Kein Schutz vor Corona: Visiere sind kein Maskenersatz

Visier-Schutzmasken sind für immer mehr Menschen eine praktische Alternative zum Schutz gegen die Verbreitung des Coronavirus. Jetzt ist klar: Visiere schützen nicht vor Corona. Warum das so ist und ob es als Alternative zur Mund-Nasen-Bedeckung trotzdem erlaubt ist, erfahren Sie hier.

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Wie funktioniert eine Visier-Schutzmaske?

Die Plexiglasvisiere bestehen aus Kunststoff, das sich wie ein Schild vom Kinn bis zur Stirn vor das Gesicht wölbt (daher auch „Face Shield" genannt) und nach unten offen sind. Mit einem Gummiband an der Stirn befestigt, ermöglicht es so ein unbeschwertes Atmen und eine freie Sicht auf das Gesicht. Bei einem Mundschutz ist es jedoch besonders wichtig, dass er groß genug ist, um Mund, Nase und Wangen vollständig zu bedecken. Da das Visier jedoch nach unten offen ist, ermöglicht es Tröpfchen unter oder an den Seiten des Visiers vorbeizugelangen.

Tröpfcheninfektion und Aerosole spielen eine wichtige Rolle

Das Coronavirus kann durch die sogenannte Tröpfcheninfektion beim Husten oder Niesen von Mensch zu Mensch übertragen werden. Um beurteilen zu können, wie gut die Plastikvisiere vor einer Tröpfcheninfektion schützen, gilt es zunächst einen Blick auf die unterschiedlichen Arten von Tröpfchen zu werfen:

Bei einer klassischen Tröpfcheninfektion fliegen „große Tröpfchen“ beim Husten oder Niesen ein Stück weit auf gerader Bahn und fallen dann zu Boden.

Es gibt jedoch auch Tröpfchen, die so klein sind, dass sie über den feinen Nebel beim Ausatmen verbreitet werden und keiner „direkten Flugbahn“ folgen, sondern über längere Zeit in der Luft verbleiben. Sie werden „Aerosole“ genannt. Mehrere internationale Forschungsgruppen, unter anderem das Robert Koch-Institut (RKI), konnten Coronaviren in solchen Aerosolen nachweisen. „Auch wenn eine abschließende Bewertung zum jetzigen Zeitpunkt schwierig ist, weisen die bisherigen Untersuchungen insgesamt darauf hin, dass SARS-CoV-2-Viren über Aerosole auch im gesellschaftlichen Umgang übertragen werden können“, so das RKI.

Mangelnder Schutz gegen Corona durch ein Visier

Bei beiden Arten von Tröpfchen, aber insbesondere bei der Aerosolinfektion, schützt das Visier nicht ausreichend. Als Komplettschutz tauge ein Visier dabei natürlich nicht, da es kein geschlossenes System sei, bestätigt auch das Institut für medizinische Virologie der Uni Frankfurt. Denn von der Seite oder von unten könnten Viren immer noch ihren Weg finden.

Und auch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) weißt darauf hin, dass die Gesichtsbedeckung richtig über Mund, Nase und Wangen platziert sein und an den Rändern möglichst eng anliegen müsse. So könne das Vorbeiströmen von Luft an den Seiten minimiert werden und die Geschwindigkeit des Atemstroms und Tröpfchenauswurfs bestmöglich reduziert werden.

Vor dem Hintergrund der Tatsache, dass Visiere „i.d.R maximal (nur) die direkt auf die Scheibe auftretenden Tröpfchen auffangen“, stuft auch das Robert Koch-Institut „die Verwendung von Visieren (…) nicht als gleichwertige Alternative zur Mund-Nasen-Bedeckung“ ein.

In fast allen Bundesländern wird ein Visier gemäß den Einschätzungen des RKI daher nicht als Alternative zur Maske anerkannt. Ausnahme bilden hier Hamburg, Hessen und Rheinland-Pfalz.

Visier als ergänzender Corona-Schutz zur Maske

Ein Visier schützt also nicht ausreichend vor einer Corona Infektion und darf daher nicht als Alternative zur Mund-Nasen-Bedeckung verwendet werden. Das heißt jedoch nicht, dass es wertlos ist: Gerade im Bereich des Handwerks, der Gastronomie oder Medizin kann es als ergänzende Schutzmaßnahme verwendet werden. Und auch Menschen, die aufgrund psychischer Erkrankungen wie Demenz oder Klaustrophobie oder körperlicher Einschränkungen keine Maske tragen können, haben durch ein Visier so die Chance, die Corona-Schutzmaßnahmen einzuhalten und sich wie mit einer Maske solidarisch zu zeigen.

Quellen:

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Fragen und Antworten, in; Infektionsschutz.de

Risikoinformationen/Medizinprodukte/Schutzmasken, in: Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte 

Neuartiges Coronavirus/Steckbrief, in: Robert Koch Institut

Infektion über die Luft nicht auszuschließen, in: aerzteblatt.de

Infektion über Aerosole immer wahrscheinlicher, in: pharmazeutische-zeitung.de