Medikament lässt Krebszellen verschwinden: Was ist Dostarlimab?

Dostarlimab ließ bei allen Studien-Teilnehmer:innen sämtliche Darmkrebszellen verschwinden. Das Medikament wird auch in Deutschland bereits verabreicht – bisher allerdings auf einem anderen Gebiet.

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Der Wirkstoff Dostarlimab sorgt für Aufsehen, nachdem er in einer kleinen Studie 12 Menschen von Darmkrebs befreite. Am Ende der Testphase galten alle Probandinnen und Probanden als krebsfrei.

Auch in Deutschland kommt der Wirkstoff bereits zum Einsatz.

Dostarlimab lässt Krebszellen verschwinden: Revolutionäre Studie

Onkologin Andrea Cercek und ihr Team vom New Yorker Memorial Sloan Kettering Cancer Center konnten einen sensationellen Erfolg verbuchen. Im Rahmen einer kleinen Studie behandelten sie 12 Menschen, die an Rektumkrebs erkrankt waren, mit dem Wirkstoff Dostarlimab und stellten am Ende der Behandlung fest, dass sämtliche Teilnehmende krebsfrei waren. Für gewöhnlich werden Darmkrebs-Betroffene mit einer Kombination aus Operationen, Bestrahlungen und Chemotherapien behandelt.

"Es flossen viele Freudentränen", erzählte Cercek später der "New York Times".

Das Fachblatt "New England Journal of Medicine" veröffentlichte die Studie.

Was ist Dostarlimab?

Der Wirkstoff Dostarlimab zählt zu den sogenannten monoklonalen Antikörpern. Laut "gesundheitverstehen.de" – ein Portal, das vom Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) betrieben wird – hemmt Dostarlimab Krebszellen gezielt und hält den Krebs so auf.

Monoklonale Antikörper - Foto: iStock/Gilnature
Dostarlimab: Was sind monoklonale Antikörper?

Monoklonale Antikörper waren während der Corona-Krise Anfang 2021 schon einmal Thema, als der damalige Bundesgesundheitsminister Jens Spahn ein entsprechendes Corona-Medikament kaufte.

Monoklonale Antikörper werden aus Zellkulturen oder mikrobiellen Expressionssystemen im Labor hergestellt. Monoklonal, also einförmig, bezieht sich auf eine bestimmte Eigenschaft der hergestellten Antikörper: Diese richten sich gezielt gegen einen bestimmten Molekülabschnitt eines Antigens, der eine spezifische Immunantwort auslöst.

Dostarlimab in Deutschland: Zur Behandlung von Gebärmutterkrebs

In Deutschland befindet sich der Wirkstoff Dostarlimab im Medikament Jemperli, das als Infusion verabreicht wird. Eingesetzt wird es seit April 2021 bei "Frauen mit fortgeschrittenem oder wieder aufgetretenem Endometriumkarzinom [Gebärmutter- oder Gebärmutterschleimhautkrebs, Anm. d. Red.], bei denen im Tumorgewebe spezielle genetische Veränderungen nachgewiesen wurden und eine platinbasierte Chemotherapie nicht ausreicht".

Dostarlimab kann starke Nebenwirkungen hervorrufen

Bei Patientinnen mit Gebärmutterkebs ruft das Medikament Jemperli teils heftige Nebenwirkungen hervor. Der Wirkstoff Dostarlimab kann zu Veränderungen der immunologischen Eigentoleranz führen – und damit zu Entzündungsreaktionen im gesamten Körper.

Zu den häufigsten Nebenwirkungen von Dostarlimab zählen:

  • Übelkeit, Diarrhoe, Erbrechen

  • Fieber, Schüttelfrost

  • Anämie

  • Schilddrüsenunterfunktion

  • Nebenniereninsuffizienz

  • Pneumonitis mit Husten und Kurzatmigkeit

  • Darmentzündung

  • Entzündung der Bauchspeicheldrüse

  • Gelenkschmerzen

  • Myalgie bzw. Muskelschmerz

Das Überraschende an der aktuellen Studie von Dr. Andrea Cercek und ihrem Team: Keiner der inzwischen krebsfreien Patient:innen litt an den bekannten Dostarlimab-Nebenwirkungen. Einen eindeutigen Grund hierfür konnten die Forscher nicht erkennen. Es könnte an der sehr geringen Teilnehmer:innen-Zahl liegen.

Krebspatient:innen geheilt: Studie ist ein guter Anfang

Die Proband:innen der US-amerikanischen Studie hatten Dostarlimab sechs Monate lang alle drei Wochen verabreicht bekommen. Eine Dosis kostete laut Cercek und ihrem Team 11.000 US-Dollar (ca. 10.300 Euro). 12 Menschen, die durch Dostarlimab als krebsfrei gelten – ist damit eine neue Ära in der Krebsbehandlung eingeleitet? Nur bedingt.

Es stimmt zwar, dass alle Teilnehmenden als krebsfrei eingestuft werden konnten. Als geheilt gelten sie deswegen allerdings nicht. Denn die Untersuchungen wurden zwischen sechs und 25 Monaten nach der Behandlung durchgeführt. In der Medizin gelten Personen jedoch erst fünf Jahre nach der Erstdiagnose als vom Krebs geheilt, wenn sich keine Metastasen mehr bilden.

Die Forschenden wiesen darauf hin, dass weitere Studien – auch mit größeren Teilnehmerzahlen – nötig seien, um zu überprüfen, ob Dostarlimab zur Heilung bei Darmkrebs führen kann.