Konzentrationsschwäche bei Kindern: 5 Anzeichen

Eine Konzentrationsschwäche kann für Kinder den gesamten Alltag belasten und sogar zu psychischen Problemen führen. Darum ist es wichtig, dass Eltern die Anzeichen erkennen, die Ursachen herausfinden und mit den richtigen Maßnahmen gegensteuern.

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Eine Konzentrationsschwäche bei Kindern kann für die betroffenen Jungen und Mädchen schnell zu einer großen Belastung werden: Während es Mitschüler:innen scheinbar leichtfällt, Schulaufgaben zu lösen, benötigen sie deutlich mehr Anstrengung, um bei der Sache zu bleiben. Sie lassen sich ständig ablenken und verlieren schließlich ganz die Lust am Lernen. Die Folge sind nicht selten frustrierte Eltern und Lehrer:innen, deren mitunter verständnisloses Feedback das Kind unter Druck setzt und das Thema Lernen zum stressbesetzten Bereich macht, den das Kind möglichst komplett meiden möchte.

Eltern von Kindern mit Konzentrationsschwäche sollten darum immer offen und vorwurfsfrei auf ihr Kind zugehen und zunächst nach den Ursachen für seine Probleme forschen. Häufig sind es schon kleine Umstellungen im Alltag, die dem Kind helfen, sich besser zu konzentrieren und ihm somit das Leben enorm erleichtern.

Ein Mädchen legt entmutigt den Kopf auf dem Tisch ab
Eine Konzentrationsschwäche kann Kindern den Spaß am Lernen nehmen Foto: iStock/princigalli

Konzentrationsstörung bei Kindern erkennen: 5 Anzeichen

Eine Konzentrationsstörung bei Kindern äußert sich typischerweise durch folgende Anzeichen:

  1. Leichte Ablenkbarkeit: Kindern mit einer Konzentrationsstörung fällt es schwer, bei der Sache zu bleiben – sie lassen sich schnell durch äußere Reize oder ihre eigenen Gedanken ablenken.

  2. Leichtsinnsfehler: Durch diese Ablenkung entstehen häufig Leichtsinns- oder Flüchtigkeitsfehler. Dem Kind fehlt die Fähigkeit, eine Aufgabe in Ruhe „zu Ende zu denken“.

  3. Schusseligkeit: So entsteht häufig der Eindruck, das Kind sei „schusselig“ – es fängt viele Dinge immer wieder von vorne an, ohne sie je fertigzustellen, und erledigt andere Aufgaben doppelt.

  4. Tagträumen: Betroffene Kinder werden ständig durch ihre Gedanken von der aktuellen Aufgabe abgelenkt und träumen dann selbstvergessen vor sich hin.

  5. Mangel an Vitalität: Kinder mit Konzentrationsschwäche fühlen sich häufig kraft- und lustlos, haben wenig Motivation und sind ständig überfordert.

All das schränkt die geistige Leistungsfähigkeit und damit auch die Lebensqualität des Kindes enorm ein. Da die Frustration über das eigene „Ungenügen“ und das negative Feedback von Erwachsenen zur völligen Entmutigung führen und schließlich psychische Folgen haben kann, sollte das Problem immer angegangen werden. Dazu ist es zunächst wichtig, die genaue Ursache herauszufinden.

Konzentrationsschwäche bei Kindern: Die häufigsten Ursachen

Eine Konzentrationsschwäche bei Kindern ist häufig auf eine der folgenden Ursachen zurückzuführen:

  • Stress: Ein gestresstes Gehirn kann sich weniger gut konzentrieren – da geht es Kindern nicht anders als Erwachsenen. Ob die ständige Anspannung durch familiäre oder schulische Sorgen, Schwierigkeiten im sozialen Umfeld oder schlicht durch Bewegungsmangel entsteht, ist von Kind zu Kind unterschiedlich. Aber eines ist bei allen Kindern gleich: Wird der Körper ständig von Stresshormonen geflutet, kann sich das Gehirn nicht auf geistige Aufgaben konzentrieren. Der Stressabbau sollte in diesem Fall oberstes Ziel sein.

