Krummer Penis – was das für Männer bedeutet
Nicht nur die Größe, sondern auch die Form des Penis kann einen Mann psychisch stark belasten. Bei einer Penisverkrümmung kann es zusätzlich zu Problemen und Schmerzen beim Geschlechtsverkehr kommen. Ab wann spricht man von einem krummen Penis? Wie entsteht eine Penisverkrümmung? Und gibt es Therapiemöglichkeiten? Das beantwortet Experte Prof. Dr. Hartmut Porst.
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Was ist eine Penisverkrümmung?
Unter einem krummen Penis (auch Penisverkrümmung oder Penisdeviation) versteht man einen mehr oder weniger stark zur Seite (lateral), nach unten (ventral) oder nach oben (dorsal) verbogenen Penis. “Generell führen Verbiegungen mit einem Biegungswinkel von mehr als 30 Grad oftmals zu entsprechenden Schwierigkeiten beim Geschlechtsverkehr”, sagt Prof. Dr. Hartmut Porst. Gründe hierfür sind: Der krumme Penis kann im erigierten Zustand nur mit Schwierigkeiten mit der Hand in die Scheide eingeführt werden. Oftmals verursacht das verbogene Glied Schmerzen beim Koitus, insbesondere bei der Partnerin.
Ab einem Biegungswinkel von mehr als 60 Grad ist meistens eine Penetration nicht mehr oder nur mit größten Schwierigkeiten möglich, da das Glied einfach zu krumm ist. “Die Penisverkrümmung wird immer nur beim voll versteiften Penis sichtbar, am erschlafften Penis sieht man nichts. Meist kommen die Männer erst dann in die Praxis, wenn aufgrund des Krümmungsausmaßes beim Koitus stärkere Probleme auftreten”, so Prof. Dr. Porst.
Krummer Penis: Was sind mögliche Ursachen ?
Eine Krümmung des Penis kann entweder seit der Geburt bestehen oder erst im Laufe der Lebenszeit erlangt werden. Bei den Penisverkrümmungen unterscheiden Mediziner deshalb prinzipiell zwischen
1. angeborenen Penisverkrümmungen,
2. erworbenen Penisverkrümmungen.
Die angeborene Penisverkrümmung und ihre Symptome
Durch Fehler im Erbgut können sogenannte kongenitale Penisdeviationen (angeborene Penisverkrümmung) entstehen. “Die Häufigkeit der angeborenen, operationsbedürftigen Penisverkrümmung wird in der Literatur mit 0,4 bis 1,0 Prozent angegeben. Die kongenitale Penisverbiegung ist auf einen vorübergehenden Testosteronmangel im Mutterleib im 4. Fetalmonat zurückzuführen”, erklärt Prof. Dr. Porst. Die Mehrzahl der angeborenen Penisverbiegungen ist nach unten (ventral) oder nach links zur Seite gerichtet, sehr selten nach oben oder rechts. Häufig treten nach unten – also ventral gerichtete Penisverkrümmungen – auch in Kombination mit einer Hypospadie, einer Harnröhren-Fehlanlage, auf. Die Häufigkeit dieser Fehlbildung: ca. 0,5 bis 1,0 Prozent auf 1.000 Neugeborene.
In einigen Fällen steht die angeborene Penisverkrümmung mit anderen Erkrankungen in Zusammenhang, zum Beispiel mit:
● Hypospadie: Entwicklungsstörung der Harnröhre, bei der sich die Harnöffnung nicht an der Penisspitze befindet, sondern an der Unterseite des Penis. Meistens Peniskrümmung nach unten.
● Megalourethra: Harnröhre ist ballonartig erweitert. Es fehlen Teile der drei Schwellkörper des Penis und es kommt zu einer Weitung der Harnröhre. Diese Entwicklungsstörung geht meistens mit einer Penisverkrümmung nach oben einher.
● Epispadie: Fehlbildung der Harnröhre mit Öffnung an der Penisoberseite.
Die erworbene Penisverkrümmung und ihre Symptome
Doch ein krummer Penis kann auch erst im Laufe der Zeit sichtbar werden, man spricht hier von erworbenen Penisverkrümmungen – beispielsweise als Folge einer sogenannten Induratio penis plastica oder eines Penisbruches.
Die häufigste Form der erworbenen Penisverkrümmung hängt mit einer Induratio penis plastica (IPP) zusammen, eine erworbene Erkrankung, die am Anfang überwiegend durch eine knotige Verhärtung im Penisschaft auffällt. Sie kann infolge eines narbigen Schrumpfungsprozesses zu einer Penisverkrümmung und -verkürzung führen.
