Läuferknie: Woher kommen die Knieschmerzen beim Joggen?

Treten beim Joggen Schmerzen an der Außenseite des Knies auf, handelt es sich meist um das sogenannte Läuferknie. Wie entsteht dieses Schmerzsyndrom und wie lässt es sich behandeln? Experte Prof. Dr. med. Alexander Katzer erklärt, wie es zu den Knieschmerzen beim Joggen kommt, und gibt Tipps zur Behandlung.

JW Video Platzhalter
Zustimmen & weiterlesen
Um diese Story zu erzählen, hat unsere Redaktion ein Video ausgewählt, das an dieser Stelle den Artikel ergänzt.

Für das Abspielen des Videos nutzen wir den JW Player der Firma Longtail Ad Solutions, Inc.. Weitere Informationen zum JW Player findest Du in unserer Datenschutzerklärung.

Bevor wir das Video anzeigen, benötigen wir Deine Einwilligung. Die Einwilligung kannst Du jederzeit widerrufen, z.B. in unserem Datenschutzmanager.

Weitere Informationen dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Das Läuferknie oder Runner‘s Knee ist ein Schmerzsyndrom, das durch Über- oder Fehlbelastung beim Joggen entsteht. „Das Kniegelenk ist bei jedem Schritt einer enormen Stoßbelastung ausgesetzt“, erklärt Prof. Dr. med. Alexander Katzer, Facharzt für Chirurgie und Unfallchirurgie in Hamburg. Diese Belastung kann bei häufigem Lauftraining schnell zu viel für das Knie werden – vor allem dann, wenn Fuß und Knie falsch belastet werden.

Symptome bei einem Läuferknie

„Das Läuferknie zeigt sich nach länger dauernder Belastung durch ein Ziehen an der Außenseite des Kniegelenkes, das mit der Dauer und Intensität der Beanspruchung immer stärker wird, sodass das Training schließlich abgebrochen werden muss“, so Prof. Katzer. „Der Schmerz ist etwas oberhalb des äußeren Gelenkspaltes lokalisiert und in der akuten Phase auch durch Druck auslösbar. Das Treppensteigen ist meist ebenfalls schmerzhaft.“ Typisch für das Läuferknie ist außerdem, dass der Schmerz nach einigen Tagen im Alltag verschwindet, um bei der nächsten Trainingseinheit erneut aufzutreten.

Runner‘s Knee: Tractus iliotibialis Syndrom oder ITBS

Auslöser der Knieschmerzen beim Joggen ist der sogenannte Tractus iliotibialis. Diese Sehnenplatte verläuft von der Hüfte über den seitlichen Oberschenkel bis zum Schienbeinkopf und gleitet bei jedem Schritt über die hervorstehende Außenseite des Kniegelenkes. „Im Falle des Runner‘s Knee ist dieses Gleiten nicht mehr schmerzfrei möglich, da es durch zu intensives Laufen zu einer entzündlichen Reizung des überstrapazierten Gewebes in diesem Bereich gekommen ist“, erklärt der Experte. Aus diesem Grund spricht man beim Läuferknie auch von einem Tractus iliotibialis Syndrom oder Iliotibialem Bandsyndrom (ITBS).

Ursachen der Knieschmerzen beim Joggen

Das Läuferknie entsteht also durch Überlastung des Tractus iliotibialis – doch diese kann verschiedene Ursachen haben. Einige sind anatomischer Natur, andere entstehen durch Trainingsfehler. Der Experte nennt die wichtigsten: 

  • Zu hohe Trainingsbelastung (Zu langes oder zu schnelles Lauftraining, zu wenig Ruhepausen)
  • Zu schwache und verkürzte Muskeln (vor allem die „Abduktoren“ an der Außenseite des Beins)
  • Falsches Schuhwerk
  • Fußfehlformen (Senk-Spreizfuß, Hohlfuß)
  • Fehlstellungen der Beinachsen (insbesondere O-Beine)

Läuferknie: Behandlung und Vorbeugung

Die erste Therapiemaßnahme bei einem Läuferknie ist die Reduktion des Lauftrainings, betont Professor Katzer. Betroffene können für die Zeit der Trainingspause auf Sportarten wie Schwimmen oder Radfahren zurückgreifen. „In der Akutphase können kühlende Umschläge und entzündungshemmende Salben Linderung verschaffen“, so der Experte.  

„Unterstützend können gezielte Physiotherapie mit Querfriktionen (Massagetechnik aus der Physiotherapie) und je nach Einzelfall auch Elektrotherapie angewendet werden.“ In schweren Fällen kommen zusätzlich entzündungshemmende Schmerzmittel (NSAR = nicht steroidale Antirheumatika) zum Einsatz.

Besonders wichtig, damit das Lauftraining künftig schmerzfrei ablaufen kann: „Der Laufstil des Läufers sollte analysiert und eventuelle Fehlstellungen der Füße oder Beinachsen durch passende Laufschuhe und Schuheinlagen kompensiert werden.“

Läuferknie-Übungen: Tractus iliotibialis dehnen

„Zusätzlich ist die regelmäßige Dehnung der betroffenen Muskelgruppen wichtig“, betont der Experte. Folgende Übungen sind dabei sinnvoll (je drei Wiederholungen à 20-30 Sekunden):

Übung, um die Hüfte zu dehnen
Hüfte: Beine überkreuzen, das zu dehnende Bein steht hinten und ist durchgestreckt. Den Oberkörper in die entgegengesetzte Richtung lehnen (nach rechts, wenn die linke Seite gedehnt werden soll; nach links, wenn die rechte Seite gedehnt werden soll). Foto: PraxisVita/Vivian Mule
Übung, um den vorderen Oberschenkel zu dehnen
Vorderer Oberschenkel: Den Fuß im Stehen mit der Hand Richtung Gesäß ziehen. Foto: PraxisVita/Vivian Mule
Übung, um den hinteren Oberschenkel zu dehnen
Hinterer Oberschenkel: Im Liegen bei gebeugtem Knie beispielsweise mit einem Theraband den Fuß Richtung Oberkörper ziehen. Foto: PraxisVita/Vivian Mule
Übung, um das Gesäß zu dehnen
Gesäß: Im Liegen das Sprunggelenk des zu dehnenden Beines oberhalb des anderen Knies ablegen und das andere Bein zum Körper ziehen. Foto: PraxisVita/Vivian Mule

Mit diesen Übungen und Tipps lassen sich die Beschwerden bei einem Läuferknie in der Regel lindern, sodass ein schmerzfreies Lauftraining wieder möglich wird.

Unser Experte: Prof. Dr. med. Alexander Katzer ist Facharzt für Chirurgie und Unfallchirurgie in der OrthoClinic Hamburg.