  • Überforderung und Überlastung: Mitunter ist Überforderung im Alltag (z.B. ein zu umfängliches Freizeitprogramm) die Ursache für eine Konzentrationsschwäche bei Kindern. Dem heranreifenden Gehirn fehlen dann Ruhepausen und die nötige Energie, sich auf das Lernen zu konzentrieren. Der eng getaktete Terminkalender braucht alle Energiereserven auf und es fehlen Regenerationsphasen wie Zeit zum Spielen, Toben oder entspannten Dösen.

  • Zu hohe Leistungsansprüche: Stellen Eltern oder andere Bezugspersonen besonders hohe Ansprüche an die schulischen Leistungen des Kindes, kann das zu Druck und Angst führen. Die ständige Sorge, den Erwartungen der Erwachsenen nicht gerecht zu werden, kann dem Kind die Lust am Lernen nehmen und die Ausschüttung von Stresshormonen fördern, die wiederum die Leistungsfähigkeit des Gehirns senken.

  • Schlafmangel: Grundschüler:innen benötigen etwa neun bis elf Stunden Schlaf pro Nacht. Fehlt ihnen die nötige Nachtruhe, weil sie zu spät ins Bett gehen oder an Einschlafproblemen leiden, sind sie am nächsten Tag häufig launisch, müde oder überdreht – all das fördert eine Konzentrationsschwäche in der Schule. Nur ein ausgeruhtes Gehirn kann den Anforderungen des Schulalltags gerecht werden.

  • Zu hoher Medienkonsum: Laut einer Studie des Bundesgesundheitsministeriums aus dem Jahr 2016 haben Kinder im Alter zwischen acht und 13 Jahren, die täglich mindestens eine halbe Stunde pro Tag Fernsehen, ein fünfmal höheres Risiko für Konzentrationsstörungen als Kinder mit weniger Medienkonsum.

Häufig kommen mehrere dieser Auslöser zusammen. Auch Faktoren wie Persönlichkeit und Veranlagung haben auf die individuelle Konzentrationsfähigkeit des Kindes Einfluss. Manchmal stecken aber auch körperliche oder psychische Ursachen hinter dem Problem.

Konzentrationsschwierigkeiten beim Kind: Körperliche und psychische Ursachen

In einigen Fällen steckt eine Erkrankung oder Störung hinter den Konzentrationsschwierigkeiten des Kindes. Einige Beispiele dafür sind:

  • ADS oder ADHS: Konzentrationsprobleme sind ein Hauptsymptom von ADS und ADHS. Dabei handelt es sich um zwei unterschiedliche Ausprägungen derselben Störung. Bei ADS steht die Unaufmerksamkeit als Symptom im Vordergrund; betroffene Kinder sind verträumt, schauen häufig aus dem Fenster und nehmen kaum am Unterricht teil. Kinder mit ADHS sind zusätzlich hyperaktiv-impulsiv und fallen häufig als Klassenclowns auf, die den Unterricht stören.

  • Sehschwäche: Ist das Kind kurzsichtig, hat das in vielen Fällen Lernprobleme zur Folge. Denn das Gehirn muss ungeheure Anstrengungen aufbringen, um die Sehschwäche auszugleichen. Betroffene Kinder klagen häufig über andere Symptome wie Kopfschmerzen oder Bauchschmerzen und wirken müde und erschöpft. Das Problem: In der Regel können Kinder ihre Sehschwäche nicht als solche erkennen und benennen. Nur ein Sehtest kann sie eindeutig identifizieren.

  • Nährstoffmangel: Eine Ernährung mit viel Zucker, Weißmehl und Transfetten, aber zu wenig Nährstoffen wie Eisen, Zink, Omega-3-Fettsäuren oder B-Vitaminen kann die kognitiven Fähigkeiten des Kindes beeinträchtigen und so Konzentrationsschwierigkeiten fördern.

  • Depressionen und Angststörungen: Sind im Gehirn bestimmte Botenstoffe aus dem Gleichgewicht geraten, kann das zu depressiven Verstimmungen oder Ängsten führen. Ist das der Fall, hat das Gehirn keine Kapazitäten mehr, entspannt und effizient zu lernen. Das Kind braucht dann unbedingt Hilfe – nicht nur, um seine Leistungsfähigkeit zu steigern, sondern auch und vor allem, um die Symptomatik zu lindern und seine Lebensqualität zu erhöhen.

