Leichter Schlaganfall durch Stress: Wie groß ist das Risiko?

Ein leichter Schlaganfall kann durch Stress ausgelöst werden: Das haben verschiedene Studien belegt. Wie groß ist das Risiko? Und wie sehen bei einem leichten Schlaganfall die Symptome aus? Worauf Sie achten sollten.

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Jährlich erleiden etwa 270.000 Menschen in Deutschland einen Schlaganfall. Er zählt neben Herz- und Krebserkrankungen zu den häufigsten Todesursachen. Verursacht wird der Hirnschlag entweder durch einen Gefäßverschluss (ischämischen Schlaganfall) oder eine Blutung im Gehirn (hämorrhagischer Schlaganfall). Dass ein leichter Schlaganfall durch Stress ausgelöst werden kann, wissen viele Menschen nicht.

Frau hält sich im Türrahmen fest und fasst sich an den Kopf
Permanenter Stress kann einen Schlaganfall auslösen Foto: iStock/bymuratdeniz

Was versteht man unter einem leichten Schlaganfall?

Bei einem leichten Schlaganfall sind im Gegensatz zu einem schweren Schlaganfall die Symptome nicht lebensbedrohlich. Er wird auch als vorübergehende Durchblutungsstörung bezeichnet. Dabei bildet sich in einer Hirnarterie ein Blutgerinnsel, das sich jedoch wieder auflöst.

Fachleute beurteilen die schwere eines Schlaganfalls nach der „NIH Stroke Scale“, einer international anerkannten Strichskala des National Insitute of Neurological Disorders and Stroke aus den USA. Ein hoher Wert (Maximalwert: 42) weist auf einen schweren, ein niedriger auf einen leichteren Hirnschlag hin. Bei einem leichten Schlaganfall darf der Wert maximal fünf betragen – dann ist anzunehmen, dass die Folgen nicht schwerwiegend sind.

Der leichte Hirnschlag macht sich durch bestimmte Symptome bemerkbar, diese klingen meist innerhalb von 24 Stunden wieder ab. Aus einem leichten Schlaganfall entwickelt sich allerdings häufig ein schwerer. Deshalb sollte man sich bei den ersten Anzeichen sofort in ärztliche Behandlung begeben, um das Risiko zu reduzieren.

Ist ein leichter Schlaganfall das gleiche wie eine TIA?

Oftmals wird ein leichter Schlaganfall mit einer transitorischen ischämischen Attacke (TIA), auch Mini-Schlaganfall genannt, gleichgesetzt. Der Übergang ist fließend. Bei einer TIA handelt es sich zwar auch um eine vorübergehende Durchblutungsstörung im Gehirn, die zu ähnlichen neurologischen Symptomen führen kann. Sie löst sich nach wenigen Minuten bis zu maximal 24 Stunden wieder auf, hinterlässt im Gegensatz zum leichten Schlaganfall aber keine Schäden. Eine TIA kann jedoch Vorbote für einen „echten“ Schlaganfall sein und muss genauso ernst genommen werden.

Leichter Schlaganfall: Die Symptome

Bei einem leichten Schlaganfall sind die Anzeichen identisch mit einem schweren Hirnschlag. Dazu zählen unter anderem plötzlich auftretende, starke Kopfschmerzen sowie Sehstörungen. Expert:innen raten dazu, an den englischen Begriff FAST zu denken:

  • Face: Teile des Gesichts sind gelähmt und hängen, meist ist eine Hälfte betroffen.

  • Arm: In einem Arm fühlt man eine Schwäche.

  • Speech: Die Sprache ist undeutlich, Worte können nicht formuliert werden.

  • Time: Treten diese Symptome auf, ist es höchste Zeit, notärztliche Hilfe zu rufen.

Da die Anzeichen eines leichten und schweren Schlaganfalls nicht unterscheidbar sind, ist sofortiges Handeln und eine möglichst frühe Behandlung sehr wichtig.

Leichter Schlaganfall: Symptome bei der Frau

Frauen sind etwas öfter von einem Schlaganfall betroffen als Männer. Grund ist unter anderem, dass sie eine höhere Lebenserwartung haben und mit zunehmendem Alter das Erkrankungsrisiko steigt. Die Symptome eines leichten Schlaganfalls sind bei Frauen ähnlich wie bei Männern, sie äußern sich durch Schwindel, Lähmungserscheinungen, Sprachprobleme und Sehstörungen.

Hinzu kommen aber oftmals unspezifische Beschwerden, die man nicht sofort mit einem Schlaganfall verbindet: zum Beispiel Kurzatmigkeit, Übelkeit, Schluckauf, Kopf- oder Brustschmerzen und Verwirrtheit. Treten mehrere dieser Anzeichen zusammen auf, sollte man unbedingt sofort den Notruf rufen oder eine Arztpraxis aufsuchen.

