Luftfeuchtigkeit und Schimmel: Das sollten Sie beachten

Bei zu hoher Luftfeuchtigkeit kann Schimmel in den Wohnräumen entstehen. Doch wie genau kommt es dazu? Welche Fehler führen zu Sporenbildung? Und ab welcher Luftfeuchtigkeit muss man Schimmel überhaupt erst befürchten?

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Schimmel ist nicht nur unansehnlich, sondern auch schädlich für die Gesundheit. Daher sollte man in (Wohn-)Räumen gut darauf achten, dass es gar nicht erst zur Bildung der Sporen kommt. Ein besonderer Zusammenhang besteht dabei zwischen Luftfeuchtigkeit und Schimmel – Feuchtigkeit in der Wohnung begünstigt die Entstehung.

Schimmel am Fenster
Schimmel bildet sich besonders gern am Fenster Foto: iStock/Andrei310

Der Zusammenhang von Luftfeuchtigkeit und Schimmel

Zum Wohlgefühl in den eigenen vier Wänden gehören angenehme Temperaturen und die richtige Luftfeuchtigkeit. Ist diese zu niedrig, macht sich das durch trockene Atemwege und Schleimhäute bemerkbar. Man muss husten und leidet unter brennenden Augen, die Haut reagiert mit Rötungen und Juckreiz.

Herrscht dagegen zu viel Feuchtigkeit in Wohnung oder Haus, schlägt sie sich bei ungenügender Lüftung an Wänden und Fenster nieder – es kann sich Schimmel bilden. Die Gefahr: Schimmel und eine feuchte Wohnung können die Gesundheit schädigen und ebenfalls zu Atemproblemen oder gereizten Schleimhäuten führen, langfristig kann es zu Asthma und Allergien kommen.

Ab welcher Luftfeuchtigkeit entsteht Schimmel?

Mit dem Begriff Luftfeuchtigkeit bezeichnet man den Anteil von Wasserdampf in der Umgebungsluft. Dabei kann die Luft nur eine begrenzte Menge davon aufnehmen, grundsätzlich ist warme Luft in der Lage, mehr Wasser aufzunehmen als kalte. Daher gilt: Je kälter die Temperatur in einem Raum ist, desto weniger Wasser kann die Luft aufnehmen und desto eher schlägt sich Kondenswasser auf kalten Oberflächen wie Wänden nieder. Hier droht dann ein Schimmelbefall.

Aber bei welcher Luftfeuchtigkeit bildet sich Schimmel genau? Dies hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie:

  • Welche Tätigkeit wird in dem Raum ausgeübt?

  • Wie oft halten sich Personen in dem Raum auf?

  • Wie viele Menschen halten sich dort auf?

In Bad und Küche ist die Luftfeuchtigkeit in der Regel am höchsten, da durch Kochen, Waschen und Baden viel Wasserdampf bei höheren Temperaturen entsteht, der an den kälteren Wänden kondensiert. Im Keller liegen die Temperaturen deutlich niedriger.

Expert:innen zufolge liegt die optimale Temperatur für Wohnräume zwischen 20 und 22 Grad Celsius, während die Luftfeuchtigkeit zwischen 40 und 60 Prozent betragen sollte. Dies kann jedoch von Raum zu Raum variieren, entsprechend sollten Sie auch das Lüftungsverhalten anpassen. Ab einer Luftfeuchtigkeit von über 60 Prozent muss man mit Schimmelbildung rechnen – je nach Gebäudetyp und Dämmungsstandard auch schon innerhalb weniger Tage. Ab 70 Prozent treten die Sporen unweigerlich auf.

Luftfeuchtigkeit und Schimmel – Tabelle der optimalen Raumbedingungen

Die Tabelle zeigt an, welche Temperaturen und Luftfeuchtigkeit in den verschiedenen Räumen eines Hauses idealerweise herrschen sollten. Am einfachsten können Sie die Bedingungen mit einem Hygrometer (oder Luftfeuchtigkeitsmesser) bestimmen.

Tabelle optimales Raumklima
Foto: PraxisVita/Vivian Mule

Schimmel durch hohe Luftfeuchtigkeit in diesen Räumen

  • Schimmel durch Feuchtigkeit im Bad: Beim Baden und Duschen entsteht laut Angaben des TÜV Süd zwischen 700 und 2.600 Gramm Wasserdampf pro Stunde. Diese hohen Feuchtigkeitsspitzen müssen schnell wieder abgelüftet werden, um Schimmelbildung zu vermeiden.

