Liposuktion – wenn bei einem Lipödem krankhafte Fettzellen abgesaugt werden
Eine Liposuktion kann ein Lipödem heilen. Für viele Frauen ist die Operation, bei der krankhafte Fettzellen aus Armen und Beinen entfernt werden, das Ende eines langen Leidensweges. Erfahren Sie hier, wie eine Liposuktion bei einem Lipödem abläuft und warum die Operation Lipödem-Patientinnen heilen kann.
Unter einer Liposuktion wird das Absaugen von Fettzellen verstanden. Chirurgen sämtlicher Fachrichtungen nehmen den Eingriff vor, in der Schönheitsindustrie wird von einem „ästhetisch chirurgischen Eingriff“ gesprochen. Die Operation wird meist auf Wunsch des Patienten durchgeführt, da sich dieser eine höhere Attraktivität durch einen flacheren Bauch, schmalere Hüften oder schlankere Oberschenkel verspricht.

Eine Liposuktion bei einem Lipödem ist kein Schönheitseingriff
Bei der Liposuktion eines Lipödems handelt es sich nicht um einen kosmetischen Eingriff, sondern um die Behandlung einer Krankheit. Die Patientinnen mit einem Lipödem profitieren zwar auch optisch, da durch eine Liposuktion ihre Körperformen normalisiert werden. Die Liposuktion bei einer Lipödem-Patientin soll in erster Linie jedoch das Schmerzgefühl der Patientinnen beseitigen und eine Verschlimmerung der Symptome verhindern. Bei einem Lipödem wird Fettgewebe ausschließlich aus Armen und Beinen abgesaugt, während in der ästhetischen Chirurgie so gut wie alle Körperteile behandelt werden.

Liposuktion: Der Arzt braucht lymphologisches Fachwissen
Bei einer Patientin, die unter Lipödemen leidet, reichen die herkömmlichen operativen Methoden von Schönheitschirurgen nicht aus. Für gewöhnlich verfahren Schönheitschirurgen nach der „criss-cross-Technik“, wonach der Operateur die Absaugkanüle kreuz und quer durch die Problemzonen des Patienten bewegt, um ein möglichst gleichmäßiges Ergebnis zu erzielen. Bei der Operation eines Lipödems muss der Chirurg hingegen lymphologische Gesetzmäßigkeiten beachten. Die Kanüle muss demnach bei der Behandlung eines Lipödems parallel zu den Lymphgefäßen geführt werden. Missachtet der Chirurg diesen Grundsatz besteht die Gefahr, dass Lymphbahnen verletzt werden. In diesem Fall könnte sich eine Lymphfistel bilden, aus der Lymphflüssigkeit abgesondert wird.
Bei der Liposuktion eines Lipödems ist ein erfahrener Arzt entscheidend für den Erfolg der Operation
Deshalb ist es wichtig, dass Lipödem-Patientinnen einen erfahrenen Arzt aufsuchen, der eine lymphologische Weiterbildung absolviert hat. Sein Diagnoseverfahren umfasst in der Regel drei Elemente. Zunächst wird er sich nach der Krankheitsgeschichte der Patientin erkundigen (Anamnese). Anschließend begutachtet der Arzt die von einem Lipödem betroffenen Hautpartien (Inspektion), um anschließend durch das Abtasten der Problemzonen (Palpation) eine Diagnose zu treffen. In mehr als 90 Prozent der Fälle kann ein erfahrener Facharzt auf Grundlage dieser drei Elemente ein Lipödem eindeutig diagnostizieren. Unter Umständen wird der Arzt darüber hinaus ein Blutbild anfertigen lassen und mittels einer Ultraschall-Untersuchung bestehende Venen untersuchen, um Krampfadern zu erkennen. Krampfadern müssen vor einem operativen Eingriff behandelt werden.
Vor einer Liposuktion: Manuelle Lymphdrainagen und Kompressionsstrümpfe
Einen guten Arzt erkennt eine Patientin daran, dass er ihr vor einer Operation zunächst konservative Behandlungsmethoden empfehlen wird. Hierzu gehören u.a. manuelle Lymphdrainagen und das regelmäßige Tragen von Kompressionsstrümpfen. Experten raten bei einem Lipödem dazu, ein Jahr lang konservative Behandlungsmethoden anzuwenden. Erst danach sollte ein operativer Eingriff in Erwägung gezogen werden.

