Künstliche Befruchtung – Die 7 wichtigsten Fragen

Eltern durch künstliche Befruchtung
Wenn eine Schwangerschaft auf natürlichem Weg nicht klappt, kann eine künstliche Befruchtung den Elterntraum erfüllen Foto: istock/LSOphoto

Wenn der Kinderwunsch nicht auf natürlichem Wege erfüllt wird, kann die künstliche Befruchtung Paaren dabei helfen, schwanger zu werden. Wir erklären, was Betroffene wissen und bedenken sollten.

Jedes siebte Paar hat Probleme, ohne medizinische Hilfestellung ein Kind zu zeugen. Doch wie genau können Ärzte helfen? Für wen eignet sich eine künstliche Befruchtung? Und wie hoch sind die Chancen einer Schwangerschaft? VITAfamily klärt auf.

Was ist eine künstliche Befruchtung?

Von einer künstlichen Befruchtung (auch assistierte Reproduktion genannt) wird gesprochen, wenn ein Kinderwunschzentrum einem Paar dabei hilft, eine Eizelle innerhalb oder außerhalb des weiblichen Körpers zu befruchten. Das heißt, eine künstliche Befruchtung führt eine Schwangerschaft herbei, ohne dass der Geschlechtsakt vollzogen wird. Diese erfolgt häufig mit Unterstützung eines medizinischen Eingriffs. Eine künstliche Befruchtung gibt den zukünftigen Eltern die Möglichkeit, ein Kind mit dem eigenen genetischen Erbgut zu bekommen.

Zu dritt dank künstlicher Befruchtung
Eine künstliche Befruchtung gibt den zukünftigen Eltern die Möglichkeit, ein Kind mit dem eigenen genetischen Erbgut zu bekommen Foto: istock/Pekic

Für wen eignet sich eine künstliche Befruchtung?

Das Verfahren der künstlichen Befruchtung ist für alle Menschen eine Option, die auf natürliche Weise kein Kind bekommen können.

Der Anteil ungewollt kinderloser Paare liegt in Deutschland zwischen 15 und 20 Prozent. In den letzten Jahrzehnten stieg die Nachfrage künstlicher Befruchtungen an. Einer der Hauptgründe: Im Vergleich zu früheren Generationen versuchen viele Paare heutzutage eher spät, also jenseits des 30. Lebensjahres, Kinder zu zeugen. Doch die Fruchtbarkeit nimmt im Laufe der Zeit ab. Hinzu kommt, dass die Menge und auch die Qualität der Eizellen ab Mitte 30 langsam abnimmt. Ist zudem die Beschaffenheit der Spermien mangelhaft, verschlechtern sich die Chancen auf eine normale Befruchtung zusätzlich.

In 90 Prozent der Fälle aller heterosexuellen Paare sind die Ursachen für eine ungewollte Kinderlosigkeit körperlicher Natur. Nur wenn die körperlichen Voraussetzungen erfüllt sind und sowohl die Mutter als auch der Vater vollständig zeugungsfähig sind, ist eine künstliche Befruchtung möglich.

Auch für lesbische Paare ist die künstliche Befruchtung die erste Überlegung. Um die höchstmögliche genetische Übereinstimmung beider Elternteile zu erzielen, kommt als Samenspender oftmals ein naher Verwandter der Frauen infrage.

lesbisches Paar
Lesbische Paare haben die Möglichkeit, durch künstliche Befruchtung mithilfe eines Spendersamens eine Schwangerschaft herbeizuführen Foto: istock/oneinchpunch

Für alleinstehende Frauen gestaltet sich die künstliche Befruchtung besonders schwierig, da sie spezielle rechtliche Hürden überwinden müssen. Dennoch können sich auch Alleinstehende ihren Kinderwunsch durch eine künstliche Befruchtung mit den Samen eines beliebigen Samenspenders erfüllen.

Wie läuft eine künstliche Befruchtung ab?

Der behandelnde Arzt des Kinderwunschzentrums wird nach einigen Untersuchungen und Gesprächen klären, ob eine künstliche Befruchtung durchführbar ist und welche Methode sich am besten für die Betroffenen eignet.

Für eine künstliche Befruchtung können unterschiedliche Verfahren in Betracht gezogen werden. Allen liegt die Tatsache zugrunde, dass die Befruchtung der Eizelle nicht durch einen regulären Geschlechtsverkehr durchgeführt wird.

Beratungsgespräch künstliche Befruchtung
Der behandelnde Arzt wird klären, ob eine künstliche Befruchtung durchführbar ist Foto: istock/Sneksy

Generell unterscheidet man zwischen der externen und der internen künstlichen Befruchtung. Denn das Verschmelzen von Samenzelle und Eizelle kann außerhalb (externe Befruchtung) oder innerhalb des Körpers der Frau (interne Befruchtung) stattfinden.

Ablauf der externen künstlichen Befruchtung

Bei der externen künstlichen Befruchtung wird die Eizelle entnommen und im Labor in einem Reagenzglas mit einer Samenzelle zusammengeführt.