  • Küchendämpfe führen zu Schimmel: Beim Kochen entsteht auch in der Küche viel Luftfeuchtigkeit, sie kann bis zu 1.500 Gramm pro Stunde betragen und sollte ebenfalls möglichst zügig durch Lüften rausgeleitet werden.

  • Schimmel an einer feuchten Wand im Schlafzimmer: Auch Menschen geben durch Atem und Schweiß Feuchtigkeit ab – beim Schlafen produziert man zwischen einem halben und zwei Liter Schweiß pro Nacht. Da der Raum meist kühler ist als der Rest der Wohnräume, kann sich die Feuchtigkeit schnell an Wänden und Fenstern niederschlagen und zu Schimmel führen. Aber auch Schränke und Tapeten bilden den idealen Nährboden für die Sporen. Dies gilt vor allem im Winter, wenn wegen der kalten Temperaturen wenig gelüftet und mehr geheizt wird.

Darüber hinaus können feuchte Wände durch Schäden in der Bausubstanz Schimmelbildung begünstigen. In diesem Fall hilft Lüften wenig, ein Fachbetrieb muss die Schäden begutachten und entsprechende Maßnahmen durchführen.

Führt hohe Luftfeuchtigkeit durch Pflanzen zu Schimmel?

Auch Zimmerpflanzen geben Feuchtigkeit an die Raumluft ab. Das gleiche gilt für Aquarien. Daher sollten Sie auch in diesen Räumen auf ausreichende und regelmäßige Belüftung achten.

Woran erkennt man Schimmel durch falsches Lüften?

Um Schimmelbildung zu verhindern, sollten Sie mindestens dreimal pro Tag für zehn bis 15 Minuten bzw. im Winter für fünf Minuten stoßlüften. Das heißt, die Fenster sollten ganz geöffnet und nicht „auf Kipp“ gestellt werden. Alternativ können Sie auch querlüften, also Fenster und Türen öffnen und für Durchzug sorgen. Dann kann die Lüftungsdauer verkürzt werden. Die Heizung sollten Sie währenddessen ausstellen.

Frau öffnet Fenster
Foto: iStock/Aja Koska

Bei Schimmelbefall in der Mietwohnung kommt es wegen den Kosten der Sanierung oder einer möglichen Mietminderung oftmals zu Konflikten mit dem oder der Vermieter:in. Diese beklagen oft, dass falsches Lüftungsverhalten zu der Sporenbildung geführt habe. Aber woran kann man überhaupt erkennen, dass der Befall durch mangelhafte Belüftung entstanden ist?

Entdeckt man Schimmel in der Anfangsphase und lässt sich dieser noch wegwischen, weist dies auf einen Lüftungsfehler hin, da sich die Feuchtigkeit offensichtlich von innen niedergeschlagen hat. Vielfach bildet sich Schimmel durch falsches Lüften zuerst in Raumecken an der Decke, da die Feuchtigkeit dort besonders schlecht entweichen kann. Auch sogenannte Wärmebrücken – Stellen an Wänden, Decke oder Ecken, die an Außenwände grenzen und wo die Oberflächentemperatur geringer ist – bieten bei unzureichender Lüftung den idealen Nährboden für Schimmelsporen. Belüftungsfehler erkennt man zuem daran, dass sich Schimmel an den Wänden rund um den Fensterrahmen bildet.

Schimmelbildung trotz angemessener Luftfeuchtigkeit – gibt es das?

Bildet sich Schimmel trotz niedriger Luftfeuchtigkeit und obwohl man ausreichend lüftet, kann auch die Bausubstanz schuld sein. Werden plötzlich Schimmelflecken mitten in der Wand sichtbar oder bildet sich Schimmel von unten an den Wänden, lässt dies auf feuchtes Mauerwerk schließen, das dringend saniert werden muss. Baumängel können aber auch an anderen Stellen Schimmelbildung begünstigen, etwa in Heizkörpernischen oder an Wärmebrücken am Fensterrahmen – dies sollte man beim Bewerten etwaiger Schimmelschäden immer in Betracht ziehen.

