Krätze – wenn Milben die Haut befallen

Diese Krankheit klingt nach fehlender Hygiene, Schmutz und Unrat aus längst vergangenen Zeiten: Krätze. Doch bis heute ist die Hautkrankheit nicht verschwunden: Weltweit hat es in den vergangenen 15 Jahren rund 20 Epidemien gegeben.
Auch in Deutschland tritt die Erkrankung immer wieder mal auf, aber recht selten.
Krätzmilben vermehren sich durch Nähe
Dass bei uns nur wenige Menschen befallen werden, hängt mit hohen Hygienestandards zusammen und auch damit, dass wir nicht mehr so eng zusammenleben wie in früheren Zeiten. Denn die Krätzmilben, die die Krankheit auslösen, können sich nur von Mensch zu Mensch verbreiten, wenn diese sehr engen Hautkontakt miteinander haben. Dass man sich ansteckt, weil in der Garderobe zwei Mäntel dicht beieinander hängen oder man in der Boutique ein Kleid anprobiert, ist äußerst unwahrscheinlich. Die Milben brauchen den direkten Hautkontakt von zwei Menschen. Deshalb können sie sich in Altenheimen, Kindertagesstätten oder Krankenhäusern relativ gut verbreiten. Sie gehen zum Beispiel von einem Patienten auf den Arzt und von diesem auf den nächsten Patienten über.
Die Diagnose „Krätze“ wird oft spät gestellt
Oft wird die Krankheit erst spät erkannt. Denn viele praktizierende Ärzte haben Krätze noch nie gesehen. Die Symptome ähneln auch denen einiger anderer Hautkrankheiten. Und sie treten erst mehrere Wochen nach dem Milbenbefall auf. Dann wird die Haut schuppig, es bilden sich Krusten. Ständiges Jucken verstärkt sich nachts meist noch einmal. Besonders häufig sind warme Körperstellen mit einer nur dünnen Hornschicht der Haut betroffen: Handgelenke, zwischen den Fingern, Achselhöhlen und im Intimbereich.
Juckreiz-Erreger in Gängen unter der Haut
Krätzmilben bohren kleine Gänge in die Haut, um Eier darin abzulegen. Oft ist es schwer, die Juckreiz-Erreger zu entdecken. Selbst wenn sich ausgeprägte Symptome zeigen, ist der Körper meist von nicht mehr als zehn winzig kleinen Milben befallen. Da die Krätze fast immer spät erkannt wird, haben die kleinen Spinnentierchen genügend Zeit, um sich zu vermehren. Weibliche Milben legen zwei bis drei Eier pro Tag. Die Parasiten sind mit den Zecken verwandt. Sie übertragen allerdings keine der gefährlichen Viren, die beim Menschen zum Beispiel Borreliose oder Hirnhautentzündung auslösen können.
Krätze breitet sich wie eine Allergie aus
Im Grunde sind die Symptome der Krätze eine allergische Reaktion. Die Ausscheidungsprodukte der Tiere zerfallen in der Haut. Das löst eine Überreaktion des Immunsystems aus. Da die allergenen Stoffe vor allem bei Wärme entstehen, breitet sich das Jucken nachts unter der warmen Bettdecke weiter aus. Durch Kratzen können sich die kleinen Wunden zusätzlich mit Pilzen und Bakterien infizieren. So kann es auch an anderen Körperstellen zu Ekzemen kommen. Außerdem treten die Hautreizungen gelegentlich auch noch lange nach dem eigentlichen Milbenbefall wieder auf – eine Folge der übermäßigen Reaktion des Immunsystems.
Sie können Ihr Haustier weiter Knuddeln: Tiermilben sind harmlos
Gelegentlich tritt bei Tierhaltern eine Art Krätze auf, die aber nicht von Krätzmilben verursacht wird. Milben, die sich auf Kaninchen, Hunde und Katzen oder sogar Vögel spezialisiert haben, gehen manchmal von diesen Tieren auch auf den Menschen über. Bei diesem "Fehlwirt" können sie jedoch meist nicht lange überleben, und die Erkrankung verläuft milde.
Therapie mit Krätzemittel wie Permethrin ist unerlässlich
Krätze heilt nicht von selbst. Eine Therapie ist deshalb dringend nötig. Auch Menschen, mit denen der Betroffene engen Kontakt hat, sollten immer mitbehandelt werden. Krätzemittel enthalten den Wirkstoff Permethrin. Mit ihnen wird der ganze Körper eingerieben. Oft reicht schon eine Anwendung. Es gibt auch permethrinhaltige Sprays, um zum Beispiel Kleidung und Polstermöbel zu behandeln.
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