Diese zwei unterschiedlichen Verfahrensarten haben sich etabliert:

In-vitro-Fertilisation (IVF)

Bei diesem Verfahren werden die Eierstöcke zehn Tage lang hochdosiert stimuliert. Gleichzeitig verhindert ein weiteres Medikament den Eisprung. Nach etwa 12 Tagen werden bei einem kleinen operativen Eingriff unter Vollnarkose alle Eizellen entnommen und in einem Reagenzglas mit den männlichen Samenzellen zusammengebracht. Zeigen sich am Folgetag befruchtete Eizellen, dürfen Ärzte zwei bis maximal drei davon in die Gebärmutter einsetzen. Die Chance auf eine Schwangerschaft liegt je nach Alter der Frau zwischen 15 und 45 Prozent, die Kosten betragen 3.000 Euro pro Versuch.

Intracytoplasmatische Spermien-Injektion (ICSI)

In manchen Fällen sind Spermien kaum vorhanden oder nicht beweglich genug, um die Eihülle eigenständig zu durchdringen. Bei der ICSI wird eine Samenzelle – gegebenenfalls nach Entnahme direkt aus dem Hoden – mittels einer feinen Nadel unter dem Mikroskop direkt in die Eizelle eingeführt. Ob es dadurch zu einer Befruchtung kommt und ein Embryotransfer möglich sein wird, steht zu dem Zeitpunkt jedoch nicht fest. Die Chance auf eine Schwangerschaft liegt ebenfalls bei ca. 15 bis 45 Prozent, die Kosten belaufen sich auf 3.800 Euro.

Ablauf der internen künstlichen Befruchtung

Hierbei werden die Spermien mittels der internen künstlichen Befruchtung in den weiblichen Körper gebracht.

Diese Methoden kommen bei einer internen künstlichen Befruchtung zum Einsatz:

Intrauterine Insemination (IUI)

Eine Möglichkeit, die Qualität der Spermien zu verbessern: Am Eisprungtag gibt der Mann seine Samenprobe ab. Die Spermien werden erst zentrifugiert, sodass nur die beweglichsten und stärksten übrig bleiben. Diese werden durch eine Nährlösung geschickt und dann mit einer Kanüle direkt in die Gebärmutterhöhle gespült. Den Weg hinauf in die Eileiter sowie die Befruchtung müssen die Samenzellen jedoch allein schaffen. Die Chancen für eine Schwangerschaft liegen bei rund 25 Prozent, die Kosten bei ca. 800 Euro pro Versuch.

Intratubarer Gametentransfer (GIFT)

Nach der Hormonbehandlung werden drei reife Eizellen mit je 100000 aufbereiteten männlichen Samenzellen direkt in den Eileiter eingespritzt. Voraussetzung ist ein funktionstüchtiger Eileiter. Anwendung bei langjährig erfolglos therapierter Sterilität, bei Endometriose, bei männlichen Fruchtbarkeitsstörungen, die sich anders nicht behandeln lassen.

1. Hormonbehandlung

Eine Kinderwunschbehandlung nach den Methoden IUI, IVF oder einer ICSI umfasst häufig auch eine Hormonbehandlung, bei der zu Beginn die Hormonausschüttung gebremst (Down Regulation) wird. So wird verhindert, dass ein vorzeitiger Eisprung stattfindet. Dazu werden Medikamente (GnRH-Analoga) verabreicht.

Rund 14 Tage später werden die Eierstöcke dazu angeregt, mehrere Eibläschen gleichzeitig reifen zu lassen. Zur Stimulation tragen Eiweißhormone (das sogenannte follikelstimulierende Hormon (FSH) und das luteinisierende Hormon (LH)), bei, die normalerweise in der Hirnanhangdrüse gebildet werden.

Danach folgt eine Injektion des Hormons hCG, das zur Ausreifung der Eizellen führen soll. Bei einer IVF und ICSI werden die Eizellen 36 Stunden nach dem ausgelösten Eisprung im Zuge einer Punktion entnommen. Dies erfolgt unter Narkose, doch die Patientin kann die Klinik in den meisten Fällen wenige Stunden nach dem Eingriff wieder verlassen.

2. Entnahme der Spermien

Nach der Entnahme der Eizellen werden die Spermien benötigt. Dazu wird der am Tag der künstlichen Befruchtung darum gebeten, in einem Raum der Kinderwunschklinik zu mastubieren. Für eine bessere Befruchtungsfähigkeit wird die Samenflüssigkeit anschließend im Labor aufbereitet.

3. Befruchtung

Nun werden Ei- Und Samenzelle zusammengebracht (IVF) bzw. die Samenzelle wird in die Eizelle injiziert (ICSI). Bei erfolgreicher Befruchtung wird die Eizelle zwei bis fünf Tage nach der Entnahme wieder mittels eines dünnen Katheter durch die Scheide in die Gebärmutter eingesetzt. Bei der Samenübertragung (IUI) gelangen die Samenzellen ebenfalls durch einen Katheter in die Gebärmutter. Um die Chance einer Befruchtung zu erhöhen, bleibt die Patientin noch für rund 15 Minuten in der Liegeposition.

