Leichter schwanger werden mit Aspirin

Schon länger ist bekannt, dass Frauen mit hohen Entzündungswerten Probleme haben, schwanger zu werden. Dabei könnte ein einfaches Medikament aus jedem Medizinschrank viele Kinderwünsche erfüllen.
Und wieder ein negativer Schwangerschaftstest: Für viele Paare kann ein unerfüllter Kinderwunsch zur Zerreißprobe für die Nerven werden. Wenn nach einem Jahr ungeschütztem Sex noch keine Schwangerschaft eingetreten ist, spricht man aus medizinischer Sicht bereits von Unfruchtbarkeit. Dies gilt auch, wenn eine Frau zwar schwanger werden kann, das Kind aber frühzeitig wieder verliert. Das ist in einem Drittel der Fälle die Ursache für die verhinderte Empfängnis. Die gesundheitlichen Auslöser können dabei ganz unterschiedlich sein. Ein häufiger Grund sind Entzündungen. Diese können auch so leicht sein, dass sie im Alltag kaum spürbar sind. Allerdings versetzen sie den Körper dauerhaft in einen Ausnahmezustand und verhindern so eine erfolgreiche Schwangerschaft.
Unfruchtbar durch Entzündungen
Den Einfluss ständiger Entzündungen auf die weibliche Fruchtbarkeit haben jetzt Wissenschaftler aus den USA erforscht. Das Team um Lindsey A. Sjaarda vom Eunice Kennedy Shriver National Institute of Child Health and Human Development (NICHD) untersuchte dafür 1228 gesunde Frauen im Alter zwischen 18 und 40 Jahren, die gerade versuchten, schwanger zu werden aber in der Vergangenheit Fehlgeburten erlitten hatten. Vor der Einteilung in verschiedene Gruppen wurde bei den Teilnehmerinnen der Wert des C-reaktiven Proteins (CRP) gemessen. Dieses Protein wird bei Entzündungen vermehrt gebildet. Es hilft, tote Immunabwehrzellen und Eindringlinge aus dem entzündeten Gewebe zu entfernen. Der CRP-Wert ist auch während einer Schwangerschaft leicht erhöht.
Aspirin als Fruchtbarkeits-Booster?
Anhand ihrer Werte wurden die Frauen in drei Gruppen eingeteilt. Eine mit niedrigem CRP-Wert (unter 0,7 mg/l Blut), eine mit mittleren Werten (zwischen 0,7 und 1,95 mg/l) und eine mit hohen CRP-Werten (über 1,95 mg/l). Fast alle Frauen erhielten eine tägliche niedrige Dosis (81 mg) Aspirin, bei einigen wurde ein Placebo verabreicht. Diese Dosis wurde von den Frauen, die schwanger werden wollten über einen Zeitraum von sechs aufeinanderfolgenden Zyklen eingenommen. Frauen, die bereits schwanger waren, nahmen das Aspirin für die Dauer der gesamten Schwangerschaft. Aspirin ist dafür bekannt, Entzündungen zu lindern.
Starker Anstieg der Geburten durch Aspirin-Gabe
Bei der Datenauswertung im Anschluss zeigte sich, dass es zwar in der mittleren und hohen CRP-Wert-Gruppe keinen großen Unterschied zwischen den Frauen gab, die Aspirin genommen hatten und denen die das Placebo bekamen. In der dritten Gruppe, bei den Frauen, die einen hohen CRP-Wert hatten, zeigten sich jedoch deutliche Veränderungen in der Fruchtbarkeit. Die Frauen, die hier nur ein Placebo einnahmen, hatten die niedrigste Geburtenrate (44 Prozent). Im Gegensatz dazu betrug die Rate bei den Frauen, die Aspirin bekamen, 59 Prozent. Das entspricht einer Steigerung von 35 Prozent. Somit profitieren besonders Frauen mit hohen Entzündungswerten von einer täglichen Aspirin-Dosis.
Bei unerfülltem Kinderwunsch Blut untersuchen lassen
Bei allen Frauen, die im Laufe der Studie Kinder geboren hatten, war durch das Aspirin der CRP-Wert nach und nach gesunken. Anders als viele andere Untersuchungen rund um Schwangerschaft und Fruchtbarkeit (Fruchtwasseruntersuchung, Gen-Tests) kann der CRP-Wert durch eine einfache Blutuntersuchung beim Hausarzt festgestellt werden. Frauen, die schon länger erfolglos versuchen, schwanger zu werden, sollten ihr Blut auf Entzündungsmarker testen lassen. Die Forscher um Lindsey Sjaarda wollen in weiteren Studien die genauen Zusammenhänge zwischen Entzündungen und Fruchtbarkeit untersuchen.