Bei der Liposuktion wird das krankhaft vermehrte Fettgewebe entfernt. Die Lebensqualität der Patientinnen erhöht sich durch den Eingriff auf vielfältige Weise: Es sammelt sich weniger Wasser im Gewebe, sodass Schmerzen gelindert bzw. vollständig beseitigt werden können. Die Druckempfindlichkeit, sowie die Bildung von Hämatomen wird verringert. Konservative Behandlungsmethoden, wie das Tragen von Kompressionsstrümpfen oder manuelle Lymphdrainagen können überflüssig werden. Entzündungen, die durch das Aneinanderreiben von Fettmassen entstehen, klingen in der Regel ab. Eine unproportionale Körperform kann sich normalisieren.
Mediziner haben bei einer Liposuktion von Lipödem-Patientinnen zwei wesentliche Erfahrungen gemacht. Aus medizinischer Sicht werden die besten Ergebnisse bei Patientinnen erzielt, die ein Lipödem der Stadien I und II aufweisen. Dem gegenüber steht das subjektive Empfinden der Patientinnen. Demnach nehmen Patientinnen mit stärker ausgeprägten Lipödemen (Stadium II und III) die Verbesserungen durch eine Liposuktion deutlicher wahr als jene Patientinnen mit einem Lipödem im Stadium I.
Die Liposuktion bei einem Lipödem gilt als eine ausgesprochen risikoarme Behandlung. Die Patientinnen sollten sich allerdings darum bemühen, einen erfahrenen Experten aufzusuchen. Relativ wenige Ärzte verfügen über weitreichende Kenntnisse des Lymphgefäßsystems. Über Foren im Internet bzw. Anlaufstellen für Lipödem-Patientinnen lassen sich erfahrene Ärzte ausfindig machen.
Bei einer Liposuktion ist die Patientin wach und ansprechbar
Die von einem Lipödem betroffenen Hautareale werden bei der Liposuktion eines Lipödems farbig markiert, damit sich der Arzt besser orientieren kann. Während der Operation liegt die Patientin auf einem OP-Tisch und ist die ganze Zeit über ansprechbar. Sie wird gelegentlich dazu aufgefordert, ihre Position zu verändern, damit der Arzt die Absaugsonde bestmöglich führen kann.

Liposuktion: Gesundes Gewebe wird geschont
In der Regel wird die sogenannte Tumeszenz-Absaugmethode angewendet, bei der u.a. mehrere Liter physiologische Kochsalzlösung in das Körpergewebe injiziert werden. Die Bindegewebsstrukturen, Nerven, Blut- und Lymphgefäße verhalten sich schwerfälliger als das flüssige Gemisch aus Fettzellen und Tumeszenzlösung. Dadurch wird die Gefahr minimiert, dass diese angesaugt und beschädigt werden.
Der Operateur führt die Kanüle gleichmäßig vor und zurück, damit er die Fettdepots weitestgehend gleichmäßig reduziert. Würde der behandelnde Arzt in einer bestimmten Position verweilen, käme es zu einer übermäßigen Absaugung von Fett. Dies könnte die Bildung einer Delle begünstigen.

