Lipödem-Behandlung: Eine Operation verspricht langfristige Hilfe
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Bei der Lipödem-Behandlung stehen konservative als auch operative Maßnahmen zur Auswahl. In der Praxis zeigt sich, dass allein eine Operation langfristig erfolgsversprechend ist. Aktuell existieren keine Medikamente, die die Krankheit heilen. Dennoch gilt, dass das Lipödem behandelt werden muss, da die Beschwerden ansonsten zunehmen.

Experten empfehlen, zu Beginn der Lipödem-Behandlung für mindestens zwölf Monate auf operative Eingriffe zu verzichten und stattdessen konservative Behandlungsmethoden anzuwenden: Hierzu gehören schwerpunktmäßig Lymphdrainagen und maßgefertigte Kompressionsstrümpfe. Physiotherapeuten entstauen bei einer manuellen Lymphdrainage die Beine und Arme der Patientinnen von überschüssiger Lymphflüssigkeit, sodass Schwellungen unter der Haut abklingen. Die Behandlung soll überdies bestehende Schmerzen abklingen lassen.
Lipödem-Behandlung: Durch Massagen soll die Lymphflüssigkeit besser abfließen
Manuelle Lymphdrainagen finden im Rahmen von Reha-Aufenthalten bzw. in Physiotherapiepraxen statt. Während der Behandlung in einer Rehaklinik führt ein speziell geschulter Therapeut die Handgriffe durch und unternimmt eine anschließende Wicklung der Extremitäten: Hierbei werden die zuvor massierten Hautpartien mittels Kurz- und Langzugbandagen eingewickelt, Watte soll ein mögliches Schmerzempfinden verhindern, während Schaumstoff eine bessere Verteilung des Drucks ermöglicht. In einer Physiotherapiepraxis wird die Patientin mittels spezieller Handgriffe sanft massiert. Der Therapeut wendet rhythmisch kreisende sowie pumpende Griffe an. Experten raten dazu, mindestens zwei Mal in der Woche für eine Stunde eine Lymphdrainage vornehmen zu lassen.
Die sogenannte apparative intermittierende Kompressionstherapie (AIK) stellt lediglich eine Ergänzung zur manuellen Lymphdrainage dar. Der Behandlungsweg mittels spezieller Geräte, die den Rückfluss der eingelagerten Flüssigkeit erleichtern sollen, erfolgt erst dann, wenn zuvor eine manuelle Lymphdrainage durchgeführt wurde. Ein Arzt oder Mitarbeiter eines Sanitätshaus gibt weitere Informationen, wenn ein entsprechendes Gerät für den Heimgebrauch gewünscht wird. In diesem Fall ist jedoch weiterhin ein Arzt aufzusuchen, der die Entwicklung der Krankheit überwacht. Die Kosten für die Geräte (ab 250 Euro) übernimmt die Krankenkasse für gewöhnlich nicht.
Nach Maß angefertigte Kompressionsstrümpfe vermindern Schwellungen und sollen die weitere Einlagerung von Lymphflüssigkeit verhindern. Laut Medizinern ist es vorteilhaft, die Kompressionsstrümpfe während sportlicher Betätigungen zu tragen, um eine Verbesserung des Krankheitsbildes zu erzielen. Beim Thema Sport hat sich laut Experten folgender Ratschlag bewährt: Patientinnen sollten vor allem Wassersport ausüben, da Bewegungen im Wasser eine ähnlich positive Wirkung haben wie eine Lymphdrainage und darüber hinaus die Gelenke schonen.
Mediziner geben zu Bedenken, dass konservative Lipödem-Behandlungen, wie Lymphdrainagen und Kompressionsstrümpfe, in den überwiegenden Fällen nur kurzfristig Linderung versprechen. Es gilt: Körpergewicht wird nicht reduziert. Die von vielen Frauen als unästhetisch empfundenen voluminösen Beine werden nicht schmaler. Konservative Therapien versprechen allein eine Verbesserung der Druckempfindlichkeit. Die Kosten hierfür übernimmt die Krankenkasse.
Lipödem-Behandlung: Dauerhafte Heilung nur durch eine Operation
Da konservative Behandlungen keinen langfristigen Erfolg erzielen, entscheiden sich betroffene Frauen vermehrt für eine Operation. Bei der sogenannte „Liposuktion“ werden in der Regel unter Teilnarkose per Kanüle etwa vier bis sieben Liter krankhaftes Fettgewebe abgesaugt. Hierfür werden die betroffenen Regionen des Körpers in spezielle Bereiche eingeteilt: Beine (innen/außen) sowie Arme (innen/außen). Pro Operation werden maximal zwei Bereiche bearbeitet, sodass in der Regel drei Operationen notwendig sind. Die Chirurgen arbeiten nach zwei Verfahren (WAL-Technik bzw. TLA-Technik), die beide das Gewebe nicht schädigen, sondern Gefäße und Nerven schonen.