“Die Induratio penis plastica, auch Morbus de la Peyronie genannt, ist eine eigenständige, überwiegend genetisch bedingte Peniserkrankung, welche ca. fünf Prozent aller Männer befällt. Also in Deutschland immerhin über zwei Millionen Männer. In 30 Prozent der Fälle ist diese Erkrankung mit einer entsprechenden Knotenbildung an der Handinnenfläche mit Verkrümmungen meist der 3. bis 5. Finger vergesellschaftet, auch als Morbus Dupuytren bezeichnet”, so Experte Prof. Dr. Porst.
Obgleich relativ häufig ist die Krankheit noch weitgehend unerforscht und in Mediziner-Kreisen selbst bei den Urologen weitgehend unbekannt. “Es besteht eine familiäre Häufung, also eine genetische Grundlage und meist tritt die Erkrankung im mittleren Lebensalter auf – mit einem Häufigkeitsgipfel zwischen 40 und 60 Lebensjahren”, sagt der Spezialist.
Es komme bei den betroffenen Männern plötzlich zu stärkeren Schmerzen, wenn der Penis versteift. Außerdem zu Knotenbildungen sowie häufig zu starken, bis zu 90 Grad oder darüber liegenden Verkrümmungen, sodass ein Koitus unmöglich wird.
Im Gegensatz zu den angeborenen Verbiegungen sind die meisten Penisse bei der erworbenen Verkrümmung meist nach oben (dorsal) verkrümmt. Prof. Dr. Porst weist darauf hin, dass eine solche Erkrankung meist immer zu starken Penisverkürzungen führen kann, wenn nicht rechtzeitig und adäquat behandelt wird. “Möglich sind Penisverkürzungen um bis auf die Hälfte des Originalzustandes und führt dann bei den Betroffenen häufig zu Depressionen bis hin zum Suizid”, sagt er.
Eine erworbene Penisverkrümmung kann wie folgt therapiert werden: “Wenn frühzeitig also innerhalb der ersten 12 bis 15 Monate behandelt wird, sind konservative Therapiemaßnahmen mit Penis-Stoßwellentherapie, PDE 5 Hemmern und Penisstreckungsmaßnahmen oftmals sehr erfolgreich. Sie können den Betroffenen spätere aufwendige Operationen ersparen”, erklärt Prof. Dr. Porst.
Krummer Penis: Bestehen Risiken beim Geschlechtsverkehr?
Schmerzen und Unsicherheiten bei Männern mit einem krummen Penis sind keine Seltenheit. “Penisverkrümmungen führen ab einem Biegungswinkel von 30 Grad und darüber zu entsprechenden Kohabitationsbeschwerden. Ab einem Biegungsausmaß von über 60 Grad ist das Einführen des verbogenen Penis meist nicht möglich”, so Experte Porst. Außerdem bestehe bei stärkeren Verkrümmungen immer die Gefahr, dass der krumme Penis bei forciertem Verkehr oder "gewaltsamem Hineindrücken" auch brechen kann – und dann notfallmäßig operiert werden muss.
Wie erfolgt die Diagnose?
“Viele der betroffenen Männer bringen zum Arztbesuch bereits auf dem Handy eine Autofotografie des erigierten Penis mit, woraus sich je nach Qualität das Biegungsausmaß abschätzen lässt”, sagt Prof. Dr. Porst. In der Praxis erfolge dann ein sogenannter Schwellkörpertest (künstlicher Erektion durch Injektion einer erektionsinduzierenden Substanz) sowie eine Messung des Biegungswinkels und der Penislänge – mit einem speziellen Instrument, auch Goniometer genannt.
Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?
Bei der kongenitalen Penisverkrümmung besteht die Therapie immer in einer operativen Therapie mit Beseitigung der Verbiegung. “Dies ist ein hoch spezialisierter Eingriff und sollte nur von auf diesem Gebiet ausgewiesenen Experten durchgeführt werden, da sonst die Komplikationsrate hoch ist”, rät Prof. Dr. Porst.
Bei der erworbenen Penisverkrümmung im Rahmen einer Induratio penis plastica kann in den ersten 12-15 Monaten konservativ durch ein multimodales Therapiekonzept, bestehend aus Medikamenten, Stoßwellentherapie und Penisstreckungsmaßnahmen oftmals eine erhebliche Verbesserung erreicht werden, sodass den Patienten eine Operation erspart werden kann. Bei Fällen mit längerer Krankheitsdauer (über 1,5 Jahre und starken Penisverkrümmungen) sind operative Maßnahmen meist nicht zu vermeiden.
Prof. Dr. Hartmut Porst ist Spezialist für Urologie & Andrologie und weltweit führender Spezialist für Andrologie und Sexualmedizin, leitet sein Institut in Hamburg (European Institute for Sexual Health).