Feuchtigkeit in der Wohnung: Was hilft dagegen?

A und O gegen Schimmel in der Wohnung ist richtiges und ausreichendes Lüften. Insbesondere in Küche und Badezimmer sollten Sie Feuchtigkeit entfernen, so schnell es geht. Aber auch in den anderen Wohnräumen ist regelmäßiges Stoß- oder Querlüften mehrmals am Tag wichtig. Dies gilt vor allem für schlecht gedämmte Altbauten.

  • Um die Dampfbildung im Bad zu reduzieren, können Sie die Temperatur der Heizung und des Dusch- bzw. Badwassers senken. Außerdem sollte das Wasser beim Einseifen abgestellt werden. Dies ist vor allem ratsam, wenn das Bad kein Fenster hat, durch das man die Feuchtigkeit zügig rauslüften kann. Fliesen und Fugen sollten in dem Fall zusätzlich trockengewischt werden.

  • Im Winter sollte die Wohnraumtemperatur tagsüber nicht unter 19 bis 20 Grad und nachts nicht unter 18 Grad sinken, um Schimmelbildung vorzubeugen. Bei schlecht gedämmten Bauten ist es zudem ratsam, große Möbel wie Schränke nicht vor Außenwände zu stellen bzw. sie mehrere Zentimeter davon abzurücken.

  • Im Schlafzimmer kommt es zusätzlich darauf an, die Temperatur auf einem Niveau von mindestens 16 Grad zu halten. Auch nachts oder wenn Sie im Urlaub sind, sollten die Räume beheizt werden, die Temperatur sollte 5 Grad nicht unterschreiten. Das Schlafzimmer ist meist am kühlsten, da es weniger beheizt wird. Lässt man die Tür offenstehen, gelangt feuchte Luft aus den anderen Räumen hinein und setzt sich an den kalten Wänden ab.

    Daher sollten Sie hier besonders aufs Lüften achten. Im Winter kann es durch die kühle, klare Luft zudem zu einer zu niedrigen Luftfeuchtigkeit kommen. Auch beim Lüften kommt nur kühle, trockene Luft herein. Damit die Feuchtigkeit in der Luft nicht unter die empfohlenen 30 Prozent sinkt, können Sie den Raum aktiv befeuchten, indem Sie eine Schüssel mit Wasser auf die Heizung stellen.

  • Trocknen Sie Wäsche nach Möglichkeit immer draußen. Geht das nicht, sollte die Wäsche nicht im kühlen Schlafzimmer getrocknet werden, da die Luft nur wenig Feuchtigkeit aufnehmen kann. Zudem sollten Sie auf ausreichendes Lüften während des Trocknens achten.

  • Ist die Luft in einem Raum zu feucht, sind Pflanzen möglicherweise keine gute Idee. Verteilen Sie diese besser auf verschiedene Zimmer oder trennen Sie sich von einigen, um die Luftfeuchtigkeit zu senken.

  • Gegen eine zu hohe Luftfeuchtigkeit können Salz oder Granulate aus Calciumchlorid helfen. Sie werden in eine oder mehrere offene Schüsseln gefüllt und diese im Zimmer verteilt und entziehen der Luft Wasser, das im Salz bzw. in den Granulaten gebunden wird. Sind diese durchfeuchtet, müssen sie ausgetauscht werden. Bleibt die Substanz trocken, befindet sich die Luftfeuchtigkeit auf normalem Niveau.

  • Darüber hinaus kann auch ein Luftentfeuchter angewendet werden. Das Gerät saugt die Raumluft an und führt sie durch ein Kühlelement, wo das Wasser kondensiert und in einen Auffangbehälter fließt. Dieser muss regelmäßig geleert werden.

Im Sommer bei warmen Temperaturen sollten Sie im Keller übrigens nie oder maximal abends bzw. nachts lüften: An den kalten Wänden kondensiert die feuchtwarme Luft sofort, die Gefahr, dass sich durch die hohe Luftfeuchtigkeit Schimmel bildet, ist dann groß.

Quellen:

Schimmel: Physikalische Hintergründe, in: energieatlas.bayern.de

Bauphysikalische Ursachen von Schimmelbildung, in: tuvsud.de

FAQ: Absenkung der Raumtemperatur in Herbst und Winter, in: umweltbundesamt.de