Kinderrheuma oder Wachstumsschmerzen?

Monatelang weinte der kleine Junge – die Ärzte haben seine Beschwerden als harmlose Wachstumsschmerzen abgetan. Doch die Diagnose war ein Schock. Lesen Sie hier alles über das Drama um den kleinen Sebastian (2).

Kleines Kind mit Rheuma
Die schmerzfreien Phasen verbringt Sebastian mit seiner Familie am liebsten auf dem Spielplatz Foto: Fotolia

Kinder und Rheuma – zwei Begriffe, die auf den ersten Blick nicht zueinander passen: „Rheuma – das ist doch ein Leiden, das nur alte Menschen plagt“, denken viele. Weit gefehlt: Etwa 50 000 Kinder und Jugendliche in Deutschland sind von einer akuten rheumatischen Erkrankung betroffen. Das Fatale: Häufig bleibt die Krankheit in diesen Fällen unerkannt und die Beschwerden werden als harmlose Wachstumsschmerzen abgetan.

Diagnose: Morbus still

Diese leidvolle Erfahrung hat auch Monika Gruber* (29) gemacht. Ihr Sohn Sebastian leidet an „Morbus still“, einer ausgesprochen seltenen rheumatischen Erkrankung bei Kindern. Bis die Diagnose gestellt wurde, durchlebten Mutter und Sohn eine schlimme Zeit.

„Es ging im vergangenen Jahr los“, erinnert sich Monika, „und setzte dann schlagartig ein: Fieber, Hautausschlag, Gelenkschmerzen. Hinzu kam auch noch ein absoluter Berührungsschmerz. Sobald ich Basti hochheben oder nur anfassen wollte, schrie er vor Qual. Er war blass, abgespannt und hatte keinen Appetit. Eigentlich wollte er nur noch liegen und seine Ruhe haben. Das war sehr untypisch für ihn.“ Monatelang weinte der kleine Kerl. Hatte Fieber. Zäpfchen, Pillen, Säfte – nichts half. Monika Gruber: „Wir wussten damals einfach nicht mehr weiter. Dass Sebastian Rheuma hat, darauf wäre ich nie gekommen!“

Oft vergehen Jahre bis zur Rheuma-Diagnose

Und dabei hatte der Junge noch Glück. Bei ihm dauerte es „nur“ Monate, bis seine Kinderärztin einen Rheuma-Test machen ließ und die Krankheit feststellte. Bei anderen Kindern vergehen oft Jahre, bis die tückische Gelenkentzündung endlich erkannt wird. „Die meisten Kinderärzte sind eben mit Rheuma einfach nicht vertraut“, weiß Monika Gruber heute. „Ich fühlte mich traurig und hilflos, als ich die Diagnose bekam“, erzählt Monika. „Ich fragte mich: Warum gerade er? Was habe ich als Mutter falsch gemacht? Doch diese Gedanken bringen einen nicht weiter. Denn es spielen viele Faktoren eine Rolle: Stress, Umwelteinflüsse, genetische Veranlagung – man kann es einfach nicht sagen.“

Medikamente lindern den Rheuma-Schmerz

Eine Therapie gibt es nicht für Sebastian. Aber Medikamente, die den Entzündungsprozess zur Ruhe bringen und die Schmerzen lindern. „Momentan ist er schmerzfrei“, freut sich Monika. Denn „Morbus still“ verläuft in Schüben. Ein nicht berechenbares Auf und Ab.

*Namen von der Redaktion geändert