Lebensgefahr durch verschluckten Zahnstocher
Ein einfacher Zahnstocher wurde einer Portugiesin zum Verhängnis. Er durchdrang ihre Speiseröhre und löste eine tödliche Gewebsentzündung aus – nicht der erste Fall, in dem ein Zahnstocher zur Lebensgefahr wurde.

Die 50-Jährige hatte zuvor zweimal wegen starker Hals- und Schluckbeschwerden eine Notaufnahme aufgesucht. Röntgenaufnahmen und eine Kehlkopfspiegelung brachten kein Ergebnis und die Ärzte überwiesen sie an einen Psychiater – dieser schloss eine psychosomatische Ursache jedoch aus. Die Mediziner stellten schließlich die Diagnose Rhinopharyngitis (Entzündung von Nasen- und Rachenschleimhaut) und verschrieben der Patientin entsprechende Medikamente. Am folgenden Tag starb die Frau – ihr Partner fand sie reglos auf dem Badezimmerboden vor.
Bei der Obduktion entdeckten die Mediziner ein etwa dreieinhalb Zentimeter langes Stück Zahnstocher im oberen Bereich der Speiseröhre. Der Holzstab hatte sich durch die Speiseröhre gebohrt und eine Gewebsentzündung ausgelöst, die schließlich zum Tod der Patientin führte.
Die Ärzte berichteten in dem Fachblatt Journal of Forensic and Legal Medicine über den Fall. Ihr Hauptanliegen dabei: für eine höhere Sensibilität bei der Diagnose zu sorgen.
Lebensgefährliche Unfälle durch Zahnstocher
Dass jemand Teile eines Zahnstochers verschluckt, passiert extrem selten – dennoch berichten Mediziner immer wieder über lebensgefährliche Unfälle, die auf diese Weise verursacht wurden. In einer 2013 veröffentlichten Studie analysierten Forscher 136 solcher Fallberichte.
Bedrohlich wurden die Vorfälle unter anderem deshalb, weil es Ärzten erst spät gelang, die richtige Diagnose zu stellen. Ein Grund dafür: In den meisten Fällen merken die Patienten gar nichts von dem Verschlucken des Zahnstochers. In zehn Prozent der Fälle führte der Vorfall zum Tod des Patienten. Aus Sicht der Autoren ist der größte Risikofaktor für einen solchen Unfall der Verzehr von Speisen, die mit einem Zahnstocher zusammengehalten werden, bei gleichzeitigem Alkoholkonsum. Männer sind laut dem Bericht häufiger betroffen als Frauen.
Darmperforationen sind laut der Metaanalyse die häufigsten durch verschluckte Zahnstocher verursachten Verletzungen (79 Prozent). So wurde ein 77-jähriger Mann mit starken Bauchschmerzen auf der rechten Seite in eine Klinik in Belfast eingeliefert. Ein CT-Scan zeigte einen drei Zentimeter langen Riss in seiner Darmwand – wie sich später herausstellte, war dieser durch einen verschluckten Zahnstocher verursacht worden. Allerdings betonen die Autoren dieses Berichtes, dass die meisten verschluckten Zahnstocher den Verdauungstrakt passieren, ohne Verletzungen zu verursachen.
Quellen:
dos Santos, César Lares, Rosa Henriques de Gouveia, and Duarte Nuno Vieira (2019): Unusual case of a fatal upper esophageal trauma caused by a toothpick, in: Journal of Forensic and Legal Medicine.
Steinbach, Catherine, et al. (2014): Accidentally ingested toothpicks causing severe gastrointestinal injury: a practical guideline for diagnosis and therapy based on 136 case reports, in: World journal of surgery.
Mark, David, et al. (2013): Radiological diagnosis of a small bowel perforation secondary to toothpick ingestion, in: BMJ case reports 2013.