Kein Geschmacks- und Geruchssinn bei Corona: Forscher:innen finden Ursache

Warum verlieren manche Corona-Erkrankte ihren Geschmacks- und Geruchssinn und andere nicht? Eine Studie deckt eine mögliche Ursache auf. Alle wichtigen Details!

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Kein Geschmacks- und Geruchssinn bei Corona? Dieses Phänomen gehört seit Beginn der weltweiten Pandemie zu den am häufigsten berichteten Symptomen – zumindest bei Infektionen mit der Delta-Variante. Bei der aktuell grassierenden Omikron-Mutante scheinen Geschmacks- und Geruchssinn weniger häufig betroffen zu sein. Könnte also die Art der Virusvariante das Symptom beeinflussen? Ausgeschlossen ist das nicht. Allerdings fanden Forscher:innen nun eine mögliche Ursache für den Verlust des Geschmacks- und Geruchssinns bei Corona, die auf die menschlichen Gene zurückzuführen ist. 

Studie: Erbgut von 70.000 Menschen analysiert

Das Team um Wissenschaftlerin Janie Shelton vom US-Genanalyse-Unternehmen "23andMe" hat in einer genomweiten Vergleichsstudie (Assoziationsstudie) die Genvarianten im gesamten Erbgut von 69.841 Personen miteinander verglichen. 47.298 davon, also 68 Prozent, hatten während ihrer Infektion über Geruchs- und Geschmacksdefizite geklagt. Die untersuchten Proben stammten von Patientinnen und Patienten aus den USA und Großbritannien. 

Mit spezifischen Algorithmen suchten die Forschenden nach aussagekräftigen Veränderungen in Genorten. Genorte sind Stellen auf einem Chromosom, an denen ein Gen liegt. Gesucht wurde nach Genorten, die bei COVID-19-Erkrankten mit Gesuchsverlust deutlich häufiger verändert waren als bei Erkrankten ohne dieses Symptom.

Kein Geschmacks- und Geruchssinn bei Corona: Sind die Gene schuld?

Tatsächlich fanden Janie Shelton und ihre Mitarbeiter:innen eine Stelle auf dem Chromosom, die häufiger verändert war. In der Nähe der beiden Gene UGT2A1 und UGT2A2 ließ sich ein rund 44.600 Basenpaare langer DNA-Abschnitt identifizieren, der bei Corona-Erkrankten mit eingeschränktem Geschmack- und Geruchssinn deutlich verändert war. Wie die Wissenschaftler:innen weiter herausfanden, umfasst der veränderte Genort 28 Genvarianten auf, die das Risiko für einen Verlust des Geruchssinns insgesamt um rund elf Prozent erhöhen. 

Die Gene UGT2A1 und UGT2A2 sind vor allem in den Schleimhautzellen der Nase aktiv und bilden Enzyme, die eine wichtige Rolle bei der Geruchswahrnehmung spielen. "Diese beiden Gene sind nicht nur die am nächsten liegenden, sondern auch biologisch plausible Kandidaten", betonen Janie Shelton und ihr Team in ihrer Studie. 

Die Frage nach dem Wie noch offen

Die Enzyme, die UGT2A1 und UGT2A2 bilden, haben eine interessante Aufgabe: Sie neutralisieren Gerüche in der Nase. Dadurch werden bereits aufgenommen Gerüche praktisch gelöscht und es entsteht Platz für neue Gerüche. Würde dies nicht passieren, könnten einmal aufgenommen Geruchsreize nicht mehr durch neue Gerüche ersetzt werden. 

Wie genau COVID-19 in diese Vorgänge eingreift, konnten Janie Shelton und ihr Team noch nicht klären. 

Coronabedingter Geruchsverlust: Europäer:innen besonders betroffen?

Zusätzlich stellten die Wissenschaftler:innen einen interessanten Zusammenhang fest: Es scheint so zu sein, dass Personen europäischer Abstammung den veränderten Genort häufiger in sich tragen als Menschen mit asiatischen oder afrikanischen Vorfahren. "Die genetische Assoziation ist zwar in der europäischen Population am deutlichsten, die Effektgrößen sind aber populationsübergreifend konsistent", erklärte die Forschenden. 

Die Studie zum Thema Geschmacks- und Geruchssinn bei Corona ist im Fachmagazin "Nature Genetics" erschienen.

Quellen: The UGT2A1/UGT2A2 locus is associated with COVID-19-related loss of smell or taste, in: nature.com Corona: Gene mitschuld an Riechstörung?, in: scinexx.de