Eine Behandlung umfasst in der Regel viele Termine und Behandlungsschritte und kann mehrere Monate dauern. Eine Schwangerschaftsgarantie gibt es jedoch nicht.

Sie haben weitere Fragen zum Ablauf einer künstlichen Befruchtung? Hier haben wir die Antworten.

Wie hoch sind die Erfolgschancen einer Schwangerschaft nach einer künstlichen Befruchtung?

Die Erfolgschancen einer künstlichen Befruchtung hängen von der gewählten Methode und den individuellen Faktoren wie Eizellen- und Samenzellen-Qualität ab. Insgesamt sind die Erfolgsaussichten verhältnismäßig niedrig. Die höchsten Erfolgsraten lassen sich bei den externen künstlichen Befruchtungen nachweisen.

Bei den Methoden IVF und ICSI liegen die Chancen pro Zyklus bei 15 bis 25 Prozent. Es sind etwa fünf bis sieben Versuche notwendig, um auf diesen Wegen schwanger zu werden.

Die internen künstlichen Befruchtungen weisen hingegen Erfolgschancen von nur zehn Prozent auf.

Das Alter der Frau spielt dabei eine entscheidende Rolle: Laut Statistiken liegt die Wahrscheinlichkeit einer 32-Jährigen per IVF schwanger zu werden bei ca. 43 Prozent. Bei einer 42-Jährigen liegt die Rate bei etwa 18 Prozent pro Zyklus.

Welche Voraussetzungen müssen für eine künstliche Befruchtung erfüllt werden?

Eine rechtlich gültige Ehe zwischen einem Mann und einer Frau ist eine notwendige Voraussetzung für die künstliche Befruchtung in Deutschland. Beide Partner dürfen allerdings nicht jünger als 25 Jahre alt sein und der Mann darf das 45. Lebensjahr noch nicht erreicht haben. Liegt kein Trauschein vor, wird die Ethikkommission der zuständigen Ärztekammer eingeschaltet, um das Anliegen zu überprüfen. Gleiches gilt für lesbische Paare und alleinstehende Frauen. Hinzu kommen zahlreiche Aufklärungsgespräche. Die Bescheinigungen darüber muss das Ehepaar von speziellen Fachärzten ausstellen lassen.

Wie hoch sind die Kosten einer künstlichen Befruchtung? Und wer trägt sie?

Die Kosten der Behandlungen variieren in Deutschland je nach Methode, der Anzahl der Behandlungszyklen und der notwendigen Medikamente. Sie liegen jedoch im Durchschnitt bei 2000 Euro pro Versuch. Aufgrund der niedrigen Erfolgsaussichten müssen Paare allerdings mit Kosten von bis zu 30.000 Euro rechnen.

Seit dem 1. Januar 2004 werden die Kosten nur noch anteilig von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Voll erstattungsfähig sind alle notwendigen Maßnahmen, um die Ursachen für die Kinderlosigkeit zu identifizieren. Auch die Kosten für Hormonbehandlungen werden vollständig von der Kasse übernommen.

Folgende Behandlungen werden zur Hälfte erstattet:

  • Acht Inseminationen ohne Hormonstimulation (dies umfasst auch Behandlungen mit Clomifen und hCG)
  • Drei Inseminationen mit vorheriger Hormonbehandlung
  • Drei Versuche einer In-Vitro-Befruchtung oder ICSI Behandlung

Seit 2004 übernommen die Krankenkassen allerdings nur noch die Hälfte der Kosten, wenn diese Bedingungen erfüllt sind:

  • Das Paar muss verheiratet sein.
  • Frau und Mann müssen über 25 Jahre alt sein. Die Frau darf das 40. Lebensjahr und der Mann das 50. Lebensjahr noch nicht überschritten haben.

Vor Antritt einer IVF, ICSI oder Insemination muss bei der Krankenkasse ein Behandlungsplan eingereicht werden, inklusive einer Kostenschätzung. Dieser Plan muss von der Kasse genehmigt werden.

Wie viel kostet eine künstliche Befruchtung und was übernimmt die Krankenkasse? Hier erfahren Sie alles zum Thema “Kosten einer künstlichen Befruchtung”.

Welche Risiken bestehen für das Ungeborene?

Bei einer künstlichen Befruchtung können unterschiedliche Risiken und Komplikationen auftreten. Die Stimulation mit Hormonen greift im hohen Maße in den Körper der Frau ein. Bei einer Überstimulation kann es zu Wassereinlagerungen, Übelkeit oder Atemnot kommen. Bei den operativen Eingriffen der Methoden der künstlichen Befruchtung können Infektionen auftreten oder Blase, Blutgefäße oder Darm verletzt werden.

Künstliche Befruchtung belastet die Psyche
Wenn eine künstliche Befruchtung nicht klappt, kann das schwer belasten Foto: istock/fizkes

Doch es können auch eine Reihe psychischer Nebenwirkungen entstehen. Gerade wenn sich der Behandlungszeitraum immer weiter ausdehnt und es nicht sofort klappt, kann das schwer belasten. Es ist ratsam in einem solchen Fall eine therapeutische Behandlung wahrzunehmen.

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