Schlaganfall-Ursachen: Stress ist ein Risikofaktor

Zu den größten Risikofaktoren für einen Schlaganfall zählen Bluthochdruck, Übergewicht, Bewegungsmangel, Fettstoffwechselstörungen, Vorhofflimmern, Rauchen und Diabetes. Daneben können auch operative Eingriffe und Infektionen zu einem Schlaganfall führen, beispielsweise eine bakterielle Meningitis, Herpes zoster, Neuroborreliose oder Malaria. Aber auch Atemwegsinfekte stellen eine Gefahr dar.

Immer mehr Studien weisen zudem darauf hin, dass Stress – auch emotionaler Art – einen Schlaganfall auslösen kann. So ist laut einer US-Analyse in den ersten zwei Stunden nach einem Wutausbruch, der Herzfrequenz und Blutdruck in die Höhe treibt, das Risiko für ischämische Schlaganfälle um das Drei- bis Vierfache erhöht.

Studie belegt Gefahr von Schlaganfall durch Stress

Kann man durch Stress einen Schlaganfall bekommen? Das hat eine Untersuchung der University of Galway in Irland mit mehr als 26.000 Proband:innen jetzt belegt. In der Ende 2022 in der Fachzeitschrift Neurology veröffentlichten Studie wurden verschiedene Stressfaktoren bei Schlaganfall-Patien:innen – zum Beispiel finanzielle Sorgen oder belastende Ereignisse, sowohl im privaten als auch im beruflichen Umfeld – mit denen von Menschen ohne Schlaganfall verglichen.

Das Ergebnis war eindeutig:

  • Stress im beruflichen Umfeld lag bei 23,1 Prozent der Schlaganfall-Patien:innen vor, während der Wert bei den Proband:innen ohne Schlaganfall nur bei 15,4 Prozent lag.

  • 14,2 Prozent der Teilnehmenden mit Schlaganfall hatten zudem Stress im häuslichen Umfeld, bei der Kontrollgruppe waren es 9,2 Prozent.

Auch der Ausschluss von weiteren Risikofaktoren wie Bluthochdruck oder Rauchen änderte an dem eindeutigen Zusammenhang zwischen Stress und Schlaganfall nichts. Die Forschenden fanden aber außerdem heraus, dass sich das Schlaganfall-Risiko reduziert, wenn die Betroffenen das Gefühl haben, das Privat- und/oder Arbeitsleben kontrollieren zu können.

Sie empfehlen daher, neben allgemeinen Maßnahmen zur Stressreduktion wie Entspannungstechniken mehr Kontrolle über das eigene Leben zu erlangen, etwa durch flexiblere Arbeitszeiten und mehr Eigenverantwortung. Auch geplante Auszeiten und die Arbeit an der inneren Einstellung kann das Stressempfinden nachhaltig reduzieren.

Schlaganfall durch psychische Ursachen wie Stress

Aber wie kommt es zum Schlaganfall durch Stress? In Stresssituationen braucht das Herz mehr Sauerstoff. Bestehen bereits Schäden oder Verstopfungen an den Koronararterien, wird das Herz aber schlechter statt besser durchblutet. Durch den insgesamt gestörten Blutfluss im Körper können sich Ablagerungen in den Arterien lösen und zu einer Durchblutungsstörung im Gehirn führen.

Darüber hinaus steigt bei anhaltendem Stress das Risiko für Entzündungen im Körper. Das Gewebe schwillt an und verengt die Blutgefäße, was wiederum den Blutfluss zum Gehirn und die Sauerstoffversorgung stört.

Zudem setzt der Körper bei Stress die Hormone Adrenalin und Kortisol frei. Das hilft dem Körper zum einen, mit der stressigen Situation fertig zu werden. Die Hormone regulieren zum Beispiel den Blutdruck und sorgen für ausreichend Energie. Zum anderen haben die Hormone aber auch negative Auswirkungen, denn langfristig können sie zu Bluthochdruck und Diabetes führen.

Chronischer Stress ist ein großes Risiko

Hat man schon geschwächte oder verengte Arterien, kann der dauerhafte Spannung- und Alarmzustand diese Schäden verstärken. Vor allem, wenn ein Lebensstil mit ungesunder Ernährung, wenig Bewegung, Rauchen und erhöhtem Alkoholkonsum dazu kommt, wie es in diesen Situationen häufig der Fall ist.

Auch ein leichter Schlaganfall durch Stress ist möglich

Es muss nicht gleich zu einem schweren Schlaganfall wegen Stress kommen: Stehen Sie permanent unter Druck, kann dies auch zu einem leichten Hirnschlag führen. Vielleicht bemerken Sie nur leichte Symptome und kümmern sich nicht weiter darum. Da der Stress aber anhält, ist die Gefahr eines schweren Schlaganfalls sehr hoch. Sie sollten daher sehr aufmerksam sein und auf Ihren Körper hören.

Stress und leichter Schlaganfall: Die Behandlung

Um einen leichten von einem schweren Schlaganfall zu unterscheiden, wird ein bildgebendes Verfahren eingesetzt, zum Beispiel per Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztherapie (MRT). So kann der Arzt bzw. die Ärztin beurteilen, worum es sich handelt, welche Schäden entstanden sind und welche Behandlung erfolgen muss. Durch eine Ultraschalluntersuchung oder ein Echokardiogramm können zudem Ablagerungen, sogenannte Plaques, in den Arterien identifiziert werden.

