Medikamenten-Lieferengpässe in Apotheken: Das droht jetzt!

Der Apothekerverband schlägt Alarm, denn die Lieferengpässe für Medikamente in Apotheken verschärfen sich. Warum es derartige Lieferschwierigkeiten gibt und wovor jetzt gewarnt wird.

Hände halten zwei Medikamenten-Packungen
Für immer mehr Medikamente müssen Apotheken alternative Mittel herausgeben Foto: istock/alvarez
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Schnupfen, Husten, Schmerzen: In der Apotheke gibt es das richtige Mittel gegen die Beschwerden. Doch schon längst ist nicht mehr jedes Medikament verfügbar, immer öfter werden Lieferengpässe von den Apotheken gemeldet. Und die Situation wird ständig kritischer.

Medikamenten-Lieferengpässe in Apotheken: „Die Lage ist schlimm“

Das Angebot der Apotheken wird durch akute Lieferschwierigkeiten immer kleiner. Manchmal können nur noch alternative Arzneimittel an die Kund:innen abgegeben werden – das Mittel der ersten Wahl ist nicht lieferbar. Doch die Ausweichmedikamente haben unter Umständen mehr Nebenwirkungen oder Wechselwirkungen mit anderen Mitteln. „Die Lage ist schlimm,“ erklärt Thomas Preis, der Vorsitzende des Apothekerverbands Nordrhein laut Medienberichten. In über 30 Berufsjahren habe er so etwas nicht erlebt.

Globale Lieferkette führt zu Lieferproblemen bei Medikamenten

Als Grund für die aktuellen Engpässe geben Apotheken und Gewerkschaften Produktionsprobleme in Asien ­– vor allem China und Indien – an, wo 68 Prozent der für Europa bestimmten Wirkstoffe gefertigt werden. Und die durch die Corona-Pandemie eingeschränkte Containerschifffahrt verstärkt die Problematik weiter. Dies hat unmittelbare Auswirkungen auf das Angebot in den Apotheken hierzulande.

Erste Politiker wie der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek fordern daher jetzt, die Produktion nach Europa zurückzuverlegen, um die Folgen der Abhängigkeit von asiatischen Standorten zu vermeiden. Vertreter der Pharmaindustrie lehnen die Pläne ab, da die Kosten explodieren würden und es dann ebenfalls zu Ausfällen und Engpässen kommen könne.

Versorgung trotz Lieferengpässen derzeit gesichert

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) gibt allerdings Entwarnung: Es sehe „keine Hinweise auf eine generelle akute Verschlechterung der Versorgungslage in Deutschland“. Das Institut führt eine aktuelle Liste der Arzneimittel, bei denen es Lieferengpässe in Deutschland gibt. Zurzeit kommt es zum Beispiel zu einer eingeschränkten Verfügbarkeit von Paracetamol- und Ibuprofen-haltigen Fiebersäften für Kinder. Engpässe gab es allerdings auch schon für bestimmte Schmerzmittel, Tabletten gegen Bluthochdruck und einige wichtige Krebsmedikamente.

Von rund 100.000 in Deutschland zugelassenen Arzneimitteln stellt das BfArM derzeit für etwa 300 Produkte Lieferengpässe fest. Für viele gebe es Alternativen, heißt es. Ein Lieferengpass müsse daher nicht gleichzeitig ein Versorgungsengpass sein. Lediglich zehn Wirkstoffe gelten derzeit als versorgungskritisch. Verschärfen sich die Lieferengpässe in Apotheken weiter, könnte die Zahl jedoch steigen – und das gewünschte oder wichtige Medikament nicht zu bekommen sein.