Legasthenie (Lese- und Rechtschreibstörung)
- Überblick
- Ursachen
- Symptome
- Diagnose
- Behandlung
- Vorbeugung
Legasthenie wird von der Weltgesundheitsorganisation als eine Entwicklungsstörung der Lese- und Schreibfähigkeiten definiert – und damit als Krankheit. Menschen mit Legasthenie (Lese-Rechtschreibstörung) fällt es schwer, lesen und schreiben zu lernen. Eine Legasthenie fällt zumeist im Grundschulalter auf; Schwierigkeiten mit der Rechtschreibung ziehen sich bei vielen Betroffenen aber bis ins Erwachsenenalter. Mit einer gezielten, fördernden Therapie lässt sich den Symptomen der Legasthenie entgegenwirken.
Was bedeutet Legasthenie?
Legasthenie – diesen Begriff verbinden die meisten Menschen spontan mit Kindern, die mit Schulproblemen und vielen Rechtschreibfehlern zu kämpfen haben. Doch häufig ist nicht ganz klar, was genau darunter zu verstehen ist, und es kursieren außerdem Begriffe wie Lese-Rechtschreibstörung, Lese-Rechtschreibschwäche, Lese-Rechtschreibprobleme und Dyslexie. Wo liegen nun die Unterschiede, was macht die Legasthenie genau aus und was können Betroffene tun?

Menschen mit Legasthenie haben Probleme beim Lesenlernen und/oder beim richtigen Schreiben. In der Schul- und Entwicklungspädagogik wird dies auch als Lese-Rechtschreibstörung bezeichnet. Experten gehen davon aus, dass vier bis fünf Prozent der Bevölkerung Legastheniker sind – das schließt auch Erwachsene mit ein, denn sehr vielen Betroffenen fällt flüssiges Lesen und eine weitgehend korrekte Rechtschreibung auch im Erwachsenenalter noch schwer. Insgesamt leiden Jungen häufiger an Legasthenie als Mädchen.
Wichtig ist, dass die Symptome einer Legasthenie sich nicht auf eine allgemeine Intelligenzminderung, körperliche oder geistige Behinderung zurückführen lassen. Abgesehen von ihren Problemen beim Lesen und Schreiben sind Legastheniker also kaum oder überhaupt nicht in ihrer Intelligenz beeinträchtigt, viele entwickeln auch große Begabungen in anderen Bereichen. Dennoch bereitet die Legasthenie in der Schule neben dem Deutschunterricht meist auch in anderen Fächern Schwierigkeiten, sobald es um Hausaufgaben, schriftliche Arbeiten und Klausuren geht.

Hat Legasthenie etwas mit Analphabetismus zu tun?
Die Antwort ist klar: Nein! Bei Analphabetismus spielen oft ungünstige familiäre und soziale Verhältnisse eine Rolle. Lesen wird von den Kindern vor allem dann negativ erfahren, wenn sie bei ihren Versuchen demotiviert, bestraft oder sozial ausgegrenzt werden.
Was ist der Unterschied zwischen Legasthenie und Lese-Rechtschreib-Schwäche (LRS)?
Manchmal ist das Lesen- und Schreibenlernen bei einem Kind vorübergehend durch eine andere Erkrankung oder äußere Umstände (z. B. Abwesenheit vom Unterricht) beeinträchtigt. Dann sprechen Kinderpsychologen und -psychiater von einer Lese-Rechtschreib-Schwäche (LRS), um dies von der eigenständigen Störung Legasthenie abzugrenzen. Häufig werden die Begriffe jedoch umgangssprachlich synonym verwendet.
Von einer Dyslexie ist im Deutschen zumeist dann die Rede, wenn Menschen zum Beispiel nach einem Schlaganfall oder einem Schädel-Hirn-Trauma Probleme beim Lesen und Schreiben haben.
Wodurch entsteht eine Legasthenie?
Die Ursachen der Legasthenie sind noch nicht geklärt, vermutlich ist ein ganzes Bündel von Faktoren beteiligt. Klar ist aber, dass es sich um eine fehlerhafte Verarbeitung von Informationen im Gehirn handelt.
Woran lässt sich eine Legasthenie erkennen?
Eine Legasthenie tritt zumeist in der Grundschule zutage, wobei es Symptome gibt, die bereits im Vorschulalter auf eine sich anbahnende Störung hinweisen können. Bei manchen Kindern fällt die Legasthenie auch erst sehr spät auf, da sie von den eigentlichen Symptomen zum Beispiel mit besonders „bockigem“ oder zurückgezogenem Verhalten ablenken.
Es gibt auch eine relativ hohe Schnittmenge von Kindern, die gleichzeitig von einer Aufmerksamkeitsdefizit-(Hyperaktivitäts)-Störung – AD(H)S – betroffen sind. AD(H)S sorgt für Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen, welche die Symptome der Legasthenie verstärken können. Die Diagnose dieser Störungen sollte jedoch immer ein Experte stellen, zum Beispiel ein Kinder- und Jugendpsychiater oder Kinder- und Jugendpsychologe.

Ist Legasthenie vererbbar?
Legastenie liegt nicht in den Genen. Forschungsergebnisse legen jedoch nahe, dass sich unspezifische Voraussetzungen des Lesens und Schreibens vererben können.
Was kann ich gegen Legasthenie tun?
Wenn Kinder frühzeitig professionelle Unterstützung in Form einer integrativen Lerntherapie bekommen, sind bald Lernerfolge möglich. In der Regel finden die Kinder wieder Anschluss an den Regelunterricht.
Wie viele Kinder und Jugendliche sind von einer Legasthenie betroffen?
Nach vielen Untersuchungen geht man davon aus, dass etwa fünf bis acht Prozent der Kinder und Jugendlichen betroffen sind. Die „Dunkelziffer“ ist schwer einzuschätzen. In den Instituten begegnen wir immer wieder Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die nach langer Leidensgeschichte zum ersten Mal professionelle Hilfe suchen.