Lauterbach: „Meine konservative Vorgehensweise ist richtig“
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat sich am Freitagmorgen zu den beschlossenen Lockerungen von Bund und Ländern geäußert – und warnt die Länderchefs eindringlich vor zu schnellem Handeln. Besonders auffällig: RKI-Chef Lothar Wieler fehlte bei dem geplanten Presse-Termin an der Seite des Ministers.
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Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach, der Vizepräsident des RKI, Professor Dr. Lars Schaade, und Prof. Dr. Michael Meyer-Hermann, Leiter der Abteilung System Immunologie am Helmholtz-Zentrum, sprachen am Freitagmorgen in der Bundespressekonferenz über die aktuelle Corona-Lage.
RKI-Chef Wieler fehlt bei Presse-Termin
Besonders auffällig: RKI-Chef Lothar H. Wieler fehlte am heutigen Presse-Termin, was bei vielen nach den Gerüchten um die Entmachtung des Präsidenten des Robert Koch-Instituts Fragen aufwarf.
„Professor Wieler ist aus gesundheitlichen Gründen verhindert. Sonst wäre er heute hier“, stellte Lauterbach jedoch direkt zu Beginn der Pressekonferenz klar, um weiteren Gerüchten vorzubeugen.
Nur wenige Tage nach der Ministerkonferenz und den dort beschlossenen Lockerungen warnt der Gesundheitsminister vor voreiligen Lockerungen und stellt vor allen Dingen zwei wichtige Punkte heraus, auf die es jetzt besonders ankommt.
Schutz der Älteren primäres Ziel
„Der Schutz der Älteren nimmt leider derzeit ab. Daher haben wir hier mit mehr Belastungen, schweren Verläufen und Todesfällen zu rechnen.“ Zwar sehe man gerade keine Gefährdung zur Überlastung der Krankenhäuser, man sei aber noch nicht wirklich in „sicheren Gewässern“. „Wir haben drei bis vier Mal so viele ältere Ungeimpfte als unsere Nachbarländer, die schon geöffnet haben.“ Zuem sei man gerade wieder an einen Punkt, an dem wieder Probleme in Pflegeeinrichtungen aufkommen.
Omikron-Subtyp BA.2 – Ausbreitung in Deutschland schreitet voran
Eine weitere Herausforderung, vor dem man gerade stehe, sei der neue Subtyp BA.2 der Omikron-Variante, der sich auch in Deutschland weiter ausbreite. Der Anteil aller BA.2-Fälle an den Neuinfektionen liege akutell bei 15 Prozent. Das ist bisher noch gering, da die Omikron-Variante jedoch als ansteckender gilt, müsse hier vorgebeugt werden. Aber wie genau?
Karl Lauterbach: „Meine konservative Vorgehensweise ist richtig!“
Durch langsames, maßvolles Lockern in verschiedenen Stufen soll verhindert werden, dass sich in Deutschland die Corona-Lage wieder zuspitzt. „Es ist nicht das Ende aller Corona-Maßnahmen, sondern ein langsamer Ausstieg aus den Maßnahmen, die wir beschlossen haben“, sagt der Gesundheitsminister. Langsam und stufenweise deshalb, weil man die Öffnungsschritte und deren Auswirkungen so besser evaluieren könne. Es seien jederzeit Rückfälle möglich. Wenn man zu schnell öffne, können die Fallzahlen wieder steigen und die Welle werde verlängert.
„Wenn wir uns versuchen zu profilieren als jemand, der besonders schnell lockert, das wäre falsch“, stellt Karl Lauterbach daher noch einmal besonders deutlich klar. „Es ist alles auf Kante genäht.“
Klar ist, im Vergleich zum europäischen Ausland geht Deutschland nur wenige, langsame Öffnungsschritte – etwas, was von einigen stark kritisiert wird. „Meine konservative Vorgehensweise ist richtig!“, ist sich Lauterbach jedoch sicher. Er warnt auch die Länderchefs, nicht über die Lockerungen hinauszugehen, die bei der Ministerkonferenz beschlossen, wurden. „Das, was wir beschlossen haben, ist das Maximum, was wir uns an Lockerungen leisten können.“
Andernfalls müsse man wieder vermehrt mit Todesfällen und schweren Verläufen vor allen Dingen bei den Ungeimpften rechnen, pflichtet ihm auch Prof. Dr. Michael Meyer-Hermann vom Helmholtz-Zentrum bei. Die Öffnungen, die man jetzt mache, sind genau zu planen.
Es gibt jedoch Licht am Ende des Tunnels: Man habe die Möglichkeit, mit einer guten Gesamtbilanz in das Frühjahr hineinzukommen. Dafür gilt es nun, die ältere Bevölkerung in Pflege-Einrichtungen besser zu schützen und so maßvoll zu öffnen, dass ein rapider Anstieg der Fallzahlen verhindert werde.