  • Verletzungen oder Erkrankungen des Knochen-, Muskel- oder Nervenapparates: Hat das Kind Probleme mit der Halswirbelsäule oder hat krankheitsbedingt keine ausreichende Muskelspannung, ist schon das Aufrechtsitzen im Unterricht eine Aufgabe, die seine gesamten Kraftreserven aufbrauchen kann. Zum Lernen ist dann keine Energie mehr übrig. Dasselbe gilt, wenn das Nervensystem beispielsweise durch Umweltgifte oder Infektionskrankheiten angegriffen ist.

Besteht der Verdacht, dass eine Störung oder Erkrankung hinter den Konzentrationsstörungen eines Kindes steckt, ist es ratsam, den Kinderarzt oder die Kinderärztin aufzusuchen, um die Ursachenforschung gemeinsam anzugehen.

Konzentrationsschwäche bei Kindern: Was hilft?

Um eine Konzentrationsschwäche bei Kindern zu behandeln, ist es zunächst wichtig, die Grundvoraussetzungen zu schaffen, dass sich das Kind gut konzentrieren kann. Folgende Bedingungen müssen dafür erfüllt sein:

  • Ausreichend Bewegung: Sport und Herumtollen, am besten an der frischen Luft, fördern die Durchblutung und Sauerstoffversorgung aller Organe inklusive des Gehirns. Zusätzlich werden bei Bewegung Stresshormone abgebaut. Bewegungsmangel hingegen sorgt für einen Überschuss dieser Hormone, der die geistige Leistungsfähigkeit des Kindes drosselt.

  • Ausgleich im Alltag: Die schulfreie Zeit des Kindes sollte möglichst weniger aus weiteren Pflichten und mehr aus Aktivitäten bestehen, die Spaß machen und darüber hinaus keinen weiteren Zweck erfüllen. Ausflüge in die Natur, Spieltreffen mit Freund:innen oder einfach Kuscheln und Vorlesen auf dem Sofa sind nur einige Beispiele für Aktivitäten, die dem Kind einen Ausgleich bieten und seinem Gehirn die Möglichkeit, neue Kraft zu tanken. Entspannungstechniken wie Yoga oder Autogenes Training für Kinder können zusätzlich für Entspannung sorgen.

  • Ein harmonisches Umfeld: Konflikte gehören zum Leben – das müssen auch Kinder lernen und in der Regel können sie gut damit umgehen. Wenn Streit, Probleme und Sorgen aber im Leben des Kindes überwiegen, baut das Stress auf und stellt eine ständige Ablenkung dar. Eltern sollten darum für eine möglichst liebevolle und zugewandte Atmosphäre zuhause sorgen – Konflikte, die zu jedem Familienleben dazugehören, sollten mit dem Kind besprochen und geklärt werden, damit sie seine Gedanken nicht länger als nötig in Beschlag nehmen.

    Auch andere Probleme im Leben des Kindes sollten immer angesprochen und bearbeitet werden: Wird das Kind in der Schule geärgert oder ausgegrenzt, ist das enorm belastend und hält es in vielen Fällen davon ab, sich auf Schulaufgaben zu konzentrieren. Genauso verhält es sich mit problematischen Familienverhältnissen, etwa, wenn das Kind vernachlässigt wird oder zu Hause Gewalt (mit)erlebt. Schließlich können auch schwierige Lebensphasen wie die Trennung der Eltern oder Krankheit oder Tod eines Angehörigen dem entspannten Lernen im Wege stehen. All diese Themen sollten mit dem Kind aufgearbeitet werden, um die entstandene Belastung möglichst zu reduzieren.

Stecken körperliche oder psychische Erkrankungen hinter den Konzentrationsproblemen, sollten diese schnellstmöglich behandelt werden. Zudem gibt es einige Tricks und Kniffe, um dem Gehirn bei der Lösung geistiger Aufgaben etwas auf die Sprünge zu helfen.