Mittlerweile ist die Liposuktion in der Medizin ein Standardverfahren, das komplikationsarm ist. Dennoch muss bei der Wahl des behandelnden Arztes aufgepasst werden: Bei dem Eingriff wird bis in die Handgelenke hin operiert. Dies kann unter Umständen gefährlich sein, da u.a. Sehnen, Nerven und Arterien beschädigt werden könnten. Daher sollte unbedingt geklärt werden, über wie viel Erfahrung der behandelnde Arzt verfügt.

Nach den Operation verordnen Mediziner in der Regel Lymphdrainagen, damit die Lymphe effizienter abfließt. Die Lymphdrainagen werden üblicherweise in den nächsten vier Wochen nach den jeweiligen Operationen regelmäßig durchgeführt. Darüber hinaus muss die Patientin parallel Kompressionsbekleidung tragen. Die Operationen werden im Abstand von einem Monat durchgeführt, sodass die Patientin spätestens nach vier Monaten auf die Behandlung mit Lymphdrainagen und Kompressionskleidung verzichten kann.
Lipödem-Behandlung: Keine deutliche Gewichtsreduktion durch eine Liposuktion
Bei einer Liposuktion erfolgt für gewöhnlich keine Reduktion des Gewichts. Wenn beispielsweise drei Liter Fett abgesaugt werden, entspricht das nicht drei Kilogramm Gewichtsverlust. Laut Erfahrungsberichten von Frauen, die sich einer Liposuktion unterzogen haben, brachten sie nach einer Lipödem-Operation genauso viel Gewicht auf die Waage wie zuvor. Mediziner sind sich uneinig, woran das liegt. Das Ziel einer Liposuktion ist in erster Linie eine Figurformung. Die Proportionen des Körpers normalisieren sich durch den Eingriff. Die Fettabsaugung verschafft den meisten Patientinnen eine deutliche Verbesserung ihres Krankheitsbildes. Fachmännisch abgesaugte Areale sind von einem Lipödem dauerhaft befreit. Dies gilt nicht, wenn unsauber gearbeitet wurde. In diesem Fall sind konservative Behandlungsmethoden weiter nötig.
In einer Studie aus dem Jahr 2012 wurden Patientinnen danach befragt, wie lange die durch eine Lipödem-Operation entstandenen Beschwerden anhielten. Bei der Mehrheit der Befragten (61 Prozent) hielten die Schmerzen zwei bis sechs Monate an. Mit dem kosmetischen Ergebnis waren 55 Prozent der Frauen laut der Studie „sehr zufrieden“. Die Operation habe das Leben der Patientinnen positiv beeinflusst: Von den Befragten gaben 73 Prozent an, dass sich ihre Lebensqualität „deutlich verbessert“ habe. 95 Prozent würde nach eigenen Angaben den operativen Eingriff wieder durchführen lassen bzw. diesen anderen Frauen empfehlen.
Lipödem-Behandlung: Gesetzliche Krankenkassen übernehmen nicht die Kosten für eine Operation
Eine möglichst frühe Operation kann gefährliche Folgeerkrankungen verhindern, etwa die Entstehung von Lymphödemen am Bein (Flüssigkeitsansammlungen). Ein Lipödem sollte ausschließlich von einem lymphologisch fortgebildeten und erfahrenen Mediziner behandelt werden. Die Kosten für einen operativen Eingriff liegen bei 3900 bis 5000 Euro. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten nicht, obwohl Lipödeme als Krankheit anerkannt sind. Trotz erfolgreich verlaufender Operation muss sich die Patientin auf eine lebenslange Therapie ihrer Krankheit einstellen, die je nach individuellem Krankheitsbild erneute operative Eingriffe bzw. konservative Behandlungsmethoden vorsieht.