Bei einer Liposuktion dürfen maximal fünf Liter Fett entfernt werden
Eine international festgelegte Obergrenze sieht vor, dass während einer Liposuktion maximal fünf Liter Fett entfernt werden. Medizinisch ist es möglich, mehr Fettzellen abzusaugen. Die Begrenzung auf fünf Liter wurde jedoch festgelegt, um die Belastungen für den Organismus so gering wie möglich zu halten. Denn mit einer Zunahme der abgesaugten Fettmenge steigen u.a. die Risiken eines Kreislaufzusammenbruchs.
Bis zur nächsten Liposuktion muss eine zeitliche Frist verstreichen
Die Dauer einer Liposuktion bei einem Lipödem liegt bei zwei bis sieben Stunden. Größere Fettabsaugungen an derselben Stelle des Körpers müssen auf mehrere Sitzungen verteilt werden. Ein zeitlicher Abstand von sechs bis zwölf Monaten sollte in diesem Fall eingehalten werden. Bei einer Operation an verschiedenen Körperstellen reicht der Abstand von einem Monat.
Der Erfolg einer Liposuktion ist unmittelbar nach dem operativen Eingriff nicht erkennbar. Das Ergebnis zeigt sich erst in sechs bis 18 Monaten. Da nach der Operation Schwellungen auftreten können, sollte die manuelle Lymphdrainage bereits wenige Tage nach dem Eingriff vorgenommen werden. Die Patientinnen müssen damit rechnen, dass sich an den behandelten Hautarealen Hämatome zeigen. Durch die Operation kam es zu einer Verletzung des Gewebes und zu Blutverlusten, die äußerlich in Form von Blutergüssen in Erscheinung treten. In den nächsten Tagen sollten diese jedoch wieder verschwinden.
Nach einer Liposuktion muss Kompressionskleidung getragen werden
Für ein zufriedenstellendes Ergebnis der Liposuktion sollte die Patientin die von einem Arzt verordnete Kompressionskleidung bis zwei Wochen nach dem Eingriff ununterbrochen tragen. Lediglich zum Wechsel der Saugverbände bzw. zum Duschen darf sie abgelegt werden. Die Kompressionskleidung soll die Gewebsschichten, die durch die Absaugung getrennt wurden, wieder miteinander verbinden. Außerdem soll die Haut dadurch gestrafft werden, damit keine Hautlappen zurückbleiben.
Liposuktion: Weitere Operationen zur Hautstraffung nötig?
Nach einer Liposuktion kommt es in der Regel zu einer Normalisierung der Körperproportionen. Bei schweren Verläufen der Krankheit bleiben nach der Operation Hautlappen zurück. Der Umfang hängt von der Menge des abgesaugten Fettgewebes ab sowie von der individuellen Hautelastizität der Patientin. Je nach persönlichen Empfinden muss die Patientin entscheiden, ob eine weitere Operation infrage kommt, bei der die überschüssige Haut gestrafft bzw. entfernt wird. Im Regelfall benötigen operierte Patientinnen keine manuellen Lymphdrainagen bzw. Kompressionsstrümpfe mehr. Einige wenige Patientinnen sind allerdings weiterhin darauf angewiesen.
Liposuktion: Fettzellen können sich nicht neu bilden
Die Fettzellen, die während einer Liposuktion entfernt wurden, können sich nicht neu bilden. Allerdings kann es dazu kommen, dass die verbliebenen Lipödem-Zellen das Fettgewebe vermehren. Die Zahl der verbliebenen Lipödem-Zellen ist jedoch sehr gering. Ihre Vermehrung verläuft erfahrungsgemäß sehr langsam. Eine weitere Liposuktion kann weitestgehend ausgeschlossen werden.
Eine Liposuktion bei einem Lipödem ist ein umfangreicher Eingriff, der bis zu sieben Stunden dauern kann. Die Kosten für diesen Eingriff liegen zwischen 2.500 und 5.000 Euro. Eine Liposuktion ist keine Regelleistung der gesetzlichen Krankenversicherung und wird deswegen nicht von diesen übernommen. Im Regelfall müssen die Patientinnen die Kosten alleine tragen. Bei der Steuererklärung können die Ausgaben als „außergewöhnliche Belastungen“ geltend gemacht werden. Die meisten Ärzte, die eine Liposuktion durchführen, bieten die Möglichkeit der Ratenfinanzierung an.

Kosten-Übernahme nach einer Liposuktion: Arbeiten Sie mit ihrem Arzt zusammen
Patientinnen sollten sich jedoch nicht entmutigen lassen. In begründeten Einzelfällen übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten – es bleibt jedoch bei Einzelfällen. In diesem Fall ist es nötig, dass die Patientinnen überlegt vorgehen und sämtliche Schritte mit ihrem Arzt absprechen. Der behandelnde Arzt kann die Patientin bei ihrem Vorhaben aktiv unterstützen.
Zunächst sollten sie sich von ihrem behandelnden Arzt eine hinreichende Begründung ausstellen lassen, dass in ihrem Fall das Lipödem ein medizinisches Krankheitsbild darstellt. Daraus ergibt sich, dass die Liposuktion eine medizinische Notwendigkeit ist. Das gilt insbesondere dann, wenn konservative Behandlungsmethoden nicht ausgereicht haben, um die Symptome eines Lipödems zu beseitigen.
Hilfreich ist es, wenn Patientinnen ihrem Antrag auf Kostenübernahme Fotos von ihrem Krankheitsbild beifügen. Außerdem sollten sie darlegen, inwieweit sie bisher versucht haben, Gewicht zu reduzieren und wie diese Bemühungen fehlgeschlagen sind. Das erhöht einerseits die Glaubwürdigkeit der Patientin und unterstreicht ihre Motivation, eigenständig an der Verbesserung ihrer Krankheit mitzuwirken.
Kosten-Übernahme bei einer Liposuktion ist ein mühsamer Weg
Die gesetzlichen Krankenkassen rechtfertigen ihr Vorgehen damit, dass die Mehrheit der Lipödem-Patientinnen gleichzeitig übergewichtig ist. Dieser Argumentation zufolge, entsteht das überschüssige Fettgewebe nicht durch das Lipödem, sondern durch das Übergewicht der Frauen. Somit sind diese laut der Auffassung der gesetzlichen Krankenversicherungen an ihrem Leiden „selbst schuld“.
Anträge auf Kostenübernahme bei einer Liposuktion eines Lipödems werden in der Regel abgelehnt. Betroffene Frauen können dennoch einen Widerspruch in Erwägung ziehen. Ein Widerspruchsverfahren und die Auseinandersetzung mit den Sozialgerichten kann sich allerdings bis zu drei Jahre hinziehen.