Louwen-Diät: Kann die Ernährungsform die Geburt erleichtern?

So riesig die Vorfreude aufs Baby auch ist – der schmerzhafte Geburtsprozess sorgt eher für Unsicherheit und Ängste. Genau hier setzt die Louwen-Diät an: Dabei handelt es sich um eine Ernährungsumstellung, die Schmerzen bei der Geburt verringern soll. Hält die Louwen-Ernährung in der Schwangerschaft das, was sie verspricht?

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Die Louwen-Diät ist benannt nach ihrem Erfinder, Prof. Dr. Frank Louwen. Er ist leitender Arzt für die Pränatalmedizin und Geburtshilfe an der Universitätsklinik in Frankfurt. Sein Diätplan ist nicht zum Abnehmen im klassischen Sinn gedacht, sondern zur Ernährungsumstellung. Ziel ist es, den Geburtsvorgang zu erleichtern und die Schmerzen bei der Entbindung zu reduzieren.

Bauch einer Schwangeren von oben, vor ihr ein Tablett mit Salat und Croissant; in der Hand hält sie einen Apfel
Die Louwen-Diät soll Schwangeren die Geburt erleichtern Foto: iStock-636752590 Pekic

Was ist die Louwen-Diät und ab wann wird sie begonnen?

Bei der Dr. Louwen-Diät handelt es sich um eine spezielle Ernährung in der Schwangerschaft. Dabei sollten die Frauen in den letzten sechs bis acht Wochen vor dem Geburtstermin – also etwa ab der 32. Schwangerschaftswoche (SSW) – weitestgehend auf einfache Kohlenhydrate verzichten. Bei der Ernährung nach Louwen geht es nicht darum, Gewicht zu verlieren, sondern starke Schwankungen des Blutzuckerspiegels zu vermeiden.

Wie kann die Louwen-Ernährung bei der Geburt helfen?

Im letzten Drittel der Schwangerschaft, etwa ab der 35. SSW, produziert der Körper vermehrt Prostaglandine. Die Gewebshormone steuern die Entzündungs- und Schmerzreaktionen, sind aber auch für die Einleitung der Geburt wichtig: Sie weiten zum Beispiel den Muttermund und sorgen dafür, dass sich die Gebärmutter zusammenzieht und die Wehen ausgelöst werden. Damit die Hormone ihren Job erledigen können, müssen sie an bestimmten Rezeptoren andocken.

Fachleute gehen davon aus, dass die Prostaglandine mit einem anderen Hormon um diese Rezeptoren konkurrieren – dem Insulin. Ist der Blutzuckerspiegel zu hoch, wird mehr Insulin ausgeschüttet. Die Folge: Die Prostaglandine können sich nicht an die Rezeptoren binden, der Geburtsprozess verlangsamt sich und wird als deutlich schmerzhafter empfunden, auch weil der Muttermund sich nicht genug öffnen kann.

Außerdem kann es der Theorie zufolge zu komplizierteren Verläufen und häufiger zu Kaiserschnitten kommen. Durch die Blutzuckerspiegel senkende Wirkung der Louwen-Diät soll die Geburt weniger schmerzhaft und kompliziert sein.

So funktioniert die Louwen-Diät in der Schwangerschaft

Dr. Louwen empfiehlt deshalb, die Insulinausschüttung spätestens ab der 34. SSW zu reduzieren. Dazu sollten einfache Kohlenhydrate gemieden und stattdessen komplexe Kohlenhydrate gegessen werden. Hintergrund: Einfache Kohlenhydrate haben einen sehr hohen glykämischen Index (Glyx). Dieses Maß beschreibt die Auswirkungen eines Lebensmittels auf den Insulinspiegel. Dies betrifft wohlgemerkt nur die Kohlenhydrat-Aufnahme – Ernährungsempfehlungen zu Fetten oder Proteinen sind davon nicht betroffen.

