Kommt DIESE alte Krankheit bei Kindern zurück?

Im 19. Jahrhundert sorgte eine Krankheit für Aufsehen, die vor allem Kinder und Jugendliche betraf. Nun scheint sie zurückzukommen. Worum handelt es sich und warum treten wieder vermehrt Fälle auf?

Ärztin mit Röntgenbild legt Kind die Hand aufs Knie
Kehrt eine alte Krankheit zurück, unter vor allem Kinder leiden? Foto: Istock/Ivan-balvan
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Zu Beginn des industriellen Zeitalters litten Kinder und Jugendliche an einer Krankheit, die auf Mangelernährung zurückzuführen war. Sie trat erstmals in England auf und wurde daher auch als „Englische Krankheit“ bezeichnet. Wo jetzt wieder mehr Fälle auftreten und weshalb die Erkrankung überhaupt zurückkommt.

Mehr Fälle von Rachitis in Schottland

Wie die britischen Gesundheitsbehörden Medienberichten zufolge mitteilten, steigt die Zahl der Rachitis-Fälle in Schottland signifikant an: Im vergangenen Jahr wurden 442 Erkrankungen registriert. 2018 habe die Zahl noch bei 354 gelegen, heißt es. Im deutlich bevölkerungsreicheren England wurden dagegen 482 Fälle gemeldet, im Vergleich also deutlich weniger.

Die Krankheit trat im 19. Jahrhundert häufig auf, insbesondere in den Armenvierteln der großen Industriestädte in England. Man nannte es daher damals auch die „Englische Krankheit“. Durch den Smog kam es zu einem Mangel an Sonnenlicht – ein Faktor, der zu Rachitis führen kann.

Was ist Rachitis?

Der Name stammt vom griechischen Wort für Rücken „Rachis“ ab. Es handelt sich dabei um eine Knochenerkrankung, die durch einen Mangel an Vitamin-D ausgelöst wird und vor allem Kinder und Jugendliche betrifft. Vitamin D sorgt dafür, dass der Körper Kalzium und Phosphat aufnehmen kann. Diese Stoffe sind wiederum essenziell für den Aufbau und die Stabilität von Knochen und Zähnen.

Um einer Rachitis vorzubeugen empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (DGKJ) unabhängig von der Vitamin-D-Zufuhr durch Muttermilch bzw. Säuglingsnahrung und der Vitamin-D-Produktion durch UV-Licht in der Haut bei gestillten und nichtgestillten Säuglingen die tägliche Gabe von einer Vitamin-D-Tablette von 10-12,5 µg (400-500 IE). Diese Prophylaxe soll laut der DGKJ ab dem Ende der ersten Lebenswoche bis zum Ende des ersten Lebensjahres durchgeführt und ggf. in den Wintermonaten des zweiten Lebensjahres fortgeführt werden.

Die Symptome einer Rachitis

Die Krankheit kann zum einen durch einen Mangel an Sonnenlicht und zum anderen durch Mangelernährung ausgelöst werden. Beides führt zu einem Vitamin-D-Mangel, der vor allem bei jungen Menschen im Wachstum folgende Beschwerden auslösen kann:

  • Bei Babys treten Symptome auf wie Unruhe, Schwitzen, Schreckhaftigkeit, Muskelschwäche, Verstopfung, Krämpfe, Veränderungen am Kopf wie einer Abflachung des Hinterkopfes

  • In späteren Jahren kommt es unter anderem zu perlschnurartig aufgereihten Höckern an Fingern und Fußknöcheln sowie zu Skelettverformungen wie X- oder O-Beinen und Defekte im Zahnschmelz.

Rachitis in Schottland: Warum kommt sie zurück?

Durch gezielte Maßnahmen zur verbesserten Ernährung und für mehr Sonnenlicht konnte die Krankheit in Großbritannien schon vor Jahrzenten fast gänzlich zurückgedrängt werden. Allerdings tritt sie in ärmeren Regionen weltweit immer wieder auf – genau wie Tuberkulose und Scharlach, von denen in Schottland ebenfalls immer mehr Fälle vorkommen.

Die meisten Rachitis-Fälle wurden rund um Glasgow gemeldet, wo laut Schätzungen ein Drittel der Kinder in Armut lebt. Expert:innen nehmen an, dass unter anderem Bewegungsmangel an der frischen Luft und schlechte Ernährung zu dem Vitamin-D-Mangel und dem vermehrten Auftreten von Rachitis in Schottland führen.

Quellen: 

Die Zahlen steigen: Krankheit aus dem 19. Jahrhundert taucht wieder auf, in: focus.de

Rachitis, in: deximed.de

Vitamin-D-Mangel/ Rachitisprohylaxe, in: kineraerzte-im-netz.de