Eine stationäre Reha-Therapie ist bei einem leichten Schlaganfall meist nicht nötig. Im Fokus steht eine bessere Durchblutung des Gehirns, zudem muss einem zweiten, schweren Hirnschlag vorgebeugt werden. Die Behandlung erfolgt in der Regel mit diesen Methoden:

  • Minimalinvasiver Eingriff gegen die Arterienverengung (Karotisangioplastie)

  • Einsatz von Blutverdünnern bzw. Gerinnungshemmern

  • Behandlung von Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Diabetes oder Adipositas

  • Veränderung der Lebensgewohnheiten, etwa bei Übergewicht, Rauchen, Alkoholkonsum oder Stress

Nach einem leichten Schlaganfall steht eine Anpassung des Lebensstils an erster Stelle, insbesondere wenn Stress der Auslöser sein könnte. Expert:innen raten daher neben regelmäßiger Bewegung, ausgewogener Ernährung mit viel Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und wenig tierischen Fetten vor allem auch zu Atem- und Entspannungstechniken wie Yoga oder Autogenem Training sowie einer gesunden Schlafhygiene. Rituale im Alltag und mehr Selbstachtsamkeit helfen zusätzlich dabei, den psychischen Stress zu reduzieren.

Ein leichter Schlaganfall und seine Folgen

Wird das Gehirn nur wenig oder gar nicht durchblutet, ist die Sauerstoff- und Nährstoffversorgung unterbrochen. Gehirnzellen sterben ab. Je mehr Zellen absterben, desto eher kommt es zu irreparablen Schäden.

Da die Durchblutung bei einem leichten Schlaganfall nur vorübergehend gestört ist, sind schwere und dauerhafte Beschwerden als Folge weniger zu erwarten. In der Regel gehen auch Symptome wie beispielsweise eine leichte einseitige Gesichtslähmung wieder vorbei.

Leichter Schlaganfall und Genesung: Wie stehen die Chancen?

Haben Sie einen leichten Schlaganfall erlitten, stehen die Chancen gut: Sie können in der Regel in einem Zeitraum zwischen drei bis sechs Monaten genesen, möglicherweise sogar vollständig. Jedoch ist die Genesungsdauer individuell unterschiedlich. Garantiert ist eine Genesung bei einem leichten Hirnschlag nicht.

Auch die Dauer des Krankenhausaufenthalts variiert. Die Entlassung erfolgt meist nach sieben bis zehn Tagen. Im Anschluss kann eine ambulante Reha notwendig sein.

Wie steht es um die Belastbarkeit nach einem leichten Schlaganfall?

Auch wenn der Hirnschlag glimpflich verläuft, sollten die Auswirkungen nicht unterschätzt werden. Es kann zu einer verminderten Belastbarkeit kommen, die sich zum Beispiel in starker Müdigkeit, schneller Erschöpfung, Wort- und Wahrnehmungsstörungen, Lese- und Rechenschwäche oder psychischer Instabilität äußert. Stellen Sie solche Anzeichen bei sich fest, sollten Sie mit Arzt bzw. Ärztin darüber sprechen.

Wichtig ist nach einem leichten Schlaganfall, dass Betroffene Stress vermeiden und sich ausreichend Zeit für die Genesung nehmen. Im Beruf hilft vielen Betroffenen eine stufenweise Wiedereingliederung. Ist der Stress auf psychische Faktoren zurückzuführen, kann ein Coaching oder eine Psychotherapie sinnvoll sein.

Leichter Schlaganfall und die Lebenserwartung bei Stress

Jeder Schlaganfall ist anders, daher lässt sich keine hundertprozentig sichere Prognose stellen. Je früher man behandelt wird, desto besser sind die Aussichten. Auch das Alter und weitere Vorerkrankungen spielen eine Rolle.

Insgesamt ist die Lebenserwartung nach einem leichten Schlaganfall jedoch deutlich besser als bei einem schweren: Je kürzer die Sauerstoff- und Nährstoffversorgung des Gehirns unterbrochen wurde und je weniger Schäden zurückbleiben, desto besser kann sich das Gehirn regenerieren – möglicherweise sogar vollständig.

Wenn Betroffene sich an die ärztlich empfohlenen Maßnahmen halten und auch Ihren Lebensstil nach einem leichten Schlaganfall, etwa durch Stress, umstellen, können sie ihre Genesungsaussichten verbessern und einem weiteren Schlaganfall vorbeugen.

Quellen:

Schlaganfall, in: rki.de

Wir fassen zusammen - Was ist ein Schlaganfall?, in: schlaganfall-hilfe.de

Schlaganfall-Risiken, in: schlaganfall-hilfe.de

Association of Psychosocial Stress With Risk of Acute Stroke, in: jamanetwork.com

Outbursts of anger as a trigger of acute cardiovascular events: a systematic review and meta-analysis, in: academic.oup.com

Stress und Schlaganfall, in: stroke-owl.de