatten. Bei allen drei heilte die Lungenentzündung nach einer Antibiotikatherapie wieder ab. Ärzte des Bernhoven Krankenhauses in den Niederlanden veröffentlichten ihren Bericht in der Fachzeitschrift „New England Journal of Medicine“.
Die drei Fälle traten in einem Zeitraum von rund drei Jahren auf. Betroffen waren zwei Frauen und ein Mann Anfang 30, die in verschiedenen Krankenhäusern in den Niederlanden behandelt wurden.
Die zwei Patienten (der Mann und eine Frau), die auf der Intensivstation behandelt werden mussten, hatten Meerschweinchen als Haustiere. Die dritte Patientin arbeitete in einer Tierklinik, wo sie sich nur um die Meerschweinchen mit Bindehautentzündungen und nasalen Infektionen kümmerte.
Ist auch mein Haustier von den Keimen betroffen?
Chlamydophila caviae sind unter Meerschweinchen weit verbreitet. In einer früheren Studie konnten Forscher die Bakterien-DNA bei 59 von 123 Tieren mit (bei Meerschweinchen besonders häufig auftretenden) Augenerkrankungen nachweisen.
Wie hoch ist das Risiko für Meerschweinchenhalter?
Müssen jetzt alle Meerschweinchen eingeschläfert werden? Glücklicherweise nicht – die in dem Bericht beschriebenen Fälle sind extreme Beispiele, sagen Mediziner. Zwar kommen viele Meerschweinchenhalter mit den Krankheitserregern in Kontakt. Doch bei den meisten Menschen wird das Immunsystem ohne weiteres mit den Bakterien fertig. Mit Symptomen, die eine Behandlung im Krankenhaus notwendig machen, ist Experten zufolge nur sehr selten zu rechnen.
Dennoch sollten Meerschweinchenhalter aufmerksam sein: Wenn das Haustier an Bindehautentzündung oder Atemwegserkrankungen leidet, sollte umgehend ein Tierarzt aufgesucht werden. Achten Sie außerdem auf folgende Symptome:
- Das Schweinchen bewegt sich kaum und sitzt viel auf einer Stelle rum.
- Das Fell ist gesträubt oder "aufgeplüscht".
- Das Futter wird nicht mehr angerührt oder nur noch lustlos angenagt.
Im Krankheitsfall ist besondere Vorsicht außerdem bei Kindern unter fünf und Erwachsenen über 65 Jahren, Schwangeren und Menschen mit einem geschwächten Immunsystem geboten. Einer Studie zufolge ist das die Personengruppe mit dem höchsten Risiko für eine sogenannte zoonotische Infektion – einer Übertragung von Erregern vom Tier auf den Menschen. Zum Schutz empfehlen die Autoren dieser Studie Tierhaltern, sich nach jedem Kontakt mit dem Haustier die Hände zu waschen, beim Reinigen der Käfige Handschuhe zu tragen und die Tiere regelmäßig vom Tierarzt untersuchen zu lassen.