Konzentration fördern bei Kindern mit diesen Maßnahmen

Um Neues zu lernen und Gelerntes abzuspeichern müssen die beiden Gehirnhälften als Team zusammenarbeiten. Dabei ist die linke Hirnhälfte eher für logische Zusammenhänge, Sprache, Zahlen und analytisches Denken zuständig, während die rechte Gehirnhälfte emotionsorientiert, bildhaft und kreativ „arbeitet“. Neue Informationen und Fähigkeiten werden zunächst von der linken Gehirnhälfte logisch erfasst – die rechte Gehirnhälfte sorgt dann dafür, dass das Gelernte „in Fleisch und Blut übergeht“ und nicht jedes Mal neu erarbeitet und verstanden werden muss.

Bei manchen Kindern funktioniert diese Teamarbeit im Gehirn ohnehin schon weniger gut als bei anderen – Faktoren wie Stress blockieren die Zusammenarbeit der Hirnhälften jedoch zusätzlich. Mit einigen Techniken lässt sich die Teamfähigkeit der Gehirnhälften verbessern; sie alle zielen darauf ab, die Verbindungen zwischen linker und rechter Gehirnhälfte zu stärken:

  • Über-Kreuz-Bewegungen: Bewegungen, bei denen die beiden Körperhälften zusammengeführt werden (z.B. den linken Ellbogen zum rechten Knie bewegen) trainieren die Koordination der Gehirnhälften sehr effizient. Ebenso bewährt hat sich die „Liegende Acht“. Dabei streckt das Kind den Arm aus und malt mit nach oben gestrecktem Daumen eine liegende Acht in die Luft, die es mit den Augen verfolgt (der Kopf bleibt dabei gerade). Auch zu zweit durchgeführte „Klatschspiele“, bei denen über Kreuz geklatscht wird, bringen das Gehirn auf Trab.

  • Wörter und Bilder kombinieren: Die Tatsache, dass Wörter von der linken, Bilder von der rechten Gehirnhälfte verarbeitet werden, können Eltern sich zunutze machen, indem sie für ihr Kind als Lernhilfe Sprache und Bilder stets kombinieren – vor allem beim Auswendiglernen kann das sehr hilfreich sein.

  • Musikinstrument lernen: Beim Spielen eines Musikinstruments ist eine gute Koordination der Hände gefragt – besonders dann, wenn beide Hände unterschiedliche Aufgaben erfüllen. Das trainiert die Teamfähigkeit der Hirnhälften und ist insgesamt eine gute Konzentrationsübung. Allerdings sollte es nicht als zusätzliche Pflicht auf einem sowieso schon überfüllten Wochenplan ergänzt werden – so sorgt es womöglich zu noch mehr Überforderung und Stress, was der Konzentrationsfähigkeit des Kindes nicht zugutekommen wird.

Konzentrationsschwäche: Das Kind liebevoll unterstützen

Leiden Kinder an einer Konzentrationsschwäche, sollte eines der obersten Ziele von Eltern und anderen Bezugspersonen sein, dem Selbstwertgefühl der Betroffenen nicht zu schaden. Unmut und Frustration der Eltern sorgen nicht selten für Stress, Unsicherheit und Angst – alles „Konzentrationskiller“, die das Problem nur verschlimmern.

Stattdessen sollten Eltern sich auf die Suche nach der Ursache des Problems machen und sich gemeinsam mit dem Kind vornehmen, seine Situation zu verbessern. Kommen gesundheitliche Probleme als Ursache in Frage, sind Kinderärztin oder Kinderarzt die richtigen Ansprechpartner; Hilfe bei Konzentrationsschwäche bei Schulkindern bieten außerdem speziell geschulte Lernberater:innen an, bei denen beispielsweise das Training der Koordination der Hirnhälften auf dem Programm steht.

Insgesamt sollte eine Konzentrationsschwäche beim Kind immer ernstgenommen und nicht etwa als Charakterschwäche abgetan werden – in der Regel gibt es Möglichkeiten, dem Kind zu helfen und seine geistige Leistungsfähigkeit (wieder) zu steigern.

Quellen:

Konzentrationsstörungen, in: kinderaerzte-im-netz.de

Pass doch mal auf! Konzentrationsstörungen bei Kindern, in: deutsche-apotheker-zeitung.de

BLIKK-Medien: Kinder und Jugendliche im Umgang mit elektronischen Medien, in: bundesgesundheitsministerium.de