In Stuhlprobe Krebs erkennen – neue Studie macht Hoffnung

Wissenschaftler:innen haben jetzt entdeckt, dass gewisse Stuhlproben auf Krebs hinweisen können. Das wäre ein großer Erfolg, die Studie weckt nun Hoffnungen. Um welche Krebsart es sich handelt und was die Expert:innen herausgefunden haben.

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Bauchspeicheldrüsenkrebs ist eine besonders aggressive Krebsart, die oft zum Tod führt. Die neue Studie von Heidelberger Forschenden macht nun große Hoffnung: Demnach kann man an Stuhlproben eine Krebserkrankung erkennen – und damit eine frühe Diagnose stellen. Dis berichtet unter anderem das Online-Wissensmagazin Scinexx.

Was ist Bauchspeicheldrüsenkrebs?

Die Bauchspeicheldrüse (Pankreas) ist 15 bis 20 Zentimeter lang und damit eine der größten Drüsen des menschlichen Körpers. Sie produziert Hormone und Verdauungssäfte und liegt im Oberbauch, hinter dem Magen bzw. vor der Wirbelsäule. 

Bauchspeicheldrüsenkrebs, in der Fachsprache Pankreaskarzinom genannt, ist so besonders gefährlich, weil die Erkrankung keine eindeutigen Beschwerden verursacht. Betroffene bemerken Symptome erst spät, weswegen die Diagnose auch oftmals erst spät gestellt wird – häufig zu spät: Bauchspeicheldrüsenkrebs schreitet schnell fort, kann medizinisch nur schwer behandelt und oft nicht operiert werden. In vielen Fällen kann selbst eine Kombination verschiedener Chemotherapeutika das aggressive Wachsen des Tumors nicht stoppen. Deshalb sterben drei von vier Patient:innen an dem Krebs, nach 10 Jahren lebt nur noch eine:r von 20 Betroffenen.

Studie: Bauchspeicheldrüsenkrebs in Stuhlprobe nachgewiesen

Expert:innen vom European Molecular Biology Laboratory (EMBL) in Heidelberg haben nun 57 Patient:innen mit Pankreaskrebs in unterschiedlichen Stadien, 29 Menschen mit chronischer Bauchspeicheldrüsen-Entzündung und 50 gesunden Kontrollpersonen untersucht. Darüber hinaus analysierte das Team unter anderem auch Daten von 5.792 Kotproben aus 18 Ländern.

Dabei sind die Forschenden der Frage nachgegangen, ob die Betroffenen charakteristische Veränderungen in ihrer Darmflora aufweisen. Und sie wurden fündig: Es konnte eine spezifische Kombination von Mikroben nachgewiesen werden, die nur bei Bauchspeicheldrüsenkrebs-Patient:innen auftritt.

Bestimmte Mikroorganismen in Stuhlprobe

„Diese Signatur von 27 Mikroorganismen unterscheidet sich deutlich zwischen Krebspatienten und Kontrollen – und dies sowohl in den frühesten wie den fortgeschrittenen Krebsstadien“, heißt es. Demnach zeigte sich bei Krebspatient:innen ein höherer Anteil der Mikrobenarten Methanobrevibacter smithii, Fusobacterium nucleatum, Alloscardovia omnicolens, Veillonella atypica und Bacteroides finegoldii im Darm.

Bauchspeicheldrüsenkrebs-Diagnose bis zu 94 Prozent sicher

Die Wissenschaftler:innen sind sich sicher, dass sich wegen dieser spezifischen Mikroben-Struktur in 84 Prozent der Fälle eindeutig die Diagnose Bauchspeicheldrüsenkrebs gestellt werden kann. Kombiniere man diese Ergebnisse mit Blutproben, in denen der Krebs durch ein bestimmtes Antigen identifiziert werden kann, erhöhe sich die Trefferquote sogar auf 94 Prozent, so das Ergebnis der Studie.

Studie macht Hoffnung auf Früherkennung

Da Bauchspeicheldrüsenkrebs meist erst (zu) spät diagnostiziert wird, könnten diese Erkenntnisse ein großer Fortschritt in der Bekämpfung der Krankheit sein. Pankreaskrebs könnte – etwa durch ein Screening-Programm – viel früher entdeckt werden, wodurch sich die Heilungs- und Überlebenschancen der Patient:innen deutlich vergrößern würden.

Bisher handelt es sich allerdings nur um Beobachtungsdaten, wie auch die Expert:innen zu Bedenken geben. Jetzt müssen die Ergebnisse in weiteren klinischen Studien überprüft werden. Erst dann kann die Untersuchung des Mikrobioms als Diagnoseverfahren in der Praxis angewendet werden.

Dass die Forschenden Bauchspeicheldrüsenkrebs anhand der Mikroben-Signaturen schon eindeutig von Brustkrebs oder Darmkrebs unterschieden konnten, stimmt positiv. Wenn sich das auch bei anderen Krebsarten bewahrheitet und man Krebs in Stuhlproben erkennen kann, wäre das ein bedeutender Fortschritt in der Krebs-Therapie.