Lipödem – wenn das Körperfett außer Kontrolle gerät

Bei einem Lipödem handelt es sich um eine Fettverteilungsstörung. Betroffen sind fast ausschließlich Frauen. Bei ihnen werden die Beine und Arme dicker, sie schmerzen und es bilden sich Fettlappen. Die Hände und Füße sind nicht betroffen, häufig bleibt die Taille ebenfalls schlank. Deswegen wirken die Proportionen bei betroffenen Frauen unstimmig.

Bei einem Lipödem ist der Gang zur Waage frustrierend
Der Gang auf die Waage ist frustrierend: Patientinnen, die an einem Lipödem erkrankt sind, verlieren kein Gewicht, obwohl sie vielfach hart an sich arbeiten. Die Krankheit kann jedoch weder durch Sport noch durch Diäten besiegt werden Foto: iStock

Sport und Diäten beeinflussen das Krankheitsbild nicht, die Extremitäten bleiben trotz Bewegung und ausgewogener Ernährung weiterhin dick. Vielfach wird die Krankheit, selbst von Medizinern, mit der Adipositas, dem krankhaften Übergewicht, verwechselt. Betroffene Frauen berichteten in einer Studie, dass sie erst nach mehr als fünf Jahren die richtige Diagnose erhalten hatten. Mediziner wissen allerdings aus der Praxis, dass rund jede zweite Patientin, die von einem Lipödem betroffen ist, ebenso unter Übergewicht leidet. Fälschlicherweise wird häufig davon ausgegangen, dass Übergewicht Lipödeme verursacht – das ist nicht der Fall.

Lipödem - das Fettgewebe wird mit Lymphe überschwemmt

Die Krankheit ist bisher nicht ausreichend erforscht. Laut Medizinern besitzen Frauen, die unter Lipödemen leiden, seit der Geburt mehr Fettzellen in den Extremitäten als nicht betroffene Frauen. Das Fettgewebe an Armen und Beinen produziert mehr Lymphflüssigkeit. Dadurch können die gesunden Lymphgefäße die überschüssige Lymphflüssigkeit schlechter transportieren. Es kommt zu einem Lymphstau und zu einer Überschwemmung des Fettgewebes mit Lymphe.

Darüber hinaus sollen genetische Faktoren das Krankheitsbild beeinflussen. Demnach treten Lipödeme häufig nach hormonellen Veränderungen auf, beispielsweise nach der Pubertät, Schwangerschaft oder nach den Wechseljahren.  Bei Männern können sich Lipödeme entwickeln, wenn sie unter hormonellen Störungen bzw. Erkrankungen leiden.

Bei einem Lipödem verspricht eine Operation langfristige Hilfe

Da die Ursachen für die Krankheit abschließend nicht geklärt sind, fehlt es an effektiven Behandlungsmöglichkeiten. Die Patientinnen müssen sich unter Umständen auf eine lebenslange Therapie einstellen. Ein Phlebologe bzw. Lymphologe stellt bei der Patientin aufgrund der Symptome und Krankengeschichte fest, ob es sich um ein Lipödem handelt. Mediziner raten dazu, vor operativen Eingriffen zunächst für mindestens ein Jahr konservative Behandlungsmethoden anzuwenden. Hierzu gehören schwerpunktmäßig Lymphdrainagen und maßgefertigte Kompressionsstrümpfe.

In der Praxis zeigt sich jedoch in vielen Fällen, dass konservative Behandlungsmethoden unbefriedigend wirken. Daher entscheiden sich betroffene Frauen häufig für einen operativen Eingriff, die sogenannte „Liposuktion“. Hierbei wird in der Regel unter Teilnarkose per Kanüle etwa vier bis sieben Liter krankhaftes Fettgewebe abgesaugt. Die Proportionen des Körpers normalisieren sich durch den Eingriff. Die Fettabsaugung verschafft den meisten Patientinnen eine deutliche Verbesserung ihres Krankheitsbildes. Fachmännisch abgesaugte Areale sind von einem Lipödem dauerhaft befreit. Obwohl Lipödeme als Krankheit anerkannt sind, werden die Kosten für eine Liposuktion von den gesetzlichen Krankenkassen nicht übernommen.

Lipödem: Ein rechtzeitiger Arztbesuch kann Komplikationen verhindern

Es gibt keine vorbeugenden Maßnahmen zum Schutz vor Lipödemen. Betroffene Frauen sollten jedoch frühzeitig einen Arzt aufsuchen und ihn direkt darauf ansprechen, ob bei ihnen ein Lipödem vorliegen könnte. Ein rechtzeitiger Behandlungsbeginn kann Komplikationen und eine Verschlimmerung der Symptome verhindern.