Die Louwen-Diät-Tabelle: Welche Lebensmittel sind erlaubt?

Was isst man bei der Louwen-Diät zum Frühstück, Mittag oder Abendessen? Die Tabelle gibt einen Überblick über die Lebensmittel, die für die Diät geeignet sind:

Tabelle erlaubter Lebensmittel bei der Louwen-Diät
Foto: PraxisVita/Vivian Mule

Diese Lebensmittel sollte man hingegen meiden:

• Zucker, Süßigkeiten und süße Getränke

• Brot, Nudeln und andere Weißmehlprodukte

• Kartoffeln und verarbeitete Kartoffelprodukte wie Pommes Frites

• Mais und Kürbis

• Obstsorten mit einem hohen Glyx wie Ananas, Papya oder Wassermelone

• Getrocknetes Obst

  • Honig

Wichtig ist es, auf „versteckte“ Kohlenhydrate in verarbeiteten Lebensmitteln zu achten. Sie stecken als Süßungsmittel unter anderem in Getränken und Desserts, aber auch in vielen herzhaften Produkten, beispielsweise in Wurst, Fertigsoßen oder Dips. Stattdessen sollte man am besten selber kochen.

Tipps für Louwen-Diät-Rezepte

Im Internet finden sich zahlreiche Louwen-Rezepte für die Schwangerschaft, vom Frühstück über das Mittagessen bis zum Abendbrot.

Der Essensplan im Rahmen der Louwen-Diät könnte wie folgt aussehen:

Frühstück: Buchweizenpfannkuchen mit Quark und Beeren oder ein Roggenbrötchen mit Kräuterquark

Mittags: Lachsfilet mit Ofengemüse, Linsencurry mit frischem Mangold oder Zucchini-Spaghetti mit würziger Tomatensoße

Abends:Tomate-Mozzarella mit Basilikum, ein Rote-Bete-Salat mit Fetakäse oder gedünstetes Gemüse, dazu jeweils eine Scheibe Vollkornknäckebrot

Louwen-Diät: Die Erfahrungen sind gemischt

Viele Frauen tauschen sich im Internet über ihre Erfahrungen mit der Louwen-Diät in der Schwangerschaft aus. Man merkt schnell: Die Ergebnisse sind durchaus gemischt – manche sind begeistert, andere üben an der Louwen-Diät Kritik, da die Geburt dennoch als lang und schmerzvoll empfunden wurde.

Dennoch ist eine kohlenhydrat- und zuckerarme Ernährung in der Schwangerschaft sinnvoll, allein schon, um Übergewicht bei der Mutter und auch beim Kind entgegenzuwirken. Das entspricht auch den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), die zu einer gesunden, vollwertigen Kost rät.

Für wen eignet sich die Louwen-Diät nicht?

Im Prinzip ist die Ernährung für alle Schwangeren geeignet. Frauen, die unter einer Stoffwechselstörung leiden oder bei denen der Schwangerschaftsverlauf kompliziert ist, sollten diese Ernährungsform allerdings meiden. Insbesondere Schwangere mit einer Diabetes sollten jede Ernährungsumstellung zuvor mit ihrem Arzt bzw. ihrer Ärztin besprechen – und daher auch abklären, ob die Louwen-Diät vor der Geburt für sie infrage kommt. Grundsätzlich ist eine zuckerreduzierte Ernährung bei Diabetes, auch bei Schwangerschaftsdiabetes, jedoch sinnvoll.

Louwen-Diät: Die Wissenschaft hat kaum Daten

Von wissenschaftlicher Seite werden die Vorteile der Louwen-Ernährung kaum untermauert. Es gibt eine Louwen-Diät-Studie aus China: Hier konnten die Forschenden einen Zusammenhang zwischen einem niedrigen glykämischen Index und einer Entbindung zum errechneten Termin nachweisen. Weitere wissenschaftliche Erkenntnisse zur Louwen-Diät gibt es bislang noch nicht.