Kobaltvergiftung: Mein künstliches Hüftgelenk hätte mich fast umgebracht

Albtraum nach der Hüft-OP der: Der Patient konnte nicht richtig sehen und hören, das Herz machte schlapp. Die Ärzte ratlos – bis ein Professor eine Folge der Serie "Dr. House" sah ...
Er war eigentlich kerngesund, führte erfolgreich eine kleine Baufirma und wenn Not am Mann war, packte er auf den Baustellen auch selbst mit an. Dirk Meisner hatte keinen Grund zu klagen – wenn da nicht die Probleme mit der Hüfte gewesen wären. 2001 bekam er ein künstliches Hüftgelenk eingesetzt, aus Keramik. Das verschaffte ihm neue Beweglichkeit. Damit könnte er alt werden, dachte er. Doch dann das Drama: Im November 2010 stolpert er auf der Treppe, stürzt und bricht sich das künstliche Hüftgelenk.
Ein Spezialist für ungewöhnliche Krankheiten fand die richtige Diagnose: Kobaltvergiftung
Der Unfall ist der Beginn eines Albtraums: Er bekommt ein neues Hüftgelenk, dieses Mal aus Metall. Sechs Monate danach bekommt der Bauunternehmer plötzlich hohes Fieber. "Wenig später konnte ich plötzlich nichts mehr hören", erzählt er. Auch das Herz wird immer schwächer. "Trotz Medikamenten konnte ich kaum atmen." Die Ärzte vermuten zunächst einen Virus. Auch die Augen werden zunehmend schlechter, sind nur noch bei 10 Prozent. Ärzte diagnostizieren grauen Star und setzen ihm neue Linsen ein.
Das schwache Herz wird zum Problem. Eine Transplantation scheint die einzige Lösung. Der Kardiologe überweist ihn in die Marburger Uniklinik. Dort kommt Meisner sofort auf die Intensivstation. "Für meine Kinder war es schlimmer als für mich. Ich habe kaum noch etwas wahrgenommen." Hier trifft er seinen Lebensretter: Professor Jürgen Schäfer, der ähnlich wie der bekannte TV-Arzt Dr. House Spezialist für ungewöhnliche Krankheiten ist.
Der komplette Körper wird vergiftet
Er stellt endlich die richtige Diagnose: Kleine Splitter des zerbrochenen Keramikgelenks hatten sich in das Metallgelenk gesetzt. Der Experte: "Die Partikel sorgten für Abrieb an der Metallprothese." Diese vergiften Dirk Meisners gesamten Körper! Er bekommt sofort Entgiftungstabletten, das Gelenk wird wieder ausgetauscht. Keine Minute zu früh – um das Gelenk ist bereits alles schwarz verfärbt! Während der dreistündigen Operation kollabiert Meisners Herz. "Mein Hüftgelenk hätte mich fast umgebracht", sagt er.
Ein Herzschrittmacher kann die Herz-Leistung zwar auf 45 Prozent bringen, doch es bleibt, genau wie Augen und Ohren, irreparabel geschädigt. Die Augen haben 30 bzw. 50 Prozent Leistung, das Gehör 30.
Wie geht es ihm heute? Dirk Meisner ist zu 80 Prozent schwerbehindert. Jeden Tag nimmt er zwölf Tabletten, der Kobalt-Wert ist noch immer um das 50-Fache erhöht. Arbeiten kann er nicht mehr, Sohn Jonas führt die Firma weiter. Der Vater stolz: "Wenn es was Gutes hatte, dann dass die Familie eng zusammengerückt ist. Ohne diese Unterstützung hätte ich es nie gepackt."

So half Dr. House bei der Hüft-OP
Millionen guckten die Erfolgs-Serie mit Dr. House, der auch die schwierigsten Fälle löste. Prof. Jürgen Schäfer (Uniklinik Marburg) hat die Serie im Fall von Dirk Meisner den entscheidenden Hinweis gegeben: "Es hat mir geholfen, dass ich eine Folge von 'Dr. House' ('Spießrutenlauf') für den Unterricht genutzt hatte. Dort erlitt eine Patientin eine Kobaltvergiftung nach einer Hüft-OP." Diese seltene Komplikation habe nichts mit der Metallprothese zu tun, sondern sei eher einem Behandlungsfehler zuzuschreiben. Wer eine solche Prothese habe, müsse sich keine Sorgen machen.
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