Kommen jetzt die Tropen-Mücken?

Tropenmücke überträgt Leishmanien
Die Sandmücke überträgt die sogenannten Leishmanien – Parasiten, die Milz, Leber und Knochenmark schädigen können Foto: shutterstock

Mit nur einem Stich sollen sie Krankheiten, wie die rätselhafte Leishmaniose, auf den Menschen übertragen – doch was ist wirklich dran an diesen Meldungen? Unser Experte für Infektionsmedizin, Dr. Helge Kampen, klärt auf.

Unsere heimischen Stechmücken sind nervig, aber harmlos. Doch was ist mit gefährlichen Tropen-Insekten, die sich angeblich hierzulande ausbreiten? Privatdozent Dr. Helge Kampen vom Friedrich-Loeffer-Institut für Infektionsmedizin in Greifswald gibt Antworten.

Breiten sich in Deutschland tatsächlich Stechmücken aus, die gefährliche Krankheiten übertragen können?

Nein, das sind zurzeit eher Einzelfälle. Natürlich ist nicht auszuschließen, dass durch den weltweiten Tourismus auch Krankheitsüberträger aus dem Ausland eingeschleust werden. Oft wissen Reisende nicht einmal, dass sie Erreger in sich tragen. So gibt es etwa die Malaria-Mücke Anopheles auch bei uns, aber sie ist nicht infiziert und daher ungefährlich. Erst wenn sie bei einer Person Blut saugt, die den Malaria-Parasiten in sich trägt, könnte sie theoretisch bei einem weiteren Stich eine andere Person mit dem Tropenfieber anstecken. Aber das passiert in Deutschland extrem selten.

Gibt es bei uns noch andere Stechmücken, die gefährlich werden können?

Ja, zum Beispiel die Asiatische Tigermücke und die Asiatische Buschmücke. Erstere wurde bereits in 17 Ländern nachgewiesen, auch in Südwestdeutschland. Die Buschmücke oder deren Larven sind bisher nur in der Schweiz und in Süddeutschland aufgetaucht, dort scheint sie sich inzwischen aber fest angesiedelt zu haben. Die Leishmanien sind Parasiten, die von der Sandmücke übertragen werden. Es gibt verschiedene Arten. In den genannten Ländern sind die Erreger für die "viszerale Leishmaniose" verantwortlich, die Milz, Leber und Knochenmark schädigen kann. Meist verläuft die Erkrankung aber ohne Beschwerden.

Welche Krankheitserreger können denn diese Mücken übertragen?

Die Tigermücke kann das Gelbfieber-Virus, das Dengue-Fieber-Virus und das Chikungunya-Fieber-Virus übertragen. Diese Krankheiten äußern sich durch Fieber und Übelkeit, das Chikungunya-Fieber durch starke Knochenschmerzen. Die Buschmücke hat das West-Nil-Virus in sich, das zu Hirnhautentzündung führen kann. Aber häufig bleiben die Infektionen symptomlos oder machen nur leichte Beschwerden wie etwa bei einer Sommergrippe.

Kommen die kleinen Blutsauger nur über den Tourismus nach Deutschland?

Keineswegs. Die Tigermücke kommt vor allem über den Gebrauchtreifenhandel aus Asien zu uns. Sie legen dort ihre Eier ab. Auch die kleinen, mit Wasser gefüllten Plastikgefäße, in denen der Glücksbambus importiert wird, sind eine ideale Brutstätte.

Was ist mit dem erst kürzlich entdeckten Schmallenberg-Virus?

Das Virus – nach dem Ort seiner Entdeckung benannt – befällt Schafe, Ziegen und Rinder. Es wird durch bestimmte Mückenarten übertragen. Wissenschaftler sehen keine Indizien dafür, dass die Viren sich auch auf Menschen übertragen. Auch nicht durch Kontakt mit infizierten Tieren.

Sicherer Mückenschutz

Wer in tropische Gebiete reist, sollte auf körperbedeckende Kleidung achten. Am Abend und nachts ist der Aufenthalt in mückengeschützten Orten zu empfehlen (Klimaanlage, Fliegengitter, Moskitonetz über dem Bett). Zelte nicht in der Nähe von stehenden Gewässern aufschlagen. Mückenschutz ist auch bei uns ratsam. Gängige Wirkstoffe sind z. B. Bayrepel und DEET. Mittel (Repellents) mit ätherischen Ölen schützen nur bedingt – am besten in Deutschland kaufen. Im Ausland können giftige Stoffe enthalten sein.